Berlin. Eine Studie zeigt: Jeder vierte Schüler bewertet seine Lebensqualität niedrig und die psychische Belastung wird als hoch empfunden.
Kriege, Krisen, Leistungsdruck: Schülerinnen und Schüler in Deutschland bereiten diese Themen oft Sorge. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Deutschen Schulbarometers der Robert-Bosch-Stiftung. Für die Studie wurden im April und Mai 2024 insgesamt 1530 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren sowie jeweils ein Elternteil befragt.
Jeder Fünfte beschreibt sich demnach selbst als psychisch belastet (21 Prozent). Unter Schülerinnen und Schülern aus ärmeren Familien ist es sogar jeder oder jede Dritte (33 Prozent). Zugleich bewertet rund jeder vierte Schüler die eigene Lebensqualität als niedrig (27 Prozent). Die Gründe dafür sind vielfältig: So sorgten sich 39 Prozent der Befragten um die Kriege in der Welt, etwa in der Ukraine, Syrien oder Israel und Gaza.
An zweiter Stelle rangierte bei den befragten Schülerinnen und Schülern der Leistungsdruck in der Schule. Ein Viertel der Befragten machte sich demnach in letzter Zeit Sorgen, in der Schule keine guten Leistungen zu erbringen. Besonders betroffen waren den Autoren der Studie zufolge Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren. Ebenfalls ein Viertel der Befragten gab an, sich oft oder sehr oft Gedanken darüber zu machen, dass Klima und Umwelt von Menschen kaputt gemacht werden.
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Studie Schulbarometer: So viele Schüler leiden unter einem geringen schulischen Wohlbefinden
Neben einem geringen allgemeinen Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler klagen 20 Prozent auch über ein geringes schulisches Wohlbefinden. Bei den Kindern aus Familien mit niedrigem Einkommen lag dieser Wert sogar bei 30 Prozent. Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung äußert sich besorgt über die Ergebnisse: „Es muss uns alarmieren, wenn ein Viertel der Schülerinnen und Schüler die Schule als druckvoll erlebt, die eigene Lebensqualität niedrig bewertet und angibt, unterschiedlichen existenziellen Ängsten ausgesetzt zu sein.“
Wolf erklärt, dass sich die Lebensqualität seit der Coronapandemie zwar wieder deutlich verbessert habe, aber immer noch deutlich unter dem vorpandemischen Niveau liege. Zentral für das schulische Wohlbefinden sind laut Studie die konstruktive Unterstützung durch die Lehrkräfte und eine gute Klassenführung. Allerdings gebe es hier noch „Luft nach oben“, befand die Bosch-Stiftung.
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83 Prozent der Kinder und Jugendlichen berichteten demnach von häufigen Unterrichtsstörungen. 41 Prozent gaben bei der Befragung an, dass die Mehrheit der Lehrkräfte nicht nachfrage, was die Schülerinnen und Schüler schon verstanden hätten und was nicht. 28 Prozent erhalten keinerlei Rückmeldung, was sie besser machen könnten. 35 Prozent gaben zudem an, nur selten die Möglichkeit zu haben, Probleme im Klassenverbund mit der Lehrkraft zu besprechen.
Druck und Angst bei Kinder und Jugendlichen: „Hier klafft eine große Forschungslücke“
Schülerinnen und Schüler bräuchten kontinuierliche und regelmäßige Rückmeldungen, erklärte Wolf. „Für eine individuelle Förderkultur braucht es ein neues Unterrichtsverständnis, das den Lernprozess in den Mittelpunkt stellt – dazu sind neben datengestützter Diagnostik auch alternative Prüfungsformate und -zeiten notwendig, um die individuelle Lernentwicklung als neuen Standard zu etablieren.“
Außerdem brauche es mehr Forschung, wie sich Druck und Ängste in den Schulen auf die Kinder und Jugendlichen auswirkten, sagte Wolf. Die meisten seien täglich acht Stunden in der Schule. „Das ist vergleichbar mit dem Arbeitsplatz von Erwachsenen, dessen Bedeutung für die Gesundheit regelmäßig untersucht wird. Für die Situation der jungen Menschen in unserer Gesellschaft klafft hier allerdings eine große Forschungslücke, die wir unbedingt schließen müssen.“
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