Essen. Der britische Regisseur Paul King erzählt mit Timothée Chalamet von den Anfängen des Kult-Chocolatiers. Ein Musical für die Familie, top besetzt.
Es ist noch kein Chocolatier vom Himmel gefallen, und was diesen hier betrifft, war sein Aufstieg nun wirklich kein Zuckerschlecken: Willy Wonka, Zauberer, Süßigkeiten-Erfinder, Schokoladenmacher. Kaum in der großen Stadt, wird der vertrauensselige junge Mann vom Ganovenpärchen Scrubitt und Bleacher betrogen und muss in ihrer Wäscherei schuften. Und als er seine Pralinen dann endlich unter die Leute bringen kann, machen ihm seine Konkurrenten einen üblen Strich durch die Rechnung. Ende der Karriere? Nur gut, dass es Verbündete gibt.
Reichlich Stars: Olivia Colman und Hugh Grant
Bereits 1971 wurde Roald Dahls Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ verfilmt (von Mel Stuart, mit Gene Wilder als Willy Wonka) – eine Version, die dem Autor gründlich missfallen haben soll. Über 30 Jahre später legte der amerikanische Regisseur Tim Burton mit einer neuen Interpretation nach, diesmal mit Johnny Depp. Aber viel erfährt man nicht über Wonka, den Erfinder des skurrilen Märchenlandes.
Jetzt schließt ein britischer Regie-Kollege die Wissenslücke. 20 Jahre nach Burtons Kino-Hit erscheint das Prequel: In „Wonka“ erzählt Paul King von den Anfängen des exzentrischen Fabrikbesitzers. Ergebnis ist ein festliches Vergnügen für die ganze Familie, das jetzt mit viel Musik, broadwaymäßigen Tanzeinlagen und einem umwerfenden Ensemble in die Kinos kommt. Stars wie Olivia Colman (als wunderbar-grässliche Mrs. Scrubitt), Hugh Grant (als Oompa Loompa-Zwerg Lofty: orange Haut, grünes Haar; allein für ihn lohnt sich der Film!), Rowan Atkinson (als Pater Julius), Sally Hawkins (als Mutter Wonka) und Jim Carter (als Abacus Crunch) sorgen dafür, dass sich auch Erwachsene amüsieren.
Wer Musik mag, wird reichlich bedient. Es wird sogar gesteppt, auch mit Stock und Schirm: eine augenzwinkernde Hommage an das gute alte Musical. Und es wird mit Verve gesungen, wobei einige coole Hits dabei sind, etwa Hugh Grants Oompa Loompa-Song, mit einer göttlichen kurzbeinigen Tanzeinlage. In die Fußstapfen von Wilder und Depp tritt indes Timothée Chalamet („Dune“) und das macht er richtig gut. Sein Willy Wonka ist modern, jungenhaft, clever und listig, aber auch gutgläubig, ein großes Kind, das von einem eigenen Schokoladengeschäft träumt.
„Wonka“ ist zahm und zuckersüß
Aber der nette Lockenkopf ist vor allem ein ehrgeiziger Erfinder mit einer Mini-Schokoladenfabrik im Gepäck. Hier entstehen vor den staunenden Augen des Findel-Mädchens Noodle (Calah Lane) mit Hilfe von Sonnenlicht und Silberstreifen köstliche Bonbons, die mitunter sogar Zauberkraft besitzen. Sie machen mutig. Sie wecken die Lebenslust. Oder sie bringen den, der sie probiert, zum Schweben, bis unter die Zimmerdecke.
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Filmemacher Paul King (auch Drehbuch, mit Simon Farnaby) hat eine Menge Burton-Buntheit übernommen, aber er hat sich für eine zahme ziemlich zuckersüße Kindergeschichte entschieden, für schrullige Figuren, betörende Bilder. Da blättert sich Willys Kindheit wie ein Daumenkino auf, und wenn Noodle träumt, zeichnet unsichtbare Kreide ihre Gedanken in die Luft.
Und so sind dies zwei märchenhafte Stunden für junge und jung gebliebene Menschen, an dessen Ende der Beginn einer wunderbaren Freundschaft steht. Vielleicht Stoff für Wonka 2.