Köln. Der norwegische Superstar Kygo bot in der Kölner Lanxess Arena eine beeindruckende Show - außergewöhnliche Stimmen sorgten für eine besondere Note.
Freundlich lächelnd lief Kyrre Gørvell-Dahl am Bühnen-Steg der Lanxess Arena in Köln entlang und klatschte die jubelnden Fans in der ersten Reihe ab. Der 33-Jährige ist nicht nur ein Star zum Anfassen, er wirkt dabei wie der nette Junge von nebenan. Erst als er sich auf der Bühne an das Piano setzte und die ersten Töne einer fesselnden Intro-Melodie erklungen, zeigte sich, dass Gørvell-Dahl mit einem ganz besonderen Talent gesegnet ist. Unter dem Namen Kygo hat er mit seiner Musik alleine bei Youtube mehrere Milliarden Aufrufe erzielt - dazu kommen weltweit Nummer-1-Hits und zahlreiche Auszeichnungen.
Nachdem Kygo in den letzten Jahren in erster Linie als DJ auf Festivals wie Coachella, Ultra und Parookaville auftrat, ist er erstmals seit 2018 wieder auf Solo-Tour - sehr zur Freude von 15.000 Fans in Köln, denen er einen besonderen Abend bescherte. War es draußen vor der Arena noch bitter kalt, versetzte sie Kygo in der Halle mit seinem „Tropical House“-Sound in Urlaubs-Stimmung. Die fröhlichen Melodien wie beim ersten Lied „Whatever“, das er mit Sängerin Ava Max veröffentlicht hat, schmeckten nach Sommer, Sonne und Cocktail am Strand.
Hayla sorgt bei Kygo-Konzert in Köln für Gänsehaut
Kygo allein auf eingängige Musik mit positiven Vibes zu reduzieren, würde dem Künstler allerdings nicht gerecht. Sein im Juni veröffentlichtes Album zeichnet sich auch durch musikalischen Tiefgang aus. Einige Lieder starten mit emotionalen Melodien, die Texte handeln von Liebe und Verlust-Angst, gewinnen dann durch das rasante musikalische Arrangement zum Ende hin an Kraft und Hoffnung.
Lesen Sie auch: „Purple Disco Machine wirft in Köln die „Gute Laune“-Maschine an“
So gehörte Kygos Song „Without You“ zu den Höhepunkten des Abends. Ein Lichtkegel umfasste in dem Moment nicht nur Kygo am Klavier - neben ihm tauchte plötzlich Hayla auf. Die Britin gehört mit ihrer atemberaubenden Stimme derzeit zu den weltweit gefragtesten Sängerinnen bei Produzenten elektronischer Musik und hatte 2023 mit „Where You Are“ (produziert mit John Summit) den ungekrönten Festival-Hit des Jahres. In Köln stieß sie überraschend nach einer Auszeit zurück in die Crew der „World Tour“ des Norwegers. Die Kombination von Kygos sanfter Piano-Begleitung und dem sehnsüchtigen Gesang von Hayla sorgte bereits nach wenigen Sekunden für Gänsehaut beim Publikum.
Kygo lässt seine Gäste glänzen
Während Hayla im Laufe des Liedes vom Lichtkegel eingefangen langsam auf einer Hebebühne nach oben schwebte, hatte sich Kygo fast schon heimlich auf die Hauptbühne zu seinem Equipment-Rondell verzogen. Ein bemerkenswerter Vorgang, der sich durch die gesamte Show zog. Denn Kygo hatte neben Hayla noch weitere außergewöhnliche Sänger wie Justin Jesso, Matt Hansen, Zak Abel und James Parson mit nach Köln gebracht. Und alle stellte er bei ihren Performances ins Rampenlicht, ließ sie glänzen und das Publikum mitreißen, während er die Künstler am Klavier oder dem elektronischen Keyboard begleitete - eine besondere Art von Bescheidenheit, die einen Superstar wie Kygo sympathisch macht.
Dass der Fokus auf den Gesang eine gute Entscheidung war, zeigte sich etwa bei Justin Jesso, der nicht nur am Anfang Kygos Super-Hit „Stargazing“ live sang und sich noch einen Fan zum Mitsingen auf die Bühne holte. Er sorgte auch mit einer gefühlvollen Variante von „Firestone“ für einen weiteren Gänsehaut-Moment des Abends. Wenn es nach seiner Mutter ginge, wäre der Gesang wohl auch eine Option für ihren Sohn. Diese hat Kygo vor einiger Zeit mal zehn Gesangsstunden geschenkt..., „ich hab aber nur zwei genommen“, verriet er jüngst in einem Interview und will das doch lieber talentierteren Künstlern überlassen.
Neues Lied „Hold On Me“ hat Potenzial zum Welthit
Für das Kölner Publikum gab es sogar noch eine Premiere: Sandro Cavazza sang mit Zak Abel erstmals live ihr Lied „Freedom“. Keine Premiere da vor wenigen Tagen veröffentlicht - aber trotzdem ein besonderer Moment dürfte der Auftritt von Cavazza mit dem Lied „Hold On Me“ gewesen sein. Der Song kombiniert „Tropical House“-Beats sowie eine Prise Country mit einer Melodie im Avicii-Stil - mit dem verstorbenen Schweden hatte Cavazza vor einigen Jahren zusammengearbeitet, was man durchaus beim neuen Lied raushört. „Hold On Me“ hat jedenfalls das Potenzial zum nächsten Kygo-Welthit.
Lesen Sie auch: „Armin van Buuren - sein harter Weg zum persönlichen Glück“
In der knapp zweistündigen Show in Köln offenbarte Kygo sein gesamtes künstlerisches Spektrum als Musiker, Produzent und auch als DJ, der das Beat-Tempo in der Arena zwischendurch mit EDM-Ausflügen anzog. Mit seinen positiven, teils euphorischen Melodien hat er seine Fans umarmt und schickte sie am Ende eines abwechslungsreichen Abends in einer Wohlfühl-Stimmung nach Hause.