Essen. Passivhäuser sind Gebäude, die wegen ihrer guten Wärmedämmung, eines effizienten Lüftungssystems und vielen anderen technischen Kniffen keine herkömmliche Heizung mehr brauchen. In Deutschland gibt es rund 40.000 davon. Energieeffiziente Häuser wie diese werden von Banken subventioniert.
Steigende Energiekosten lassen niemanden ganz kalt. Aber viele tausend Eigenheimbesitzer in Deutschland können die Preisentwicklung von Heizöl oder Gas vergleichsweise gelassen betrachten. Denn sie leben in einem der geschätzt rund 40.000 Passivhäuser in Deutschland.
Die Zahl der Häuslebauer, die sich für die sparsamen Gebäude entscheiden, die - vor allem wegen optimaler Ausrichtung, guter Dämmung, einer Lüftungsanlage und einer guten Wärmeausnutzung keine herkömmliche Heizung mehr benötigen, steigt ständig. "Das ist eine gute Entscheidung, denn so können sie schon jetzt die Zukunft bauen – und sofort profitieren", betont Joachim Bettermann, Architekt und Inhaber des Unternehmens "eco+ architekten ingenieure", das auf das Umrüsten von älteren Gebäuden und den Neubau von Passivhäusern spezialisiert ist.
Vorteile liegen auf der Hand
Für ihn liegen die Vorteile auf der Hand. Die effizienten Gebäude verbrauchen zwischen 80 und 90 Prozent weniger Energie als ein herkömmliches Haus und übertreffen beispielsweise den hohen Standard, der für die Förderung eines KfW 40-Hauses verlangt wird, deutlich.
Den höheren Preisen, die immer noch manchen Bauherren abschrecken - die Mehrkosten liegen bei einem Neubau bei fünf bis zehn Prozent zum Mindestenergiestandard, bei einem Umbau je nach Zustand des Gebäudes eine niedrige fünfstellige Euro-Summe - stehen allerdings auch deutliche Einsparungen bei der benötigten Energie entgegen. 15 Kilowattstunden und weniger pro Quadratmeter beträgt der Jahresverbrauch. Das entspricht einer Ersparnis von stolzen 80 Prozent und mehr.
Energiekosten schon bei Finanzierung mit einbeziehen
"Die wenigsten Eigentümer zahlen ein Haus gleich bar in einem Schwung. Wer finanziert, sollte aber neben dem Anspruch auf höhere Fördermittel als schönen Nebeneffekt auch den ganzen Zeitraum der Finanzierung betrachten", sagt Bettermann. Und dazu gehören seiner Meinung nach auch die anfallenden Energiekosten. Wer die mit einbezieht, kommt nach Einschätzung von Fachleuten schon während der Finanzierung besser weg.
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Die steigenden Anforderungen der Energieeinsparverordnung, deren nächste Stufe in wenigen Monaten in Kraft tritt, erfüllen Passivhäuser ohnehin. Und selbst auf europäischer Ebene bereits beschlossene weitere Verschärfungen werden die effizienten Gebäude problemlos meistern. Viele Architekten und Bauexperten rechnen deshalb damit, dass über kurz oder lang Passivhäuser zum Standard beim Neubau werden.
Zum Energie-Plus-Haus aufrüsten
Wer möchte, kann ein Passivhaus nicht nur sparsam machen, sondern über die verstärkte Nutzung regenerativer Energien sogar zum Energie-Plus-Haus aufrüsten. Darunter werden Gebäude verstanden, die mehr Energie produzieren, als ihre Bewohner verbrauchen. Was nicht benötigt wird, kann beispielsweise zum Aufladen eines eigenen Elektroautos verwendet werden - oder gegen Bezahlung ins Stromnetz eingespeist werden.
Bei der energetischen Sanierung kommen bereits jetzt Passivhauskomponenten. Dazu zählen hoch wärmegedämmte, wärmebrückenfreie und luftdichte Gebäudehüllen, dreifachverglaste Fenstersysteme mit gedämmten Rahmenprofilen, pfiffige Lüftungsanlagen mit besonders wirksamer Wärmerückgewinnung oder die Nutzung geeigneter Dachflächen zur Gewinnung von Solarenergie. Dieser Trend dürfte sich bei gleichermaßen steigenden Energiepreisen und energetischen Anforderungen weiter verstärken.
Keine eintönigen Klötze mehr
Und auch ein immer noch häufig genanntes Vorurteil gegenüber Passivhäusern hat jegliche Berechtigung verloren: Denn eintönige Klötze wie vermutet (und früher zum Teil auch häufig gebaut) sind sie keineswegs. Das zeigen viele aktuelle Bauprojekte. Mit Hilfe von Architekten können auch die effizienten Häuser ansprechend, originell, modern aussehen - und nach den eigenen Vorstellungen geplant werden.