Balve. Das Jugendcafé in Balve ist Angebot gegen die Langeweile Chemie Wocklum half bei der Ausstattung. Und das ist nur der Anfang.
Ein Ort gegen die Langeweile und zur freien Entfaltung: Seit gut zwei Monaten läuft das Angebot des Kinder- und Jugendcafés - direkt nach Schulschluss - in der früheren Cafeteria der Hauptschule. Mit der ersten Resonanz sind die Verantwortlichen durchaus zufrieden. Sie laden nun ein, bei der Ausgestaltung weiterzuhelfen.
Von dienstags bis donnerstags öffnet zwischen 13 und 15 Uhr im Raum der früheren Hauptschulcafeteria, gegenüber vom Sportplatz das Kinder- und Jugendcafé, seine Tore, vor allem an die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schule gerichtet. Das Prinzip ist ganz einfach: Wer will, kann kommen, ohne Anmeldung, ganz spontan.
In dem großen, hellen Raum befinden sich unter anderem: Kicker- und Billardtisch, die beide gespendet wurden, Tische und gemütliche Sitzecken, ein PC steht zur Verfügung, ein Fernseher.
Im September ging es los mit diesem Angebot an drei Werktagen die Woche, die Idee entstammt dem Runden Tisch, an dem neben Stadtverwaltung unter anderem auch Streetworker, Jugendamt, Caritas, Polizei, Drogenberatung oder die Schulen sitzen. Gerade in der Coronazeit ist etwas deutlich geworden: Kinder und Jugendliche glitten durch die Beschränkungen in Langeweile und Perspektivlosigkeit ab. Folgen sind erhöhter Konsum von Medikamenten und Betäubungsmitteln, Depressionen und andere psychische oder physische Probleme. Dazu kommt oft Stress mit der Familie.
Nils Haarmann, Jugendarbeiter der Stadt, ist im Jugendzentrum ganz nah dran an den Kindern und Jugendlichen, kennt ihre Sorgen. Manche wollen nach der Schule nicht nach Hause, erzählt er. „Die warten zwei Stunden davor, bis das Jugendzentrum öffnet.“ Auch um diese Zeitspanne in den Nachmittag zu überbrücken und etwas gegen die Langeweile zu tun als erste Ursache dummer Ideen hat die Stadt das Angebot des Cafés im Hauptschulgebäude geschaffen.
Es ist keine Konkurrenz zum Jugendzentrum. Auch dieser andere, neue Ort ist bewusst gewählt. Es gebe nämlich wiederum auch junge Leute, die ins Jugendzentrum nicht gerne gingen, erzählt Haarmann, weil sie sich zum Beispiel mit den dortigen Besuchercliquen nicht verstehen. „Außerdem ist der Ort hier attraktiv“, sagt Nils Haarmann mit Blick auf die alte Hauptschulcafeteria, sie ist direkt am Sportplatz, neben der Turnhalle, die auch genutzt werden kann.
Für die Realschüler ist der Weg kurz und auch für die jungen ukrainischen Flüchtlinge, die aktuell den Hauptschultrakt bewohnen. Und so habe sich das Angebot nach gut zwei Monaten auch etabliert, erzählen Haarmann und der im Balver Rathaus zuständige Fachbereichsleiter André Flöper. 30 Kinder und Jugendliche kämen etwa addiert an den drei Öffnungstagen in der Woche, und zwar aus dem gesamten Spektrum der Zielgruppe von der fünften Klasse bis zu solchen kurz vor dem Erwachsenwerden.
Darunter seien einerseits auch bisherige Gäste des Jugendzentrums, aber auch - wie gewünscht und erhofft - neue Besucher. Was dabei großgeschrieben wird: Partizipation, Mitbestimmung. „Die Jugendlichen sollen sagen, was sie machen möchten“, erklärt Flöper. Ob nun bezüglich des angebotenen Programms oder der Ausgestaltung des Treffpunktes.
An diese Möglichkeit müssten sich die Teilnehmer aber auch erst mal gewöhnen, sagt Sozialarbeiter Nils Haarmann. Neben ihm sind auch weitere Mitarbeiter hier vor Ort, vom Jugendtreff oder die Sozialarbeiterin der Realschule. Sie alle können helfen - bei Hausaufgaben oder beim Schreiben von Bewerbungen.
Für die Ausgestaltung des Cafés freuen sich die Verantwortlichen auch über Unterstützung der Balver Wirtschaft. Nicht nur finanziell mit mehreren Tausend Euro, auch mit Muskelkraft von Mitarbeitern hat Chemie Wocklum den Anstrich des Raumes zusammen mit Jugendlichen ermöglicht. Frische Farbe, hier dankt man Firma Bathe für Unterstützung, will man auch dieses Jahr noch im Jugendzentrum an die Wand bringen. Stefan Selig, Betriebsrat bei Chemie Wocklum, der das Projekt im Betrieb vorstellte und sofort Unterstützung bekam: „Wir wollten hier vor Ort etwas machen.“ André Flöper und Nils Haarmann sind sehr dankbar dafür, und können sich weitere Kooperationen mit Firmen vorstellen, auch inhaltlich. Etwas zur Berufsorientierung und Nachwuchsgewinnung.
Auch für Gruppen und Vereine aus der Stadt soll das Kinder- und Jugendcafé ein offener Ort sein, wo sie ihr Angebote vorstellen, vielleicht damit Nachwuchs gewinnen können. Nils Haarmann freut sich auf Kontakt und Vorschläge. Mit dem Tauchsportverein gibt es so eine Zusammenarbeit in Kürze.