Ruhrgebiet. Das Baden im Fluss kann auch in NRW zur Gefahr werden. Wir haben Expertentipps gesammelt, damit aus dem Spaß im Wasser kein Ernst wird.
- Es ist warm in NRW: Gegen die Hitze hilft bei vielen eine Abkühlung in Flüssen und Kanälen.
- Doch in den Flüssen und Kanälen in NRW lauern Gefahren.
- Wir haben wichtige Expertentipps gesammelt: Das sollten Sie beim Baden in Flüssen und Kanälen beachten.
Bei hohen Temperaturen im Sommer lockt die Abkühlung in Flüssen und Kanälen. Dabei bergen die vermeintlichen Freiluft-Bäder zahlreiche Gefahren. Experten raten deshalb vom Schwimmen in fließenden Gewässern ab. Dennoch: Viele Menschen in NRW halten sich nicht an die Sicherheitsvorkehrungen – und überschätzen ihre Fähigkeiten.
Trotz Gefahr: Kein Badeverbot in Flüssen und Kanälen
Wer beispielsweise im Rhein-Herne-Kanal oder der Ruhr schwimmen möchte, sollte sich bewusst sein: Das vermeintliche Vergnügen kann lebensgefährlich werden. Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Carsten Picker, stellvertretender Leiter der Verbandskommunikation der DLRG Westfalen, dass das Baden in Flüssen nicht grundsätzlich verboten ist. Generell verboten ist es 100 Meter ober- und unterhalb von Brücken, an Wehr- und Schleusenanlagen, Kraftwerksanlagen und Hafeneinfahrten.
Wo ist das Baden erlaubt, wenn die Temperaturen steigen? „Überall dort, wo es nicht verboten ist“, lautet die pragmatische Antwort des Experten. Es sei jedoch davon abzuraten – insbesondere, wenn auf dem Gewässer Schiffsverkehr herrsche.
Selbstüberschätzung und Schiffs-Sog: „Selbst erfahrene Schwimmer haben keine Chance“
An einem Beispiel verdeutlicht Picker die Gefahren. Man stelle sich vor, dass ein Schiff von 80 bis 100 Meter Länge auf einen zugefahren kommt. „Das bremst nicht einfach so“, erklärt der Experte. „Ein Auto ja, ein Schiff treibt gut und gerne nochmal 200 Meter weiter auf dem Wasser.“ Durch die Wasserverdrängung entstehe ein Sog, der Schwimmer unter dem Schiff durchspülen könnte. „Das geht nicht gut aus“, fügt der Sprecher des DLRG hinzu.
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Doch nicht nur die Schiffe seien das Problem vieler tragischer Unfälle. Auch die „ständige Selbstüberschätzung“ der Badenden trage dazu bei. Wer sich zunächst zum Bräunen in die Sonne lege und anschließend mit Anlauf in den Fluss springe, müsse nicht selten einen Temperaturunterschied von 20 Grad Celsius aushalten. „Das geht vielleicht zweimal gut, aber nicht unbedingt das dritte Mal.“
Dieser starke Temperaturabfall führe immer wieder zu Kreislaufversagen: „Das Herz spielt nicht mit“, warnt Picker. Dabei hänge es stark von der individuellen Physiologie der Badenden ab, wie resistent er ist. Mit einem einfachen Trick können Schwimmende auf Nummer sicher gehen: Vorher einmal abkühlen und dann langsam an die Temperatur des Wassers gewöhnen.
„Bei größeren Flüssen hast du selbst als erfahrener Schwimmer keine Chance“
Wer undurchdacht und unvorsichtig ins Gewässer geht, setze sich einem „riesigen Risiko“ aus. Vergleichbar sei dies mit Autofahren, ohne sich anzuschnallen. Es könne etwas passieren, müsse aber nicht. „Doch wenn, endet es meist dramatisch“, sagt der Experte. Dabei wolle er das Schwimmen nicht generell verteufeln, sondern zur Vorsicht aufrufen.
Wie gut muss man schwimmen können, um der Strömung zu trotzen? „Bei größeren Flüssen hast du selbst als erfahrener Schwimmer keine Chance“, gegen die Strömung komme man schlichtweg nicht an, erläutert Picker. „Die zieht dir die Beine weg und reißt dich mit.“ Vor allem aber sollte niemand im Rhein baden: „Das ist der größte Fehler“.
Ähnliches gilt für die Ruhr: Die Strömung sei zwar geringer als im Rhein, aber dennoch gefährlich. Hinzu kommen weitere Bedingungen, durch die sich Flüsse von Schwimmbädern unterscheiden: Das Wasser ist trüb und undurchsichtig, es gibt Wellengang, der Wind erschwert das Schwimmen, Entfernungen werden häufig falsch eingeschätzt und rutschige Steine stellen eine zuätzliche Gefahr dar.
DLRG warnt: Gefahr besonders groß für Kinder
Während die Gefahr für Erwachsene bereits hoch ist, haben Kinder so gut wie keine Chance, der Natur zu trotzen. Der DLRG Westfalen liegt deshalb ein Hinweis besonders am Herzen: „Lassen sie die Kinder nicht unbeaufsichtigt.“ Fälle vermisster Kinder seien für alle Beteiligten inklusive der Einsatzkräfte besonders schlimm, so Picker – „wenn du weißt, du suchst nach einem Kind...“ Es empfehle sich, das Handy wegzulegen und die Kleinen permanent im Auge zu behalten.
Wie viel hat die DLRG aktuell zu tun? „Letztes Jahr war es heftig“, erinnert sich Picker. Zu dem Zeitpunkt habe es immer mal wieder einen Vorfall gegeben. „Dieses Jahr ist es bislang ruhiger“, so das Zwischenfazit des Experten. Das liege aber am schlechten Wetter und den weitestgehend niedrigen Temperaturen. „Unser Job ist stark wetterabhängig.“ Und davon, ob die Gefahren richtig eingeschätzt werden.
Baden im Ruhrgebiet: Schwimmbäder als Alternative zum Fluss
Wer im Sommer nicht auf die Abkühlung verzichten möchte, kann sich freuen: Das Ruhrgebiet hat zahlreiche Schwimmbäder anzubieten. Darunter einige in Essen, Duisburg und Dortmund – und viele mehr.
- Seaside Beach Baldeney in Essen. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von 10 bis 22 Uhr.
- Werksschwimmbad Zeche Zollverein in Essen. Öffnungszeiten: 6. Juli bis 25. August, täglich von zwölf bis 20 Uhr.
- Freibad Wolfssee in Duisburg. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von zehn bis 20 Uhr.
- Freibad Kruppsee in Duisburg. Öffnungszeiten: von Mai bis September, täglich von zehn bis 19 Uhr.
- Freibad Volkspark in Dortmund. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von sieben bis 20 Uhr; Sa. und So. von acht bis 20 Uhr.
- Naturbad Styrum in Mülheim an der Ruhr. Öffnungszeiten: Mo. bis Do. von zwölf bis 19 Uhr; Fr. von zwölf bis 20 Uhr; Sa. von zehn bis 20 Uhr; So. und an Feiertagen von zehn bis 19 Uhr.
- Freibad-Revier im Aquapark in Oberhausen. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. täglich von neun bis 21 Uhr.
- Grugabad in Essen. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. von sechs bis 20 Uhr; Sa. und So. von acht bis 20 Uhr.
- Freibad Froschloch in Dortmund. Mo. von 13 bis 19 Uhr; Di. bis So. von zehn bis 19 Uhr.
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