Berlin. Der Mai bringt nicht nur ein explosionsartiges Wachstum der Pflanzen mit sich, sondern vor allem jede Menge Arbeit für Hobby-Gärtner. Da kein Nachtfrost mehr zu befürchten ist, können nun auch empfindliche Pflanzen nach draußen gesetzt werden. Was genau getan werden muss, erfahren Sie hier.
"Im wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen", schrieb Heinrich Heine einst. Und wie selten zuvor, warten in Deutschland die Menschen nach dem dunklen und sehr langen Winter genau darauf. "Der Mai ist immer die Zeit, in der die Pflanzen mit einer fantastischen Energie wachsen", sagt Isabelle Van Groeningen von der Königlichen Gartenakademie in Berlin-Dahlem. "In diesen Jahr wird die Natur aber explosionsartig loslegen."
Spätestens Mitte des Monats müssen auch keine Spätfröste mehr gefürchtet werden. Für Hobbygärtner bedeutet das: "Selbst empfindliche Pflanzen dürfen nun raus ins Freie", sagt Van Groeningen. Außerdem ist im Wonnemonat Folgendes zu tun:
Schädlingsbekämpfung hat Priorität
Die ersten Blattläuse machen sich auf Rosen breit. "Ich wische sie einfach mit dem Finger ab", sagt Van Groeningen. "Ich weiß, schön ist das nicht. Aber so erwischt man schon mal 80 Prozent der Population." Den Rest würden Vögel und andere Insekten fressen. Wird der Befall doch stärker, kann mit umweltfreundlichen Produkten gespritzt werden - und zwar regelmäßig alle zwei bis drei Tage, sagt die Gartenlehrerin.
Kletterer wie Klematis, Rosen und Flieder bilden nun neue Triebe. Diese müssen vorsichtig an den gewünschten Ort gebunden oder gelegt werden. "Sonst wachsen sie erst einmal nach oben, und erst, wenn es nicht mehr weitergeht, in die Breite", erläutert Van Groeningen. "Vor allem an Zäunen sollen sie aber in die Breite wachsen. Das muss man lenken."
Nach den Eisheiligen beginnt die traditionelle Gartenzeit
Frostempfindliche Pflanzen, die im Haus überwintert haben, dürfen nun nach und nach ins Freie. Aber zunächst müssen sie abgehärtet werden. "Ich würde sie erstmal nur tagsüber rausstellen. Und der erste Tag sollte am besten wolkig sein", so Van Groeningen. Oder man stellt die Pflanzen, meist Stauden, in den Schatten. Sonst verbrennt die Sonne sie. Aber erst, wenn mehrere Nächte frostfrei sind, dürfen Olive, Engelstrompete und Oleander draußen übernachten.
Vom 11. bis 15. Mai sind die Namenstage der Eisheiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie. Danach ist der traditionelle Startschuss für den Garten - denn man muss hierzulande keine Spätfröste mehr fürchten. "Auch frostempfindliche vorgezogene Pflanzen wie Tomaten und Dahlien dürfen nun ausgesetzt werden", sagt Van Groeningen. "Ich würde besonders in ländlichen Gegenden auf diesen Zeitpunkt warten. In Großstädten ist die Gefahr von Spätfrösten geringer."
Gemüse muss gepflegt, Kräuter gesäht werden
Kartoffel wachsen nun im Gemüsebeet schnell heran. Sie sollten mit Erde angehäufelt werden. "Das ist wie eine Nackenstütze", erläutert die Expertin. Wenn die ersten Salate geerntet werden, kann nachgesät werden. "Ich mache das alle zwei bis vier Wochen - so hat man immer etwas im Beet." Vorgezogene Bohnen und Zucchini dürfen Anfang Mai bereits ins Freie, Tomaten folgen erst nach den Eisheiligen.
Kerbel, Dill, Koriander und Basilikum sollte man regelmäßig nachsäen. "Es lohnt sich, zwei, drei Generationen im Beet zu haben", sagt Van Groeningen. So sei immer genügend Blattmasse vorhanden - selbst, wenn eine Pflanze zum Blühen kommt. Die Blüte vermeidet man, indem man die Pflanze gut feucht hält und ihr genügend Platz im Topf gibt.
Großblühende Pflanzen brauchen Stützen
Insbesondere Obstbäume müssen bei trockener Witterung gut gegossen werden. "Sonst fühlen sie sich gestresst und denken nur noch ans Überleben", erläutert Van Groeningen. "Sie werfen dann ihre Früchte ab."
Großblühende Pflanzen wie die Pfingstrosen brauchen Stützen. Das gilt besonders an windreichen Standorten. Denn brechen sie unter der Last ihrer Blüten zusammen oder kippen die Zweigen um, können sie meist nicht mehr in ihre Form gebracht werden.
Frühblühende Stauden können nun geteilt werden. Das Lungenkraut schneidet Van Groeningen nach der Blüte auf bis zu vier Zentimeter zurück. Das fördert die Bildung von frischem Laub und die Pflanze sieht länger schön aus. Stauden, die zu hoch geworden sind, trimmt die Expertin Ende Mai um etwa ein Drittel.
Einige April-Aufgaben müssen nachgeholt werden
Da sich der Winter so lange in Deutschland gehalten hat, müssen im Mai auch einige April-Aufgaben nachgeholt werden. Van Groeningen rät, verblühten Zwiebeln Dünger zu geben. Sie haben ihre ganze Energie in die Entwicklung der Blüte gesteckt. Um Nährstoffe für den Winter einlagern zu können, sollten sie mit einem kalireichen Dünger gedüngt werden.
Deko-Tipp: Blühpflanzen kommen auf Balkon und Terrasse besser zur Geltung, wenn sie vor Pflanzen mit schönem grünen Blättern stehen. Van Groeningen rät daher, nicht nur Gewächse mit schönen Blüten zu setzen, sondern auch Funkien und Gräser. (dpa)