Berlin/Rosenheim. Wintergärten bieten das Gefühl, im Freien zu sein, und schützen dabei doch vor Wind und Wetter. Doch Hausbesitzer, die von einer Gartenoase träumen, sollten sich vor dem Bau genau überlegen, wie sie ihren Wintergarten gestalten wollen.
Mehr Licht und Naturnähe geht nicht in geschlossenen Räumen: "Man hat das Gefühl, im Freien zu sitzen, ist dabei aber vor Wind und Wetter geschützt", schwärmt Steffen Spenke, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wintergarten in Berlin, von den verglasten Anbauten. Besonders mit Aussicht ins Grüne fühle man sich wie im Urlaub, sagt Spenke. Aber auch bei einer weniger reizvollen Umgebung könne man durch die entsprechende Gestaltung und Bepflanzung einen Ort der Entspannung schaffen. Das großzügige Lichtangebot gefalle dabei nicht nur der Fauna, sondern wirke auch auf das menschliche Befinden wohltuend.
Wintergärten werden schnell zum Lieblingsplatz im Haus
So sei denn auch die Erhöhung der Lebensqualität das Hauptmotiv dafür, sich einen Wintergarten ans Haus bauen zu lassen, der sogenannte "kalte Wintergarten", der nur der Überwinterung von Kübelpflanzen diene, sei kaum noch gefragt. Und werde ein solcher doch gebaut, bliebe es meist nicht bei der geplanten Nutzung, berichtet Franz Wurm, Vorsitzender des Wintergarten Fachverbandes in Rosenheim: "Ich prophezeie den Bauherren immer, dass sie den Raum als Wohnraum nutzen werden, und habe bislang immer recht behalten. Da behilft man sich dann im Winter mit Heizlüftern und Styropor auf dem Boden." Die Empfehlung laute daher, auf jeden Fall eine mögliche Umrüstung zum Wohnwintergarten einzuplanen.
So individuell wie ihre Bewohner
Erst nach baurechtlicher Prüfung, ob überhaupt ein Wintergarten gebaut werden darf, beginnt die eigentliche Planung. Dabei unterstützten Wintergartenbauer oder Fachberater, die sich auf das transparente Bauen spezialisiert haben, sagt Wurm. Spezialisten findet man im Internet oder über Fachzeitschriften, ein Ansprechpartner in der Nähe sei für spätere Reparaturen oder auch Ergänzungen von Vorteil. Wintergärten von der Stange gebe es nicht, betont Steffen Spenke: "Jeder Wintergarten muss individuell geplant werden. Die Anschlussbedingungen, die Architektur des Hauses, die Ausrichtung, die Kundenbedürfnisse - es gibt nicht zwei Wintergärten, die gleich sind."
Ein großes Projekt, das gut geplant sein will
Da ein Wintergarten ein teures Projekt sei, tue der Kunde gut daran, sich intensiv auf das Beratungsgespräch mit dem Planer vorzubereiten: "Wir reden hier von einer Anschaffung, die finanziell einem Mittelklassewagen entspricht, darauf sollte man schon einige Vorbereitung verwenden." Fachverbandsvorsitzender Wurm rät, sich den Wintergarten "erst einmal zu träumen" und der eigenen Vorstellungskraft durch einfache Hilfsmittel nachzuhelfen: "Um ein Gefühl für die Proportionen zu bekommen, kann man sich den entsprechenden Bereich im Garten mit Holzstücken markieren.
Mit einfachen Dachlatten kann man ein Gerüst bauen und so ein Gefühl für die Raumhöhe bekommen." Wie sich die Höhe wirklich auf das Raumgefühl und auch auf den Wärmehaushalt auswirkt, könne der Planer erklären. Er wisse auch, welche Mindesttiefe man für welche Nutzung einkalkulieren sollte, und berate bezüglich des Materials, des Grades der Transparenz und in Fragen der Heizung, Lüftung und des Sonnenschutzes. Auch ein Gefühl für Stil und Architektur müsse er mitbringen: "Oft kommen Leute mit genauen Vorstellungen, wie ihr Wintergarten aussehen soll. Wenn dieser Stil aber überhaupt nicht zum Haus passt, sind gute Gegenvorschläge gefragt."
Der Standort des Wintergartens hänge neben der Bauordnung von der geplanten Nutzung im Tagesverlauf ab, erklärt Steffen Spenke. Ein sehr sonniger Platz stelle natürlich höhere Anforderungen an Sonnenschutz und Lüftung, habe aber im Frühling und Herbst einen großen Vorteil: "Ein sonnendurchfluteter Wintergarten ist ein Wärmekollektor und spart Heizkosten fürs ganze Haus."
Wintergarten oder Terrasse?
Typischerweise werde der Wintergarten auf eine bestehende Terrasse gebaut, das sei aber nicht unbedingt die einfachste Lösung, sagt Spenke: "Eine Terrasse hat meist kein Fundament, das ist aber für einen Wohnwintergarten nötig, um ihn vor Kälte und Bodennässe zu schützen." Wer seine Terrasse viel nutze, der solle beim Umbau zum Wintergarten einen zusätzlichen Freisitz für die Sommermonate einplanen, empfiehlt Franz Wurm. Von Kombinationslösungen rät er ab: "Oft kommen Kunden mit dem Wunsch, einen Wintergarten zu bauen, den man im Sommer komplett öffnen oder dessen Seiten- und Frontteile man sogar herausnehmen kann. Das funktioniert nicht wirklich und wird auch nicht genutzt. Zum einen stehen Möbel und Pflanzen beim Öffnen im Weg, zum anderen würde ein mehrmaliger Aus- und Einbau zu Undichtigkeit führen." (dapd)