Ruhrgebiet. Die Halden im Ruhrgebiet bieten nicht nur tolle Aussichten, sondern auch spektakuläre Landmarken. Fünf Ausflugsziele für die NRW-Sommerferien.

  • Die Halden in NRW bieten in den Sommerferien einen schönen Ausblick.
  • Zusätzlich gibt es besondere Landmarken auf den Halden zu entdecken.
  • Halden in NRW: Wir haben fünf schöne Ausflugsziele für die Sommerferien gesammelt.

Eine begehbare Achterbahn, eine Grubenlampe im XXL-Format oder die Treppe zum Himmel: Die Hügel im Ruhrgebiet bieten nicht nur tolle Aussichten, sondern auch spektakuläre Landmarken – und sind damit das perfekte Ausflugs-Ziel für alle, die die Sommerferien in NRW in diesem Jahr direkt vor der eigenen Haustür verbringen. Fünf besondere Halden samt aller wichtigen Infos:

Spiralwirbel rund um den Gipfel: Die Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen.
Spiralwirbel rund um den Gipfel: Die Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen: Wie Stonehenge auf einem Vulkan

Sie gehört zu diesen weltentrückten Orten, die eine ganz eigene, magische Atmosphäre entwickeln: Je nach Perspektive wirkt die Halde Rheinelbe wie ein einsamer Vulkan, wie eine aztekische Pyramide oder eine heidnische Opferstätte. Dabei ist sie dem Himmel so nah: Nicht umsonst trägt der vom Künstler Herman Prigann gestaltete Gipfel den Namen „Himmelstreppe“. Wer oben steht, kann an günstigen Tagen sogar den Dortmunder Fernsehturm erkennen, näherliegend ist die Aussicht auf ein andere Landmarken, Tetraeder in Bottrop, die Bramme auf der Schurenbachhalde, der Turm des Bergbaumuseums Bochum und Zeche Zollverein.

Die Halde selbst ist „Ruhr pur“: Aufgeschüttet aus Abraum aus der Zeche Rheinelbe und später aus der Zeche Holland in Wattenscheid – und lange Zeit zählte sie zu den Halden, in deren Untergrund es noch glühte. Der eigentliche Blickfang, Herman Priganns Monument aus Beton, ist faszinierend schön, aber für Gelsenkirchener in gewisser Weise eine Unverschämtheit: Die 35 dicken Brocken stammen ursprünglich aus der „verbotenen Stadt“, denn sie gehörten einst zum Fundament der Dortmunder Zeche Fürst Hardenberg.

Aus der Luft betrachtet entwickelt die Halde Rheinelbe einen nochmals anderen Reiz, denn die Wege, die um den Bergmannsgipfel gewunden sind, sehen von oben fast aus wie ein Spiralwirbel. Deutlich zu erkennen: Wie ein Vulkan sieht nur die Spitze der Halde aus, drum herum ist es ziemlich grün, das Gelände ist ein echtes Biotop geworden. Wer es erkunden will, kann in der Forststation Rheinelbe Erlebniswanderungen für die ganze Familie buchen.

  • Parkplatz Leitherstraße, Haltestelle Halfmannsweg
Das Geleucht in Moers: Eine von vielen spektakulären Landmarken auf den Halden im Ruhrgebiet.
Das Geleucht in Moers: Eine von vielen spektakulären Landmarken auf den Halden im Ruhrgebiet. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Halde Rheinpreußen in Moers: Der Leuchtturm des Ruhrgebiets

Hoch über dem Rhein thront in Moers die Halde Rheinpreußen – und mit ihr „das Geleucht“: eine rote Grubenlampe im XXL-Format. Geschaffen hat das begehbare Kunstwerk Otto Piene, nach dem Vorbild einer Davy-Lampe. Deren Flamme verändert sich je nach Gas-Konzentration und rettete so im 19. Jahrhundert vielen Bergleuten das Leben.

Heute ermöglicht die Installation mit ihrer Aussichtsplattform vor allem einen tollen Panoramablick auf die typische Landschaft des Niederrheins. Besucherinnen und Besucher können nicht nur den Fluss aus der Vogelperspektive genießen, sondern auch die beeindruckende Industriekulisse, vom Thyssen-Krupp-Stahlwerk über den Alsumer Berg bis zur Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort.

