Berlin. Egal, ob LinkedIn, Xing, Stepstone oder Indeed: Jede Plattform hat bei der Jobsuche Vor- und Nachteile. Worauf Sie achten sollten.

Den perfekten Job zu finden, ist harte Arbeit. Man muss nicht nur die eigenen Wünsche berücksichtigen, sondern zusätzlich beim Durchforsten der Stellenanzeigen einigen Aufwand betreiben. Da die Jobsuche längst so gut wie ausschließlich online abläuft, landet man dabei früher oder später auf Jobportalen wie Stepstone, LinkedIn, Indeed oder dem Angebot der Bundesagentur für Arbeit. Und das sind nur die größten Anbieter: Verschiedene Untersuchungen gehen sogar davon aus, dass es deutschlandweit bis zu 800 verschiedene Portale gibt.

Und genau da liegt für viele das Problem: Jede der Plattformen hat verschiedene Vor- und Nachteile, die häufig mit dem gesuchten Beruf zusammenhängen. Sascha Theisen, Arbeitsmarkt-Experte von der Unternehmensberatung Employer Telling erklärt, welche Plattform für Sie die richtige ist.

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Jobsuche bei der Bundesagentur für Arbeit

Die Agentur für Arbeit gilt als eine der umfangreichsten Plattformen und hat ein dementsprechend breites Angebot, das auf verschiedene Berufsgruppen und Ausbildungshintergründe zugeschnitten ist. Theisen: „Die Arbeitgeber müssen hier kein Geld zahlen, um eine Anzeige zu schalten, was vor allem für kleinere Unternehmen attraktiv ist, die nicht immer das Budget für eine teure Stellenanzeige haben.“ Deshalb finden sich hier viele kleinere Unternehmen aus dem ländlichen Raum. Vor allem Handwerker sollten hier schauen. Das gilt auch für Plattformen wie meinestadt.de, die sich in erster Linie auf den gewerblichen Jobmarkt konzentrieren.

Das Jobportal der Bundesagentur bietet zudem Neben- und Aushilfsjobs, genauso wie befristete Beschäftigungen auf Weihnachtsmärkten oder in der Saisonarbeit und Praktika. Nachteil: Das Portal ist nicht sonderlich gut gepflegt, teilweise werden Stellenangebote gelistet, die bereits vor einiger Zeit besetzt wurden und dementsprechend nicht mehr verfügbar sind.

Sascha Theisen ist Arbeitsmarkt-Experte von der Unternehmensberatung Employer Telling.
Sascha Theisen ist Arbeitsmarkt-Experte von der Unternehmensberatung Employer Telling. © Catja Vedder | Catja Vedder

Stepstone bietet auch Jobs im Ausland an

Stepstone gehört wie Indeed (siehe unten) zu den Platzhirschen der Berufsportale. Hier finden Sie ausschließlich Arbeitgeber, die für das Schalten der Anzeige gezahlt haben. Stepstone ist außerdem international aktiv und bietet somit auch Jobmöglichkeiten im Ausland. Weiterer Vorteil: Durch präzise Filtermöglichkeiten können Sie viele Jobs direkt ausschließen und sich auf passende Optionen konzentrieren.

Vor allem Akademiker finden hier einen passenden Job. Das Angebot soll in den kommenden Monaten aber verbreitert werden, um ein größeres Spektrum anzusprechen.

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Indeed ist das Google für Jobangebote

Indeed filtert das gesamte Internet nach Stellenanzeigen und präsentiert diese dann auf der eigenen Website, ist somit eine Art Google für Jobangebote. Genau wie bei Stepstone wird auch hier das Ausland in die Suche mit einbezogen. Theisen: „Das hat den Vorteil, dass ich eigentlich alle Jobs an einem Ort finde. Dabei werden den Bewerbern unter anderem auch Karriereseiten der Unternehmen angezeigt, was deren Auswahlmöglichkeiten erhöht und ihnen den Vorteil bietet, keine Karrierechance zu verpassen.“ Hier finden sich auch viele Praktika sowie Aushilfs- und Ausbildungsstellen.

Aber: Sollte sich ein Arbeitgeber dazu entschließen, nicht für seine Anzeige zu zahlen, rutscht diese in der angezeigten Ergebnisliste weit nach hinten und ist nur schwierig zu finden. Wer dringend auf der Suche ist, sollte also Geduld beim Scrollen aufbringen.

LinkedIn und Xing: Jobs finden auf Business-Netzwerken

Theisen: „Hierbei handelt es sich ursprünglich um Business-Netzwerke, die vor einigen Jahren das Recruiting als lukrativen Geschäftszweig für sich entdeckt haben. Beide Plattformen haben mehrere Millionen Lebensläufe angesammelt, die für suchende Personaler in Zeiten des Fachkräftemangels natürlich eine echte Fundgrube darstellen und daher für die Direktansprache von gefragten Talenten genutzt werden.“ Weiterer Vorteil: Die Plattform kann anhand des Lebenslaufes und der Fähigkeiten genau erkennen, welche Jobs für Sie infrage kommen. Unpassende Angebote werden so direkt herausgefiltert und Jobsucher finden unter dem Reiter „Jobs“ genau auf ihren Lebenslauf zugeschnittene Stellenangebote.

Beide Plattformen richten sich hauptsächlich an Akademiker, die in ihren Berufen auf ein breites Netzwerk zurückgreifen, etwa im Kommunikationsbereich. Sowohl bei LinkedIn als auch bei Xing findet man neben Jobangeboten auch einen Austausch zwischen den Mitgliedern. Darüber lassen sich im besten Fall gleich neue berufliche Kontakte knüpfen.

Wichtig: Xing ist im Gegensatz zu LinkedIn fast ausschließlich auf den deutschsprachigen Markt zugeschnitten.

Jobsuche derzeit so leicht wie nie

Doch ganz gleich, welches Portal für Sie das richtige ist: Die Jobsuche wird Ihnen derzeit wohl so leicht wie noch nie gemacht. Der Grund: Der Fachkräftemangel sorgt in vielen Bereichen für offene Stellen, mittlerweile müssten sich die Unternehmen vielfach bei den Kandidaten bewerben, anstatt umgekehrt. Theisen: „Menschen, die einen Job suchen, sind im Bewerbungsprozess längst in der stärkeren Position. Einer Vielzahl von offenen Positionen auf dem Arbeitsmarkt stehen immer weniger Kandidaten zur Verfügung. Daher sind die Unternehmen gezwungen, auf die Wünsche der Bewerber einzugehen, wenn sie die richtigen Menschen für sich gewinnen wollen. Denn diese haben die freie Auswahl.“

Auch eine Initiativbewerbung kann sich lohnen

Die derzeitigen Gegebenheiten für den Arbeitsmarkt eröffnen zusätzliche Möglichkeiten. Theisen: „Die Zeit ist mehr denn je reif für Initiativbewerbungen. Viele Bewerber können sich den Luxus leisten, sich in ihrer Jobsuche ausschließlich auf ihre Traumarbeitgeber zu konzentrieren. Die Chancen, dass sich auch dort eine Jobchance auftut, sind derzeit besser denn je.“ Sein Tipp: „Behalten Sie dafür dringend auch die Karriereseiten der Unternehmen im Blick. Aber selbst, wenn dort keine passende Ausschreibung zu finden ist, kann sich eine Initiativbewerbung lohnen.“