Moskau. Was sind die Hintergründe des Anschlags bei Moskau so kurz nach den Wahlen in Russland? Ermittler sehen professionelle Kämpfer am Werk.
Die Crocus City Hall in Krasnogorsk am Stadtrand von Moskau am Tag danach: mindestens 115 Tote, 145 Verletzte ist die bisherige Bilanz des Terroranschlages von Freitagnacht. Viele Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden. Unter den Toten seien auch mindestens drei Kinder. Die Behörden riefen die Menschen auf, Blut für die Verletzten zu spenden.
Inzwischen hat die Spurensicherung mit der Arbeit begonnen. Säckeweise sammelten die Ermittler die Hülsen verschossener Patronen ein. Auf einem Video, veröffentlicht vom Staatlichen Ermittlungskomitee Russlands, sind eine Kalaschnikow-Maschinenpistole und Munitionsgurte zu sehen. Die Opfer des Anschlags seien bis zum Samstagmorgen alle aus dem Gebäude gebracht worden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.
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Anschlag bei Moskau: Russland hält Terroristen für erfahrene Kämpfer
Was aber sind die Hintergründe des Terroranschlages kurz nach den Präsidentschaftswahlen in Russland? Mehrere Unbekannte hätten die Crocus City Hall kurz vor einem Konzert der Rockgruppe Piknik gestürmt und das Feuer eröffnet, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft mit. Details nannte das Onlinemedium RBC unter Berufung auf eine Quelle in den Sicherheitsbehörden. Man gehe davon aus, dass die Terroristen erfahrene Kämpfer waren. „Es ist offensichtlich, dass die Angreifer eine Schussausbildung hatten: Sie feuerten einzelne Schüsse oder kurze Salven, während sie sich professionell bewegten“, heißt es auf RBC.
Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“. Experten gehen davon aus, dass zumindest das Bekennerschreiben echt ist. Doch steckt wirklich der IS dahinter? Beweise dafür gibt es bislang nicht. Nach russischen Angaben wurden bisher elf Verdächtige festgenommen. Um wie viele Angreifer es sich handelte, ist vorerst nicht bekannt.
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Geheimdienste: Terroristen wollten russisch-ukrainische Grenze überqueren
Die Geheimdienste in der Region Brjansk, in der Nähe der Grenze zur Ukraine, haben wohl vier Terroristen festgenommen, die am Anschlag beteiligt sein sollen. Gemäß Berichten im Netz planten die Terroristen, die russisch-ukrainische Grenze zu überqueren und hatten möglicherweise Kontakte auf der ukrainischen Seite. Das ukrainische Außenministerium wies inzwischen den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington.
Einer der Verdächtigen ist namentlich bekannt. Der 19-jährige Dushanbe Muhammad F. wurde bei einem Schusswechsel in der Region Brjansk verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Gegen 4 Uhr morgens am Samstag sei ein zweiter Verdächtiger gefunden und festgenommen worden. In seinem Fahrzeug fanden die Behörden angeblich eine Pistole und Pässe von tadschikischen Bürgern. Prompt äußerte sich das Außenministerium Tadschikistans, machte „auf die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Behandlung bei der Verbreitung von Informationen über die Beteiligung von tadschikischen Bürgern aufmerksam.“
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Der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, sagte laut der Nachrichtenagentur Interfax, dass alle Verantwortlichen für den Terroranschlag in Krasnogorsk bestraft würden. Wie Patruschew feststellte, „ist das begangene Verbrechen eine weitere Bestätigung dafür, dass der Terrorismus eine erhebliche Sicherheitsbedrohung darstellt und von allen Bürgern, Nachrichtendiensten, Strafverfolgungsbehörden und Behörden auf allen Ebenen die bestmöglichen koordinierten Anstrengungen zur Verhinderung terroristischer Aktivitäten erfordert.“ Westliche Botschaften hatten ohne Angaben von Quellen zuletzt vor Terroranschlägen in Moskau gewarnt.
Islamistische Terroristen, sie müssen nicht unbedingt aus dem Ausland kommen. 2002 hatten tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Musical-Theater in ihre Gewalt gebracht. Am vierten Tag des Dramas betäubte der Inlandsgeheimdienst die Geiselnehmer und die Geiseln mit einem Gas. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln kamen ums Leben.
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Terror ist zurück in Russland – Metro-Stationen werden verschärft kontrolliert
Mehr als 10.000 Tschetschenen flüchteten während der Tschetschenien-Kriege 1994 und 1999 bis 2009 ins benachbarte Georgien, sie leben heute im Pankissi-Tal, einem Rückzugsort für radikale Kämpfer und Terroristen. Amerikanische Anti-Terror-Einheiten nahmen dort mutmaßliche al-Qaida-Kämpfer fest. Angeblich stammte auch Omar al-Schischani, ein Anführer des IS, aus dem Pankissi-Tal. Die USA hatten auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt. Nach unbestätigten Berichten starb er im Juli 2016.
Schlagzeilen machten im Oktober letzten Jahres radikale Muslime in der russischen Republik Dagestan. Dutzende Männer hatten den Flughafen der Hauptstadt Machatschkala gestürmt, versuchten in ein Flugzeug zu kommen, das Israelis aus Tel Aviv evakuiert hatte. Gouverneur Sergej Melikow kündigte damals Härte an. „Was auf unserem Flughafen passiert ist, ist unerhört und muss von den Strafverfolgungsbehörden geahndet werden.“
Terrorangst, nicht nur in Moskau. Viele Russinnen und Russen erinnern sich mit Schrecken an die Banden- und Clan-Kriege auf den Straßen der russischen Hauptstadt in den 90er-Jahren. An Schießereien, an Bombenanschläge. Nun scheint der Terror zurück. Zumindest an den Moskauer Metro-Stationen wird jetzt verschärft kontrolliert.
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