Essen. Viele ältere Immobilien sind nach wie vor wahre Energiefresser. Ein Bündnis aus Verbänden - unter anderem dem Deutschen Mieterbund und dem Bund Deutscher Architekten - fordert von der Politik eine neue Strategie für die Umsetzung der Energiewende in Wohnimmobilien.
Noch geht die Energiewende im Wohnungsbestand langsamer voran, als sich das die Bundesregierung wünscht. Jetzt erhält sie Unterstützung durch ein breites Bündnis aus Architekten, Verbraucher-, Umwelt- und Mieterschützern sowie verschiedenen Unternehmen. Die haben sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu kämpfen, dass mehr Eigentümer energetische Sanierungen durchführen. Das liegt auch im Interesse des Kabinetts. Allerdings kritisiert das Bündnis den bisherigen Weg von Schwarz-Gelb – und hat einen eigenen Maßnahmenkatalog vorgelegt, der für die Zukunft eine neue Strategie fordert. Der deutlichste Unterschied: Mieterbund, Nabu, Architektenkammer & Co. fordern bessere Anreize für Eigentümer anstelle eines Sanierungszwangs – wie das vor einiger Zeit auch Haus & Grund schon angemahnt hatte.
Zusätzliche Mittel als Anreiz
Dem Bündnis schwebt ein sozial differenziertes, mit ausreichend Geld ausgestattetes Fördersystem, das verschiedene Kriterien wie Sanierungsumfang, Nutzen für die Umwelt, mögliche Energiekostenersparnisse, Mieterschutz oder Nutzungsansprüche berücksichtigt. Hauseigentümer, die ihr Gebäude energetisch deutlich besser modernisieren, als die aktuell geltenden gesetzlichen Anforderungen das vorsehen, sollen zusätzliche Mittel erhalten. Soziale Härten sollen aufgefangen werden. Bessere Förderung soll dabei allerdings nicht bedeuten, dass nur die Eigentümer entlastet werden.
Reiner Wild, Vorstand des Deutschen Mieterbunds, wünscht sich eine Dreiteilung der Belastung. „Die Kosten der energetischen Gebäudesanierung müssen im vermieteten Wohnungsbestand künftig zu gleichen Teilen vom Staat, den Vermietern und den Mietern getragen werden. Dabei müssen die von den Mietern erzielbaren Energiekostenersparnisse stärker in die Rechnung einbezogen werden“, fordert er. Heute sei die Situation so, dass Mieter im Ergebnis den Anteil der Kosten tragen müssen, für die nicht der Staat aufkommt – und das auch dann, wenn die Energiekostenersparnis (also der finanzielle Nutzen für die Mieter) nur minimal ausfällt.
Vernetztes Beratungssystem
Neben dem Ausbau und der besseren Differenzierung der Förderung für Gebäude hat das Maßnahmenpaket des Bündnisses drei weitere zentrale Bausteine: ein vernetztes Beratungssystem für Kommunen und Eigentümer mit gut geschulten Beratern, mehr Transparenz bei der energetischen Bewertung von Gebäuden sowie die finanzielle Unterstützung quartiersbezogener Sanierungskonzepte.
Letzteres liegt Dr. Thomas Welter, Geschäftsführer beim Bund Deutscher Architekten besonders am Herzen. „Es ist einseitig und kurzsichtig, jeweils nur das einzelne Bauwerk energetisch zu optimieren“, argumentiert er. Deshalb müsste der Fokus der Förderung insbesondere auch auf Gesamtlösungen mit Blick auf ganze Quartiere gelegt werden. Denn das sei ein wichtiges Instrument für eine effiziente, qualitätsgesicherte und sozialverträgliche Modernisierung des Gebäudebestands, die – für Architekten auch nicht ohne Belang – auch den baukulturellen, architektonischen Anspruch umzusetzen nicht außer Acht lässt.
Darf das Bündnis beim Thema Mieterschutz nicht auf Zustimmung durch Haus & Grund hoffen, liegt der Eigentümerverband mit ihm bei der Bedeutung quartiersbezogener Maßnahmen wieder auf einer Linie. Das zeigt die Beteiligung des Verbands und zahlreicher Ortsvereine an dem Pilotprojekt „Kooperationen im Quartier“ (KiQ).
Mehr Informationen zu den Forderungen und Partnern des Bündnisses unter www.dmb.de