Essen. Comeback mit Stil: Linkin Park würdigen den verstorbenen Chester Bennington. Wir haben das Album mit Sängerin Emily Armystrong vorab gehört.
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Linkin Park sind wieder da! Und jetzt singt eine Frau! Die Skepsis gegenüber der Neuen namens Emily Armstrong, die den vor sieben Jahren gestorbenen Chester Bennington ersetzt, verflog bei den ersten beeindruckenden Live-Konzerten. Und das neue Album „From Zero“ löst nun alles ein, was man sich von Linkin Park nach solch einem schweren Verlust versprechen konnte: Starkes Shouting, das oft noch weiter „over the edge“ ist, als man es von Chester Bennington gewohnt war, zugleich viel Gefühl in den Balladen-Parts – und ein Songwriting, als wäre in der Zwischenzeit nicht viel Schlimmes passiert.
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Natürlich ist der Verlust von Chester Bennington, dem charismatischen Sänger, nur schwer zu kompensieren. Aber da Rapper und Gitarrist Mike Shinoda gemeinsam mit Gitarrist Brad Delson hinter den Kulissen immer schon die Fäden in der Hand hielt, gibt es bei den Songs keine Kompromisse.
Keine Füller: Linkin Park geben auf „From Zero“ alles
Unweigerlich bemerkt man, dass Shinoda und seine Mitstreiter sich des schweren Erbes bewusst sind, das eine Band antritt, wenn ihr Sänger sich umgebracht hat. Allzu leicht wird der Verstorbene auf einen hohen Sockel gehoben. Und diese Tatsache respektieren Linkin Park mit „From Zero“: Schon der Titel und die ersten, nur gesprochenen Worte des Albums machen unmissverständlich klar, dass die Band hier wieder von Null startet, zumindest als künstlerisches und als soziales Gefüge. Denn als eine der größten Rockbands der vergangenen 25 Jahre mit 165 Millionen verkauften Tonträgern gibt es natürlich nach wie vor eine gewaltige Fangemeinde.
Der Titel „From Zero“ kann aber auch ein Anknüpfen an die ersten Tage als Band verstanden werden, was kein allzu schlechter Start wäre: Das Debütalbum „Hybrid Theory“ war mit 30 Millionen verkauften Exemplaren immerhin das erfolgreichste in der Bandgeschichte und landete in Deutschland im Jahr 2000 auf Platz 2.
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Dass die Wahl auf Emily Armstrong fiel, die vorher bei Dead Sara gesungen hat, zeigt zudem, dass man am Mikro keine Bennington-Imitation haben wollte, sondern tatsächlich einen Neustart wagt.
Drei neue Songs schon vorab zu hören
Schon mit den vorab zu hörenden Songs „The Emptiness Machine“, „Over Each Other“ und besonders mit „Heavy Is The Crown“ liefern Linkin Park den Beleg dafür, dass sie es sich nicht leicht gemacht haben, wieder als die alte Band in einer neuen Zusammenstellung zu arbeiten.
Wie in besten Zeiten harmonieren die stimmlichen Pole von Rap und wildem Gesang, nur eben ohne Bennington. Dabei finden Linkin Park mit „Two Faced“ und „Stained“ zurück auf den schmalen Grat zwischen Pop und dem auch nicht mehr so neuen Nu Metal.
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Mike Shinoda war sich der Tatsache bewusst, dass es bei so einem heiklen Projekt wie dem Comeback mit einer neuen Sängerin keine Schwachstelle geben darf. Deshalb hat er sich ausreichend Zeit genommen, auch „Cut The Bridge“, „Overflow“ und „Casualty“ liefern als Songs keine Schwachpunkte.
Und wenn sie das Album mit dem sentimentalen, eher sanften „Good Things Go“ beschließen („Feels like it’s raining in my head for a hundred days“), wirkt das fast wie der Abschluss einer elf Songs langen Trauerarbeit, wobei „From Zero“ eigentlich das genaue Gegenteil ist: Ein neuer Aufbruch nach einer langen, dunklen Phase, die man niemals vergessen wird. Aber die man nun doch zurücklassen muss – einfach, weil das Leben weitergehen muss. Die alten Linkin Park sind tot, lang leben die neuen Linkin Park.
Linkin Park: From Zero, Warner