Essen. Bei Wohnungsinseraten die stark verbilligte Luxuswohnungen in Top-Lage anbieten sollten Wohnungssuchende vorsichtig sein. Das Landeskriminalamt beschäftigt sich schon lange mit Betrugsfällen, die durch solche Anzeigen ihre Köder auslegen, um dann per Vorkasse ab kassieren.

Neunzig Quadratmeter, Altbau, topsaniert, mit Rheinblick, in Düsseldorf gelegen – für 400 Euro warm. Wer würde da nicht sofort zugreifen wollen? Doch gerade, wenn einem die scheinbar perfekte Wohnung zum Spottpreis angeboten wird, sollte man stutzigwerden. „Man kennt in der Regel die örtlichen Mietpreise, und sollte sich fragen, ob derart niedrige Konditionen überhaupt sein können“, rät Frank Scheulen vom Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf.

Seit Jahren beschäftigen Betrugsfälle mit Wohnungsanzeigen seine Behörde. Vorwiegend im Internet legen Betrüger ihre Köder aus. Die Masche läuft fast immer nach dem gleichen Muster ab: Angebliche Eigentümer schalten Wohnungsinserate, die zu schön sind, um wahr zu sein. Dabei geben sie an, im Ausland zu leben. Das soll erklären,warum die Vermietung unter ausgefallenen Bedingungen zustande kommen soll.

Kontaktabbruch nach Geldüberweisung

Nach der Zahlung bricht der Kontakt ab. So gibt es keine Telefonnummer, sondern lediglich Email-Kontakt. Zeigen sich Wohnungssuchende interessiert an einem Besichtigungstermin, räumt der vorgebliche Vermieter ein, dafür nicht aus dem Ausland anreisen zu können. Stattdessen bietet er an, die Wohnungsschlüssel per Post oder Kurier zu verschicken – gegen Vorabzahlung einer Kaution, meist im vierstelligen Bereich. Das Geld soll dabei an Firmen gehen, die auf Bargeldtransfers spezialisiert sind – WesternUnion zum Beispiel.

So angewiesenes Geld lässt sich – anders als bei Girokonten – nicht zurückverfolgen. Bei Nichtgefallen werde das Geld später wieder erstattet, lautet das Standard-Argument, falls die Interessenten doch stutzig werden. Frank Scheulen vom LKA: „Die Täter sind,wie die meisten Betrüger, sehr redegewandt und erfinden die blumigsten Beschwichtigungen, auf die Menschen immer wieder hereinfallen.“ Ist das geforderte Geld jedoch verschickt, bricht der Kontakt unvermittelt ab.

Innenaufnahmen können überall herstammen

Auf Emails erhalten die Geprellten keine Antwort mehr. Denn die angebotene Wohnung existiert in Wirklichkeit nicht oder gehört einem gänzlich Unbeteiligten. Die Fotos, die kursieren, zeigen meist Fassaden von Objekten in Luxuslage, die sich jederzeit fotografieren lassen. Die Innenaufnahmen können überall herstammen, aus Werbebroschüren beispielsweise. Nach Angaben des Landeskriminalamts wurden zwischen 2010 und 2011 allein in NRW 140 Fälle von Vorschussbetrug, auch Scamming genannt, bekannt.

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Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein.Meist schämen sich die Geschädigten für ihre Naivität und bringen den Betrug nicht zur Anzeige. Auch imBekanntenkreis verschweigen die Opfer das Geschehen – ausAngst davor, ausgelacht zu werden. Dabei wäre es zur Vorbeugung wichtig, die Fälle öffentlich zu machen. Denn an die Betrüger heranzukommen, ist schwierig. „Solche Wohnungsangebote sind nie lange geschaltet. Sie verschwinden nach wenigen Tagen aus dem Netz und sind damit nicht zu verfolgen“, so Frank Scheulen.

Wohnungssuchende sollten vorsichtig sein

Oft sind die Täter gut organisiert und agieren aus dem Ausland: über Internetserver,die in Afrika stehen– weshalb die Betrugsmasche der so genannten „Nigeria Connection“ zugerechnet wird. Immobilienportale wie ImmobilienScout 24 oder ImmoWelt haben die Gefahr erkannt und versuchen, sich gegen unseriöseAngebote zuwehren.Viele haben Sicherheits-Systeme eingeführt, die verdächtige Angebote erkennen und löschen.

Dennoch sollten Wohnungssuchende vorsichtig sein, wenn Top-Immobilien zumSchleuderpreis angeboten werden. Auf sicheremTerrain bewegtman sich bei der Immobiliensuche auch auf den Anzeigenseiten von Tageszeitungen: Vor Anzeigenschaltung müssen Inserenten sowohl ihre Telefonnummer als auch Adresse und Bankverbindung nennen. Erweisen sich die Angaben bei Prüfung als falsch,werdenAnzeigen sofort entfernt und der Inserent bekommt einen Sperrvermerk.