Bad Zwischenahn/Münster. Die Fruchtfolge einzuhalten ist nicht nur für Landwirte interessant, weil letztlich ertragreich. Auch Hobbygärtner können davon profitieren, wenn sie Jahr für Jahr die Bepflanzung ihrer Beete austauschen. Das ist gut für die Pflanzen und auch gut für den Boden.
Blumenkohl, Kräuter, Spargel und Co.: In Privatgärten mit Gemüseanbau lohnt es sich, Fruchtfolgen einzuhalten. Bei dieser Art der Felderwirtschaft tauscht der Gärtner jedes Jahr die Bepflanzung seiner Beete aus. So versorgt der Boden die verschiedenen Erträge je nach Bedarf mit mehr oder weniger Nährstoffen, stärkt sie gegen Krankheiten und Schädlinge. "Irgendwann wächst beispielsweise meine Petersilie nicht mehr gut, wenn ich sie immer an dieselbe Stelle pflanze", erklärt Erika Brunken, Leiterin der Niedersächsischen Gartenakademie.
Beet-Tausch hält Krankheiten und Schädlinge in Schach
"Wenn Jahr für Jahr die gleiche Kultur auf die immer gleiche Fläche kommt, reichern sich Krankheitserreger wie Pilze, aber auch Schädlinge im Boden an und können sich schnell vermehren", sagt Brunken. "Erdflöhe und Drahtwürmer etwa fressen die Wurzeln von Salat oder die frischen Blätter der Keimlinge" - genauso wie Raupen, Kartoffel- oder Erbsenkäfer. Die Schädlinge hätten ohne Fruchtfolgen leichtes Spiel, schließlich fänden sie im kommenden Jahr ihren Wirt immer wieder auf derselben Fläche vor.
"Wenn ich meine Frühkartoffeln jedes Jahr am selben Fleck pflanze, ist außerdem die Wahrscheinlichkeit von Kraut- und Knollenfäule höher", sagt die Expertin. Der Erreger könne im Boden überwintern - die Gefahr, dass sich die Krankheit ausbreitet, steige. "Beim Kohl haben wir dann schnell das Problem der Kohlhernie", stimmt Marianne Klug vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zu. Diese Krankheit kann bis zu 20 Jahre den Boden verseuchen. Deshalb sei es wichtig, die Gemüseflächen immer wieder zu wechseln, sagt Erika Brunken. "Der Boden ermüdet durch die Wurzelausscheidungen der Pflanzen mit der Zeit, noch dazu werden ihm die Nährstoffe entzogen. Fruchtfolgen lohnen sich deshalb unbedingt - auch für Hobbygärtner."
Stark- und Schwachzehrer wechseln sich ab
Die Expertin empfiehlt Fruchtfolge-Einsteigern, den Gemüsegarten zunächst in zwei Felder mit beispielsweise je vier Gemüsebeeten zu unterteilen. Starkzehrer (Gemüse ABCD) sollten auf der einen Seite gedeihen - dazu gehören Kartoffeln, Stangenbohnen, Sellerie, Kohl, Tomaten oder Gurken. Sie entziehen dem Boden viele Nährstoffe. Schwachzehrer (Gemüse abcd) benötigen weniger. Sie können zunächst auf der gegenüberliegenden Hälfte wachsen, etwa Rote Rüben, Zwiebeln, Buschbohnen, Erbsen und Möhren.
Unterschiedliches Gemüse hat unterschiedliche Ansprüche
"Unterschiedliches Gemüse hat unterschiedliche Ansprüche an den Boden", sagt Marianne Klug von der Landwirtschaftskammer NRW. Die Ansichten bei der Einteilung der Gemüsebeete variieren zwar. So gelten Schwarzwurzeln, Zwiebeln oder Möhren bei einigen Gartenexperten als Mittelzehrer. Die Differenzierung in eine dritte Gruppe hält Erika Brunken im Privatgarten jedoch für verzichtbar. Bei der Bewirtschaftung in Fruchtfolgen tauschen im zweiten Anbaujahr Stark- und Schwachzehrer die Position (A tauscht mit a, B mit b, C mit c, D mit d). Der Boden kann dort, wo jetzt das schwach zehrende Gemüse wächst, seine Nährstoffreserven auffüllen.
Brunken rät dazu, die Gemüseflächen im dritten Anbaujahr über Kreuz zu tauschen (a kommt auf B, A auf b, b auf C und so weiter). "Der diagonale Wechsel ist wichtig, damit zum Beispiel Kartoffeln frühestens im fünften Jahr wieder auf die ursprüngliche Fläche kommen", führt die Expertin aus.
Gute Planung erleichtert den Überblick
Wer neu in die Fruchtfolgen-Planung einsteigt, sollte zunächst eine Skizze vom Gemüsegarten erstellen. Um den Überblick zu behalten, trägt der Hobbygärtner die aktuelle Belegung der vier Stark- und Schwachzehrer-Beete ein - und plant davon ausgehend den Gemüse-Anbau für die kommenden Saisons. "Wenn ich in einem Jahr beispielsweise mal keinen Kohlrabi möchte, kann ich die freie Fläche mit kurzen Kulturen wie Salat auffüllen oder Blumen aussäen", sagt Erika Brunken.
Die Kür für Hobbygärtner, die den Dreh grundsätzlich raus haben: eine Einteilung der Gemüsepflanzen nicht nur nach Nährstoffbedarf, sondern zusätzlich nach Pflanzenfamilien. Das bedeutet, dass der Anbau in Nachtschattengewächse, Kreuz-, Dolden-, Korb- und Lippenblütler, Hülsenfrüchtler sowie Kürbis-, Gänsefuß-, Knöterich- und Liliengewächse unterschieden wird.
Brunken rät dazu, auch innerhalb der Hauptgruppen festzuhalten, welches Gemüse in welchem Jahr wo steht. "Das empfehle ich aber eher Fortgeschrittenen", betont sie. Denn an dieser Stelle werde die Fruchtfolgen-Planung durchaus kompliziert. Der Vorteil: Wer die Pflanzenfamilien berücksichtigt, baut keine Gemüsearten einer Familie nacheinander auf derselben Fläche an und schont das Erdreich noch mehr.
Ohne Dünger geht es meist nicht
Bevor im Frühjahr das Gemüsebeet bestellt wird, ist es ratsam, organischen Dünger oder Kompost auszubringen. "Man sollte die Flächen aber auf keinen Fall überdüngen", warnt Gemüseexpertin Brunken. Besser sei es, regelmäßig Bodenproben zu ziehen. Die zeigen auf, welche Nährstoffe die Erde überhaupt brauche. "Viele Böden haben zum Beispiel zu viel Phosphor, weil jahrelang Volldünger verwendet wurde", erklärt Brunken.
Während Starkzehrer stärker gedüngt werden müssten, benötigten Schwachzehrer weniger Zusätze. Deshalb gestalte sich das Düngen bei Fruchtfolgen grundsätzlich einfacher: Schließlich könne man statt einzelner Gemüsereihen komplette Beetflächen bearbeiten. Auch deshalb sei es sinnvoll, Stark- und Schwachzehrer im Wechsel anzubauen, stimmt Marianne Klug von der Landwirtschaftskammer NRW zu.
Fruchtfolgen bedeuten also einen gewissen Aufwand, lohnen sich für Hobbygärtner aber selbst bei überschaubaren Anbauflächen. Die Belohnung gibt es bei der Ernte durch qualitativ hochwertiges Gemüse - genau das, sagen die Expertinnen Erika Brunken und Marianne Klug, mache Fruchtfolgen so wertvoll. (dapd)