Düsseldorf. Sozialwohnungen sind in Nordrhein-Westfalen inzwischen Mangelware. Selbst viele Normalverdiener können sich Wohnraum an Rhein und Ruhr nicht mehr leisten. Erst recht fehlt es an preiswerten, barrierefreien Wohnungen für Ältere. Dabei sind nicht nur die Boomregionen betroffen.
In Nordrhein-Westfalen fehlen immer mehr Sozialwohnungen und bezahlbare, barrierefreie Wohnungen für Ältere. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse des Aktionsbündnisses "Impulse für den Wohnungsbau NRW" hervor. Die Zahl der Sozialwohnungen an Rhein und Ruhr habe sich seit der Jahrtausendwende auf nur noch 513 000 halbiert, klagte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, am Mittwoch auf dem ersten "Wohnungsbautag NRW" in Düsseldorf. Dabei wachse der Bedarf nach preisgünstigem Wohnraum seit Jahren.
Unterstützt wurde der Ruf nach mehr Sozialwohnungen vom nordrhein-westfälischen Bauminister Michael Groschek (SPD) und von Hamburgs erstem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).
Nicht nur Boomregionen sind betroffenen
Miksch warnte, schon heute zeichne sich ab, dass in den Ballungsräumen der Rheinschiene und in den wachsenden Universitätsstädten künftig selbst die Bezieher mittlerer Einkommen Schwierigkeiten bekommen könnten, finanzierbaren Wohnraum zu finden. Doch beschränkten sich die Probleme nicht auf die Boomregionen rund um Köln oder Düsseldorf. Praktisch überall seien preiswerte Wohnungen Mangelware, die es älteren Menschen erlaubten, in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben, wenn die Kräfte nachließen.
"Angesichts der demografischen Entwicklung brauchen wir in Zukunft ein Drittel barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen", sagte Miksch, der Sprecher des Bündnisses ist. Bislang würden aber erst etwa zwei bis drei Prozent der rund 8,6 Millionen Wohnungen diesen Anforderungen gerecht. Es bestehe "akuter Handlungsbedarf". Wenn keine Lösung gefunden werde, drohten erhebliche soziale Spannungen.
Preisegebundene Wohnungen
Bauminister Groschek forderte angesichts dieser Entwicklung die Kommunen an Rhein und Ruhr auf, mehr für den Bau von Sozialwohnungen zu tun. Städte und Gemeinden sollten nach seiner Meinung die Bauherren künftig bei der Ausweisung von Bauland oder dem Verkauf eigener Grundstücke zur Errichtung einer festen Quote von preisgebundener Wohnungen verpflichten. Dies schaffe nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern helfe auch eine Aufspaltung der Städte in arme und reiche Wohngebiete zu verhindern.
Hamburgs erster Bürgermeister Scholz warnte vor einer Verdrängung armer Bevölkerungsschichten aus der Stadt. Städte seien "Orte der Hoffnung" für Neuanakömmlinge. Dies dürfe man ihnen nicht verwehren. "Alle müssen in unseren Städten Platz finden", sagte er. Scholz warb dafür, sozial schwächere Stadtteile durch ein mehr an Sicherheit, durch bessere Schulen und attraktivere Wohnungen aufzuwerten, ohne die alten Bewohner zu verdrängen. Es sei wichtig, in den Stadtvierteln ein Nebeneinander von Arm und Reich zu fördern. Hamburg lege inzwischen bei jedem größeren Bauvorhaben im Planungsrecht einen Anteil von einem Drittel geförderten Wohnungsbau fest. Das gleiche gelte für Grundstücke der Stadt, die als Bauland verkauft würden.
Das Aktionsbündnis "Impulse für den Wohnungsbau NRW" ist ein Zusammenschluss von Architektenkammer, baugewerblichen Verbänden, Wohnungswirtschaft, Sozialverbänden und Mieterbund mit dem Ziel, bezahlbaren, zukunftsfähigen Wohnungsraum in Nordrhein-Westfalen zu schaffen. (dpa/lnw)