Berlin. Viel Trinken soll bei der Gewichtsabnahme helfen, und das ganz ohne Anstrengung. Doch stimmt das überhaupt? Experten klären auf.

Wer gesund und effektiv Gewicht verlieren möchte, findet Unmengen an Theorien und Strategien, wie das am besten funktioniert. Einige liest man in Magazinen, andere wurden schon von der Großmutter erzählt. Ein Trick, der vermehrt in den sozialen Medien kursiert, scheint nicht nur sehr leicht – er soll auch große Wirkung besitzen: Viel Wasser trinken, dann purzeln die Pfunde. Doch stimmt das eigentlich, und was sagen Experten dazu?

Die Idee, dass ausreichendes Trinken beim Abnehmen helfen kann, ist keineswegs neu. Sie beruht auf der Vorstellung, dass Wasser ein natürlicher Appetitzügler ist, der den Körper dazu anregt, sich satter zu fühlen und somit die Kalorienaufnahme zu reduzieren.

Dazu sollen pro Tag mindestens zwei Liter Wasser getrunken werden, teilweise werden sogar über vier Liter empfohlen. Außerdem heißt es, man soll ein Glas Wasser vor dem Essen trinken, damit der Magen gefüllt ist und weniger gegessen wird.

Wasser trinken verbrennt Kalorien

Gerne wird erzählt, dass Wasser trinken beim Kalorienverbrennen hilft. Doch so ganz stimmt das laut einer Studie nicht. In der Arbeit, die 2003 im „Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism” erschienen ist, testeten Forscher dem Tipp an 14 Personen.

Das Ergebnis: Bei 500 Millilitern erhöht sich die Menge an im Ruhezustand verbrannten Kalorien um 24 Prozent. Das wären bei einer 70 Kilogramm schweren Person etwa 20 Kalorien – die gleiche Menge wie ein Stück Schokolade. Dazu kommt, dass die Wirkung nur circa eine Stunde anhielt.

Zum Abnehmen gibt es Unmengen an vermeintlichen Tipps und Tricks im Internet. Nicht alle sind gesund.
Zum Abnehmen gibt es Unmengen an vermeintlichen Tipps und Tricks im Internet. Nicht alle sind gesund. © Shutterstock / IMG Stock Studio | IMG Stock Studio

Also verbrennt Wasser trinken nicht gerade Unmengen an Kalorien. Allerdings kann es helfen, Kalorien einzusparen. Und zwar, wenn statt Softdrinks und Säften Wasser getrunken wird. „Wir empfehlen grundsätzlich Wasser bzw. kalorienfreie Getränke zu wählen, wenn man abnehmen möchte“, erklärt Astrid Donalies, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) unserer Redaktion.

„Zuckergesüßte Getränke erhöhen das Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2. Außerdem fördert der regelmäßige Konsum dieser Getränke das Kariesrisiko“, heißt es dazu in einem Ratgeber der DGE.

Wasser beim Essen, um abzunehmen

Was aber ist, wenn man vor dem Essen den Magen mit Wasser füllt? Das untersuchte eine Studie der Jeonju University in Korea, die 2018 in „Clinical Nutrition Research“ erschien.

In der von Ji Na Jeong durchgeführten Arbeit wurden 15 Menschen im Alter von 23 bis 27 Jahren untersucht, die teilweise vor der Mahlzeit Wasser getrunken hatten. Ergebnis: Probandinnen und Probanden, die vor ihrer Mahlzeit Wasser getrunken hatten, aßen weniger von ihrer Mahlzeit als die ohne. „Die Ergebnisse legen nahe, dass dies eine effektive Strategie zur Gewichtskontrolle sein könnte“, fasst der Autor zusammen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dazu, vor jeder Mahlzeit ein Glas Wasser zu trinken. „So dämpfen Sie zwischen den Mahlzeiten ein Hungergefühl durch Trinken“, sagt Donalies von der DGE unserer Redaktion.

Der Ernährungsberater Dr. Dominik Dotzauer sieht das ähnlich. „Die Frage ist immer nur, in welchem Ausmaß, weil satt sind wir ja nicht nur davon, dass was im Magen ist. Sonst können wir ja auch Watte essen oder eben einfach ein Wasser trinken, aber tatsächlich ist man trotzdem hungrig“, erklärt er unserer Redaktion.

Ernährungsberater Dr. Dominik Dotzauer
Ernährungsberater Dr. Dominik Dotzauer © privat

Wasser trinken zum Abnehmen

Doch wie viel Wasser ist ideal, um abzunehmen? Die Donalies erklärt dazu: „Mindestens 1,5 Liter Getränke sollten es am Tag sein. Eine ausreichende Trinkmenge ist beim Abnehmen besonders wichtig. Bei Gewichtsverlust fallen Abbauprodukte an, die mit dem Urin ausgeschieden werden müssen. Die gesamte, tägliche Wasserzufuhr sollte bei circa 2,6 Litern liegen, so viel wird über Urin, Stuhl, Haut und Lunge abgegeben.“

So viel Wasser braucht ein Erwachsener laut DGE im Durchschnitt täglich.
So viel Wasser braucht ein Erwachsener laut DGE im Durchschnitt täglich. © Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) | Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

Auch anhand des Urins sei erkennbar, ob genug Wasser getrunken wird, erklärt Dotzauer. „Bei einem durchsichtigen Urin weiß man, dass man definitiv genug trinkt.“ Vor allem wenn Sport getrieben wird oder es warm ist, braucht der Körper oft mehr Wasser.

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Wasser allein reicht nicht

Allerdings reicht Wasser allein nicht bei der Gewichtsabnahme. „Eine Abnahme funktioniert immer über ein Kaloriendefizit“, sagt der Ernährungsberater. Das heißt, dass weniger Kalorien über Essen oder Trinken eingenommen werden, als man verbraucht.

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Die Sprecherin der DGE erklärt, dass es dazu eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Verhaltensänderung und einer Steigerung der körperlichen Aktivität braucht, um langfristige Ergebnisse zu erzielen. „Eine vollwertige Ernährung und 30 bis 60 Minuten Bewegung pro Tag unterstützen, das Gewicht zu regulieren“, so die DGE.

Wassermangel feststellen

Oft wird ohnehin zu wenig Wasser getrunken. Dabei ist es nicht nur beim Abnehmen ein wichtiger Faktor, es ist lebensnotwendig. „Ein Mangel kann schon nach wenigen Tagen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden führen“, warnt die DGE. „Es kommt zu Bluteindickung, Kreislaufversagen und im Extremfall zum Tod.“

Und der Körper scheidet ständig Flüssigkeit aus, daher ist regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme wichtig. Dazu hilft es, etwa Gemüse mit einem hohen Wasseranteil – Gurken oder Tomaten – zu essen. Auch mit Getränken wie Kaffee oder (ungesüßtem) Tee können Sie nachhelfen. „Ein Drittel der benötigten Wassermenge wird über die feste Nahrung, insbesondere aus Gemüse und Obst, und mehr als die Hälfte über Getränke gedeckt“, so die Sprecherin der DGE.

Einen Wassermangel kann man laut Ernährungsberater Dominik Dotzauer auch wieder am Urin erkennen. Wenn man kaum auf die Toilette geht, dann könnte das ein Zeichen dafür sein. „Sonst merkt man das an Symptomen wie Schwindel oder Erschöpfung.“

Wichtig sei es daher, Wege zu finden, um das regelmäßige Wassertrinken in den Alltag zu integrieren. „Dazu kann man an allen Orten, an denen man sich aufhält, Wasser hinstellen“, rät Dotzauer. So könne man dem Wassertrinken nicht entkommen.