  • Parkplatz Gutenberg- oder Römerstraße, Haltestelle Waldsee
Ein Looping zum Verlieben: Tiger & Turtle auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg.
Ein Looping zum Verlieben: Tiger & Turtle auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Heinrich-Hildebrand-Höhe in Duisburg: Aus Altlasten geboren

Sie ist die wohl bekannteste Halden-Skulptur der Region: „Tiger & Turtle – Big Mountain“ in Duisburg. Die Vorstellung, man könne wie bei einer Achterbahn einen Looping laufen, ist allerdings eine Illusion: Begehen kann man die Skulptur zwar, allerdings nur bis zum Looping. Von dort können Besucherinnen und Besucher bei gutem Wetter bis nach Düsseldorf blicken.

Die Konstruktion von Heike Mutter und Ulrich Genth ist aber nicht das einzig Besondere: die Heinrich-Hildebrand-Höhe ist eine der jüngsten Halden der Region. Sie wurde 2008 nicht aus Bergmaterial geschaffen, sondern aus dem Abbruch der altem MHD-Zinkhütte und ihren Altlasten.

  • Parkplatz Berzeliusstraße, Haltestelle Berzelius
Das Hallenhaus steht am Donnerstag, 30.Juli.2020, auf der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vlyn. Foto: Kai Kitschenberg / FUNKE Foto Services
Das Hallenhaus steht am Donnerstag, 30.Juli.2020, auf der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vlyn. Foto: Kai Kitschenberg / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn: Die Treppe zum Himmel

359 Stufen, 52 Höhenmeter: Der Himmel ist so nah! Zumindest in Neukirchen-Vluyn. Denn dort führt nicht irgendeine, sondern die „Himmelstreppe“ auf die 102 Meter hohe Halde Norddeutschland. Oben angekommen erwartet Besucherinnen und Besucher – die auch einen der vielen Wanderwege nehmen können, um zum Haldentop zu gelangen – nicht nur ein toller Blick in die Ferne, sondern gleich noch eine Landmarke: das Hallenhaus.

Ein Haus aus Stahl, ohne Dach, ohne Wände. Das Kunstwerk einer niederländischen Künstlergruppe soll an die Architektur alter Bauernhöfe erinnern und damit ein Symbol für den Strukturwandel sein. Ein Besuch ist besonders in den Abendstunden lohnenswert, wenn beide Installationen beleuchtet werden.

  • Parkplatz Geldernsche Straße, Haltestelle Gewerbegebiet Nord
Noch immer futuristisch: das Tetraeder in Bottrop.
Noch immer futuristisch: das Tetraeder in Bottrop. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Halde Beckstraße in Bottrop: Eine Pyramide als Haldenspitze

Als wäre dieser Gipfel nicht schon hoch genug, hat man der Halde Beckstraße noch die Krone aufgesetzt… obwohl, eine Krone ist es ja nicht, sondern genaugenommen ein Tetraeder, eine geometrische Form also aus gleichseitigen Dreiecken, die wohl früher wohl nur gekannt hat, wer in der Schule bei Geometrie ganz, ganz genau aufgepasst hat.

Aber so viel der Erklärung braucht man gar nicht, um zu erkennen, dass dort oben über Bottrop im Prinzip eine Pyramide auf Stelzen steht, in deren Inneren eine Treppe hoch zur Aussichtsplattform führt. Wer dorthin will, muss relativ schwindelfrei sein, denn der Weg nach oben führt über einen Gitterboden, der bei Wind auch schon mal etwas wackelt. Die Stahlpyramide wurde übrigens von Wolfgang Christ entworfen. Ist man nach 387 Stufen bis zum Haldenplateau und der anschließenden Besteigung des Tetraeders oben angekommen, wird man belohnt, etwa vom Blick auf das Alpincenter Bottrop, oder auf den Gasometer Oberhausen.

Unvergessen ist übrigens die Episode aus dem Jahr 2009, als ein Mitbürger aus Schottersteinen Alien-Figuren am Fuß des Tetraeders gelegt hatte, die man erst nach Jahren aus der Luft als solche Formen erkannte. Der kreative Spaß schmälerte allerdings den Gesamteindruck des Haldenkunstwerks – und musste so umgehend wieder entfernt werden: Die Aliens haben Bottrop verlassen.

  • Parkplatz Beckstraße 57a, Haltestelle Tetraeder

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