Washington. Linda McMahon gründete ein Wrestling-Imperium, soll nun Bildungsministerin werden. Aus Trumps Regierungsteam ragt sie aus zwei Gründen heraus.
Aus der täglich Zuwachs bekommenden Regierungsmannschaft Donald Trumps ragt Linda McMahon aus zwei Gründen heraus. Sie ist eine der bisher ganz wenigen Frauen, die es in das engste Umfeld des designierten 47. Präsidenten geschafft haben. Und: Ihr Erfolg ab Januar nächsten Jahres bemisst sich daran, ob sie das Haus, das sie künftig führen soll, entsprechend eines zentralen Trump-Versprechen abgewickelt kriegt.
Die neue Bildungsministerin soll das „Department of Education” schlechterdings auflösen. Trump will den Apparat, der unter anderem das 1,6 Billionen Dollar schwere Portfolio an Studierendenkrediten verwaltet, seit Langem schreddern. Geld und Kompetenzen sollen in die Hände der 50 Bundesstaaten wandern.
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Ein Unterfangen, das sich leichter anhört, als es ist. Das Ministerium, das bei Trump-Republikanern unter Verdacht steht, links-progressive, „woke” Denkschulen zu fördern, versorgt landesweit Schulen mit Geld. Gerade in sozial schwachen Bundesstaaten im Süden sind die Finanzspritzen aus Washington eminent wichtig, um den Betrieb öffentlicher Schulen zu gewährleisten. Um die Behörde abzuschaffen, ist ein Beschluss des Kongresses nötig. Inoffiziell sagen selbst republikanische Abgeordnete, dass eine Reform „behutsam” vonstatten gehen müsse.
Kritik von Universitäten und Lehrergewerkschaften: „Starke zentrale Bildungseinheit notwendig“
Trump und vor allem sein neues Effizienz-Kontroll-Duo – Elon Musk und Vivek Ramaswamy – drücken aufs Tempo. Sie wollen möglichst bald Einsparpotenziale für den knapp 6,5 Billionen Dollar schweren Staatshaushalt aufzeigen. Darum, so Ramaswamy, sei die Schließung des Ministeriums ein „sehr vernünftiger Vorschlag“.
Das sehen Kritiker in Universitäten und Lehrergewerkschaften anders. In einer Zeit, in der viele Schulbezirke mit Budgetkürzungen zu kämpfen haben, Schüler den während der Corona-Pandemie verlorenen Boden kaum gutmachen können und das Vertrauen in den Wert der Bildung an sich schwinde, sei eine „starke zentrale Einheit“ notwendig, sagen Funktionäre in Washington.
Linda McMahon gehört seit Jahrzehnten zum Trump-Orbit. Mit ihrem Mann Vince McMahon, der Anfang des Jahres nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs einer früheren Mitarbeiterin seinen Chefposten niederlegte, gründete sie das Wrestling-Imperium WWE.
McMahon gründete 2021 „America First Policy Institute“ – dieses unterstützt Trump bei Gesetzesentwürfen
Trump hatte schon Ende der 80er-Jahre Kontakt in die Szene der Ringseifen-Opern, in der Schläge nur zum Schein ausgeteilt werden. Die McMahons wurden über das Geschäft mit „The Undertaker” & Co. Milliardäre. Trump bekam davon bereits in seinem ersten Wahlkampf 2016 etliche Millionen ab.
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Als Dank berief er die als resolut geltende Managerin zur Mittelstandsbeauftragten („small businesses”) in seine Regierung. Sie wurde 2017 ernannt und trat, was damals eingedenk vieler Zerwürfnisse selten war, ohne größere Nebengeräusche 2019 zurück. Wegweisende Anstöße aus ihrer Zeit als Beauftragte für kleinere Unternehmen sind laut US-Medien nicht erinnerlich.
Für Trump war anderes wichtiger. Die Großspenderin baute 2021 die Denkfabrik „America First Policy Institute” (AFPI) mit auf, die unter anderem milliardenschwere texanische Geldgeber hinter sich weiß. AFPI steht in Konkurrenz mit der konservativen Heritage-Stiftung, die Dutzende Gesetzentwürfe für Trump 2.0 geschrieben hat. Der „think tank”, dessen Vorstandsvorsitzende McMahon ist, begreift sich als „White House in Wartestellung“; als intellektuelle Keimzelle einer zweiten Präsidentschaft.
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Designierter US-Präsident Donald Trump will das System der öffentlichen Schulen schwächen
Als offizielle Co-Leiterin des Übergangsteams von Trump gehört McMahon zu den engsten Vertrauten des designierten Präsidenten. Trump lobt sie unaufhörlich als „Superstar”. „Linda wird ihre jahrzehntelange Führungserfahrung und ihr tiefes Verständnis für Bildung und Wirtschaft nutzen, um die nächste Generation amerikanischer Studenten und Arbeitnehmer zu stärken und Amerika zur Nummer eins in der Bildung weltweit zu machen. Wir werden die Bildung zurück in die Staaten bringen, und Linda wird diese Bemühungen anführen“, sagte Trump in einer offiziellen Erklärung.
Dass die 76-Jährige keine pädagogische Berufserfahrung besitzt, nur kurz im Bundesstaat Connecticut im „Board of Education” (eine Art Schulaufsichtsbehörde) tätig war und im Kuratorium einer katholischen Privathochschule sitzt, spielt für ihn keine Rolle.
Was Trump und seiner Maga-Basis gefällt, ist die Denke, die McMahon über das „America First Policy Institute” etablieren will. Danach müssten Schulen daran gehindert werden, „falsche und unpatriotische Konzepte“ über die US-Geschichte zu verbreiten; etwa wenn es um die Rassismus-Frage geht. Auch will Trump das System der öffentlichen Schulen schwächen, in dem Eltern vermehrt über Gutscheine Geld in die Hand bekommen, um ihre Zöglinge zuhause oder an privaten und religiös orientierten Schulen unterzubringen.
Die neue US-Bildungsministerin hat politisch weitgehend Niederlagen zu verzeichnen
Unter McMahon wird erwartet, dass die Förderung für LGBTQ+-Schüler reduziert wird und trans Mädchen daran gehindert werden, in Mädchensportmannschaften zu spielen.
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Wird Linda McMahon im Senat bestätigt, wovon auszugehen ist, kommt eine Frau in einer Machtposition, die politisch weitgehend Niederlagen zu verzeichnen hat. Sie kandidierte 2010 und 2012 zweimal für den Senat im Bundesstaat Connecticut und gab 100 Millionen Dollar ihres Vermögen für den Wahlkampf aus – erfolglos. Um ihr neues Amt hat sie sich dem Vernehmen nach nicht gerissen. Sie wollte Handelsministerin werden. Auf diesen Posten setzte Trump allerdings den Wall-Street-Manager Howard Lutnick.