Essen. Frank Goosen trifft auf Trainerin Kyra Malinowski. Und verrät, warum er lieber eine D-Jugend trainiert, als im Aufsichtsrat des VfL zu sitzen.
Vier Jahre lang trainierte Frank Goosen die Jugendmannschaft des DJK Arminia Bochum: Schlicht, weil dem Team, in dem sein jüngerer Sohn spielte, ein Coach fehlte. Verarbeitet hat Goosen seine Erfahrungen in dem sehr launigen und warmherzigen Roman „Spiel ab“, den er am Mittwoch bei der Lit.Ruhr präsentierte. An seiner Seite: Kyra Malinowski, Trainerin der Frauenfußballmannschaft des VfL Bochum. Gemeinsam ergründeten die beiden, worin die verbindende Kraft des Fußballs liegt.
Am wichtigsten, da sind sich der Kabarettist und die ehemalige Nationalspielerin einig, ist eine funktionierende Mannschaft. „Es muss menschlich passen. Da verzichte ich lieber auf fünf Prozent Talent, wenn jemand 100 Prozent ins Team passt“, sagte Kyra Malinowski. Für Goosen hingegen muss es zunächst eine Mammutaufgabe gewesen sein, aus einem Haufen Heranwachsender ein echtes Team zu schmieden. Das lässt sich immer wieder erahnen, wenn Goosen aus „Spiel ab!“ liest und die unterschiedlichen Charaktere beschreibt: Alphatiere, Zurückhaltende, Sprücheklopfer und die kräftigen Jungs, „die gut im Stumpf stehen“, wie es Goosen ausdrückt.
Zwar klappt es mit den Toren nicht sofort, Kabarettgold für Frank Goosen liefern die Jungs aber ab Minute eins in der Spielerkabine. Etwa, als sich ein Kind in der Mülltonne versteckt – „der blauen, die ist nicht ganz so eklig – und ein anderes ruft: „Guckmal, der ist schon zuhause!“
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Fußball verbindet Menschen, unabhängig von Herkunft und sozialem Status
In all die typische Goosen-Komik mischt sich aber auch ein ernster Appell: „Kunstrasenplätze sind gelebte Sozialpolitik: Baut mehr davon!“, sagt der 58-Jährige und fordert auch sein Publikum auf, sich in Fußball- und Sportvereinen generell zu engagieren: „Ich habe das vier Jahre gemacht und hatte immer das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.“ Das könne er von seiner Zeit im Aufsichtsrat des VfL Bochum nicht behaupten, sagt der glühende VfL-Fan. Fußball verbinde die Menschen; Herkunft und sozialer Status spielten keine Rolle.
Das untersützt auch Malinowski die kickt, seitdem sie drei Jahre alt ist. Ebenso wie Goosen liebt sie den VfL Bochum: Nicht nur, weil sie die Frauenmannschaft trainiert. Schon als Kind schlief sie in VfL-Bettwäsche, ihre gesamte Familie war schon lange vor ihrem Engagement mit Dauerkarten ausgestattet. Fußball könne zum gegenseitigen Verständnis beitragen, auch ohne Worte, davon ist auch Kyra Malinowski überzeugt: Sie habe während ihrer Zeit bei der SGS Essen mit unbegleiteten Flüchtlingen gearbeitet und mit ihnen auf dem Platz gestanden. „Danach sind die Jungs viel offener auf mich zugegangen, haben das Gespräch gesucht“, erzählt Malinowski.
„Spiel ab!“, KiWi, 336 Seiten, 23 Euro (gebundene Ausgabe), 13 Euro (Taschenbuch); ISBN: 978-3-462-00721-3