Berlin. Eine 14-Jährige kämpft mit der Pubertät – und den düsteren Plänen einer Sekte: „Jupiter“ ist Teenagerdrama und Science-Fiction.
Fühlt man sich als weiblicher Teenager nicht irgendwie wie auf einem fremden Planeten? Wenn der Körper zu bluten anfängt und die Klassenkameraden einen dissen? Wenn die Eltern wie Aliens sprechen und sich die Lehrer offenbar auf einer anderen Umlaufbahn befinden?
„Jupiter“: Ende einer lustigen Schaumparty
Ein drohender Kometeneinschlag bringt zumindest nicht nur das Leben der 14-jährigen Lea (Mariella Aumann) durcheinander. Ihre aufgelösten Eltern Barbara (Laura Tonke) und Thomas (Andreas Döhler) holen sie von einer lustigen Schaumparty aus einem Club, melden sie bei der Lehrerin ab und fahren mit ihr in die Pampa des Bayrischen Waldes. In ein Camp von Sternenguckern, die die Ankunft des Kometen Calypso erwarten.
Auch interessant: Katastrophen in der Restaurantküche
Und als wäre dieser Aufbruch in eine Gegend ohne jeden Handyempfang nicht verdächtig genug, machen die Eltern dunkle Andeutungen. „Diese Welt verträgt uns nicht“, sagen sie nicht nur im Hinblick auf Leas schwerkranken Bruder Paul (Henry Kofahl), für dessen Behinderung die Ärzte keine Lösung und die Krankenkassen keine Kostenübernahme bieten.
„Jupiter“: Weitererzählung eines Kurzfilms
Zusammen mit der grundsätzlichen Belastung des Vaters und einer allgemeinen Sehnsucht nach Heilung wollen sie daher allen Ernstes mit dem Kometen zum Jupiter fliegen und zu ihrer Urform zurückkehren.
Mit seinem Spielfilmdebüt „Jupiter“ erzählt Benjamin Pfohl vom fatalen Eingriff einer Todes-Sekte in familiäre Strukturen und verknüpft so Coming-of-Age-Drama und Science-Fiction zu einem gewöhnungsbedürftigen Mix.
Dabei erzählt Pfohl seinen gleichnamigen Kurzfilm von 2019 weiter, in dem Leas Familie, umgeben von Naturkatastrophen, angesichts eines bedrohlichen Kometeneinschlags zu einer einsamen Berghütte steigt, wo sie von uniformierten Menschen empfangen werden. In Rückblenden erzählt der Langfilm nun die ganze Vor- und Rahmengeschichte.
Auch interessant: So böse sind die Elons Musks dieser Welt
Auch interessant
Wie Lea geärgert wird in der Klasse ob ihrer Warnung vor dem Weltuntergang und ihrer fatalen Jupiter-Nähe. Wie sich keine Heilung für ihren kranken Bruder findet und der nur in der Einsamkeit des Camps zu innerer Ruhe findet. Wo sich lauter fatal-freundliche Menschen finden, von denen Ulrich Matthes als charismatischer Guru eine sanft-bedrohliche Aura ausstrahlt, die einen schütteln lässt.
„Jupiter“: Ein Teenie und der Weltuntergang
Trotzdem funktioniert das ganze Konstrukt des bei vielen Kritikern übrigens hochgelobten Films nicht. Teenagerdrama und Sekten-Selbstmord-Thriller stehen zu unvermittelt nebeneinander, erzählen im Prinzip zwei starke Geschichten nebeneinander, ohne zu einer einheitlichen Haltung zu finden.
Am deutlichsten zeigt sich das in Leas ambivalenter Haltung zu den wirren Plänen ihrer Eltern. Ist sie als Teenager nicht schon verloren genug? Muss erst die Welt untergehen, damit sie ihren Weg findet? „Jupiter“ ist mutig, aber unentschlossen, mit zu viel Aufmerksamkeit für Endzeit-Spinner und leider zu wenig Teenagerdrama.
Science-Fiction, D 2024, 100 min., von Benjamin Pfohl, mit Mariella Aumann, Laura Tonke, Andreas Döhler, Ulrich Matthes