Berlin. Neue Impfstoffe sind da: Menschen über 60 sollen sich gegen das RS-Virus impfen lassen, raten Experten. Das könnte aber teuer werden.
Neuer Schutz vor schweren Atemwegserkrankungen: Elf medizinische Fachgesellschaften und Institutionen rufen Menschen über 60 dazu auf, sich gegen das Respiratorische Syncytial-Virus, kurz RSV, impfen zu lassen. Ein grundsätzliches Problem aber löst der Appell nicht.
„RSV-Infektionen gefährden nicht nur Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder, sondern können auch bei älteren und vorerkrankten Erwachsenen schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen von vorbestehenden Erkrankungen auslösen“, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Positionspapier. Erstellt worden ist es von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Daran mitgewirkt haben unter anderem die Gesellschaften für Infektiologie, Innere Medizin oder auch Geriatrie.
Erstmals überhaupt hat die Europäische Union zwei Impfstoffe gegen das RS-Virus zugelassen, Arexvy von Glaxo Smith und Abrysvo von Pfizer. „Insbesondere Erwachsene mit deutlich eingeschränkter Immunabwehr oder schweren Lungen- sowie Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen empfehlen wir eine Impfung“, sagt DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch.
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Impfstoff gegen RS-Virus: Zulassungsstudie mit mehr als 30.000 Probanden
Eine aktuelle Studie zeigt den Angaben zufolge, dass insbesondere nach den ersten Wellen der Corona-Pandemie RSV-Erkrankungen wesentlich häufiger vorkommen. „In den Kliniken beobachten wir eine vergleichbare Krankheitslast und Sterberate wie bei Lungenentzündungen nach Influenza- oder Pneumokokken-Infektionen. Besonders gefährdet sind auch Menschen mit bösartigen Blutkrebserkrankungen wie Leukämie oder Multiples Myelom“, erklärt Prof. Martin Witzenrath, Leitautor des Positionspapiers und Direktor der Klinik für Pneumologie und Intensivmedizin an der Berliner Charité.
In den Zulassungsstudien wurden laut DGP mehr als 30.000 geimpfte Probanden untersucht. Die Ergebnisse beider Zulassungsstudien belegen die Wirksamkeit beider Proteinimpfstoffe. Sie verursachten bei Menschen über 60 zwar Nebenwirkungen, diese waren aber zumeist innerhalb weniger Tage abgeklungen und in Häufigkeit und Intensität vergleichbar mit Impfungen gegen andere respiratorische Viren. „Darüber hinaus wurden keine Sicherheitsbedenken identifiziert“, heißt es in dem Positionspapier.
Bislang liegen nur Studiendaten für erwachsene Personen über 60 Jahre vor, weshalb die Zulassung des Impfstoffs bei Erwachsenen auf diese Altersgruppe beschränkt ist. „Bei schweren Vorerkrankungen, die mit einem hohen Risiko durch RSV-Infektionen verbunden sind, erscheint eine Schutzimpfung auch außerhalb der Zulassung bei Menschen unter 60 Jahren potentiell sinnvoll“, so die Experten.
Impfempfehlung: Urteil der Stiko steht noch aus
Was Betroffenen die Umsetzung der Experten-Empfehlung erschwert, ist die fehlende Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (Stiko). Zwar hat die EU-Kommission die beiden neuen Vakzine zugelassen, doch weil die Stiko-Empfehlung fehlt, müssen Interessierte die Impfung meist selbst bezahlen. Und das ist teuer: Die Vakzine seien in manchen Apotheken erhältlich, kosten nach Aussage von Medizinern aber etwa 215 Euro.
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Die DGP empfiehlt vorerkrankten Menschen über 60, die Krankenkasse zu kontaktieren. „Eine Kostenübernahme kann individuell bei der zuständigen Krankenkasse beantragt werden“, teilt die Gesellschaft mit. Grundsätzlich gelte zudem, vor einer Impfentscheidung das Beratungsgespräch mit dem Hausarzt zu suchen.