Attendorn. Sonne, Mond und Sterne sind nicht nur das Ziel von Raumsonden, sie beeinflussen auch unseren Alltag. Wie, das zeigt eine Ausstellung in Attendorn

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Hier ist das Sandmännchen zu Hause. Und das Raumschiff Enterprise. Davon hätte Galileo Galilei nicht träumen können, als er mit einem selbstgebauten Fernrohr entdeckte, dass die Erde sich um die Sonne dreht und somit das herrschende Weltbild auf den Kopf stellte. In der Ausstellung „Sonne Mond und Sterne“ im Südsauerlandmuseum Attendorn können die Besucher durch Galileos Fernrohr schauen. Daneben liegt ein Opernglas von heute. Die Unterschiede verblüffen. „Es ist erstaunlich, dass Galileo mit so beschränkten Möglichkeiten seine Beobachtungen gemacht hat“, beschreibt Museumsleiterin Monika Löcken die Faszination der Astronomie.

Die Ausstellung vermittelt nicht nur anschaulich Wissen über unser Sonnensystem, sie ordnet auch die Auswirkungen ein. Dabei lassen sich die Wissensbereiche an vielen Mitmachstationen interaktiv erforschen. Durch den Einsatz von VR-Brillen wird ein weiter Bogen gespannt von Galileos Fernrohr aus den Jahren nach 1609 bis zum selbst erlebten virtuellen Saturnflug.

200 Milliarden Sterne

Die Galaxis ist platt wie ein Pfannkuchen und riesengroß. Etwa 200 Milliarden Sterne, von der gemeinsamen Schwerkraft zusammengehalten, bilden eine gigantische
rotierende Scheibe. Einer der Sterne ist unsere Sonne. 100.000 Jahre braucht das Licht, um von einer Seite der Galaxie zur gegenüberliegenden zu gelangen, und das, obwohl das Licht in jeder Sekunde 300.000 Kilometer zurücklegt. Möglicherweise ist unsere Erde der einzige Planet in diesem unermesslichen Gebiet, der über Wasser sowie eine Atmosphäre verfügt und Leben hervorbringt.

Der Mond hingegen ist uns näher als die Milchstraße. Schon Kinder beobachten, wie der Trabant über den Himmel wandert, zunimmt, voll wird, abnimmt. Alles in genau berechenbaren Intervallen. „Wir zeigen nicht nur das Astronomische, sondern auch, was das für Folgen auf unser Leben hat“, schildert Monika Löcken.

Der Mond schenkt den Menschen die Erkenntnis der Zeit. Zu begreifen, dass Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter nicht willkürlich auftreten, sondern gesetzmäßig und dass diese Intervalle vom Mond gesteuert werden, gehört zu den großen Kulturleistungen der Menschheit.

Eine Wasseruhr

Die Zeit wird zur Angelegenheit für Priester und Magier. Die Ausstellung verdeutlicht das mit faszinierenden Artefakten, etwa einer Replik des Sonnenwagens von Trundholm aus der Bronzezeit um 1400 v. Chr. Zur Erklärung, warum sich die Sonne über den Himmel bewegt, haben viele Kulturen die Vorstellung eines Sonnenwagens erfunden, der von Pferden gezogen und/oder von einem Gott gelenkt wird. In Ägypten orientiert sich der Kalender an der Nilschwemme und verknüpft astronomische Ereignisse damit. Eine Wasseruhr demonstriert, welche Versuche gemacht werden, das rätselhafte Wesen der Zeit in eine nachvollziehbare und messbare Form zu bringen.

Observatorium Stonehenge

Ein Modell des englischen Stonehenges lädt ein, das riesige geheimnisumwitterte Observatorium aus der Jungsteinzeit zu erkunden. Die astronomische Uhr des St. Paulus-Doms in Münster aus dem 16. Jahrhundert funktioniert noch heute, sie ist eine Weltzeituhr. An ihr lässt sich der Stand der Gestirne ebenso ablesen wie die aktuellen Mondphasen und die Position der Sonne im zutreffenden Tierkreiszeichen.

Die Genesis

Es gibt auch Exponate aus dem Sauerland. Eine barocke Chronos-Skulptur aus dem Kloster Ewig ist allerdings nur als Platzhalter zu sehen. Sie befindet sich heute im Kloster Dalheim, und Monika Löcken würde sie gerne nach Hause holen. Sanduhren und Stundenlampen belegen, wie im Mittelalter die Zeit gemessen wurde. Eine Bibel mit wunderbarer Buchmalerei im Kapitel Genesis verdeutlicht, wie aus zufällig umherschwirrenden Gesteinsbrocken im lebensfeindlichen Weltall das Konzept eines gefügten Universums entsteht.

Im Obergeschoss ist Raum für die Folgen der Mondlandung für die Kulturgeschichte. Hier kann man am Mondkrater Krater Tycho, benannt nach Galileos Astronomie-Kollegen Tycho Brahe, die Sonnenstände und den Schattenfall simulieren, um dann zum Höhepunkt der Ausstellung zu kommen: augmentierte Realität per VR-Brille, mithilfe der die Besucher sich selbst im Raumanzug vor der Landefähre sehen und verschiedene Experimente ausführen können.

Unendliche Weiten.

Faszinierend.

www.suedsauerlandmuseum.de