Berlin. Ist das eigene Haus unzureichend isoliert, hilft es oft schon die Rolladen herunterzulassen um so die Fenster abzudichten und die Heizkosten zu senken. Oft sind jedoch gerade die Rolladenkästen undicht. Wie man dies prüfen kann erläutert Experte Jörg Gurski.
Ist der Rollladen heruntergelassen, hilft er in unsanierten Häusern Heizenergie zu sparen. Denn dann sind die Fenster zusätzlich isoliert, die Wärme bleibt im Haus und die Kälte draußen. Genau den anderen Effekt bekommt man, wenn alte Rollladenkästen nicht gut gedämmt sind - sie schleudern geradezu Wärme ins Freie. Denn diese Modelle seien häufig nur aus dünnem Holz gefertigt und nach außen verputzt, erklärt die Architektin Eva Reinhold-Postina von Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin.
"Ungedämmte Rollladenkästen wurden bis in die 80er Jahre verbaut", sagt Jörg Gurski, Energieberater aus Korschenbroich (Nordrhein-Westfalen). Wenn es im Winter im Wohnzimmer trotz dichter Fenster immer noch von den Fenstern her zieht, kann das ein Hinweis darauf sein. Klarheit schafft ein einfacher Test: Bewohner halten eine brennende Kerze an den Kasten und an die Gurtdurchführung. Flackert die Flamme, bestehe Handlungsbedarf, sagt Gurski.
Nachträgliche Dämmung möglich
Die meisten alten Rollladenkästen lassen sich nachträglich dämmen. Doch Vorsicht: Dämmen gilt als Eingriff in die Bausubstanz. "Bevor ein Mieter am Rollladenkasten selber Hand anlegt, sollte er den Vermieter um Erlaubnis fragen", rät Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund in Berlin. Ohne Genehmigung könne ein Vermieter den Mieter haftbar machen, wenn später Probleme mit Feuchtigkeit auftreten oder sich Schimmel bildet. Ein Vermieter könne auch entscheiden, dass nur ein Handwerker dämmen dürfe.
Grundsätzlich schafft das aber auch ein Heimwerker selbst. Er muss als erstes die Revisionsöffnung aufschrauben, erläutert Gurski. Das ist ein Zugang zu versteckten oder verkleideten Installationen, der beim Rollladenkasten meist unten oder zum Raum hin liegt. Im offenen Kasten müssen Heimwerker bei aufgerollten Rollladenpanzer ausmessen, wie stark die Dämmung maximal sein darf. Denn auch mit Dämmung muss der Rollladen ohne Schwierigkeiten hinauf- und heruntergehen.
Je dicker der Kasten, desto höher die Ersparnis
Bei der Dämmung gilt: Je dicker der Kasten ausgekleidet ist, umso besser ist der Energiespareffekt. "Als Material für die Rollladenkasten-Dämmung in Eigenregie eignen sich Styrodurplatten", sagt Gurski. Diesen Hartschaum sollte der Heimwerker möglichst exakt zuschneiden, damit keine unnötigen Fugen entstehen. Anschließend werden die Dämmplatten mit Spezialkleber an die Wände des Kastens geklebt. "Um Wärmebrücken zu vermeiden, dürfen auf keinen Fall die Seitenwände der Kästen vergessen werden", betont der Experte.
Es gibt im Fachhandel für Rollläden und im Baumarkt spezielle biegsame Dämmelemente, die nicht zugeschnitten werden müssen. Diese lassen sich nach Angaben des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt leicht in den Kasten schieben. Dennoch sei es wichtig, für eine gute Wirkung die flexiblen Elemente möglichst exakt einzupassen. Wenn nötig, müsse der Heimwerker die Dämmplatte an den Seitenwänden abdichten.
"Um Zugluft zu vermeiden, muss er vor dem Einbringen des Dämmmaterials immer die Fugen und Ritzen im Kasten mit Silikon ausspritzen und auf diese Weise abdichten", rät Gurski dem Heimwerker. Ein Problem kann Kondenswasser sein. Damit es im Kasten nicht unbemerkt schimmelt, sollten alle Tapetenreste daraus entfernt werden. Reduzieren lässt sich auch die Zugluft, die durch die Schlitze des Gurts kommt. Hierfür gibt es bürstenartige Dichtungen, so das IWU.
Auch weitere Vorteile durch Dämmung
Durch eine Dämmung bleiben Räume grundsätzlich wärmer, und es zieht nicht mehr. "Auch Straßenlärm dringt nicht mehr in die Räume", nennt Gurski einen weiteren Vorteil. Voraussetzung dafür sei aber, dass der Heimwerker wirklich präzise die Platten zuschneidet. Deshalb könne das Dämmen eines einzigen Kastens bis zu vier Stunden dauern.
Die Arbeit lohne sich immer, wenn nicht in Kürze ein Fenstertausch geplant sei, sagt der Energieberater. Denn wer ein neues Fenster einbaut, sollte auch den alten Rollladenkasten gegen einen neuen, gut gedämmten austauschen. Erwägenswert sei dann auch ein Elektroantrieb für die Rollladen statt des herkömmlichen Gurtwicklers, so Gurski. Denn der automatische Antrieb brauche nur kleines Loch für das Elektrokabel in der Wand - und er sei daher keine mögliche Wärmebrücke mehr. (dpa)