Friedberg/Marktheidenfeld. Wenn der Vorgarten klein ist, ist eine genaue Planung wichtig, um möglichst viel aus dem wenigen Platz herauszuholen. Nicht alle Gewächse eignen sich gleichermaßen, manche scheiden alleine schon durch ihren Wuchs aus.
Ein schmaler Streifen Grün vor und ein lang gezogener Gartenabschnitt hinter dem Haus: Aus bescheidenem Zuschnitt und kleinster Fläche einen eindrucksvollen Garten zu zaubern, ist eine Herausforderung.
Aber selbst aus kleinen Flächen könne ein Kleinod werden, betont Gartenexperte Thomas Drexel aus Friedberg: "Auch überschaubare Gärten wirken, wenn sie von vornherein gut geplant und strukturiert sind und so die Größenverhältnisse vom Eindruck her optimiert werden - und das gelingt nicht zuletzt auch mit der richtigen Pflanzenauswahl." Viele Gehölze wirkten zwar in der Baumschule ganz nett - eigneten sich dann aber aufgrund ihres Wuchses nicht für kleine Gärten, erklärt Drexel, der sich als Autor auf Gartengestaltung spezialisiert hat.
Überstürzt loszulegen, ohne sich recht Gedanken um die Planung zu machen, sei deshalb ein ganz klassischer Fehler - und das umso mehr, wenn nur wenige Quadratmeter zur Verfügung stehen. "Denn der Garten soll als 'grünes Wohnzimmer' ja genauso attraktiv aussehen wie der Innenraum." Und ganz gleich, wie begrenzt das Gartenfleckchen auch ist, alle Stilrichtungen seien dabei möglich, selbst typische Bauerngarten-Strukturen mit Buchs und niedrig wachsenden Rosen seien in kleinen Reihenhausgärten denkbar.
"Hier muss man den Garten wirklich unabhängig von der meist eher modernen Hausarchitektur sehen", führt Drexel aus. Und wenn klar sei, welche Art von Garten es sein soll, brauche es vor allem ein Konzept.
Klare Struktur
Denn gerade bei kleinen Gärten sei eine klare Struktur mit gekonnt inszenierten Blickfängen wichtig, betont Gestaltungsexperte Drexel - und das, bevor überhaupt gepflanzt werde. "Das kann man als Grundregel für kleine Gärten sehen", pflichtet Gartenbautechnikerin und Staudengärtnerin Elisabeth Fleuchaus aus Marktheidenfeld bei: "Denn diese sind von Haus und Terrasse aus eigentlich immer einsehbar, besonders im Winter." Gartenteilräume sollten geschaffen, Höhendifferenzen bewusst eingesetzt und Einförmigkeit vermieden werden, erläutert Drexel.
"Wenn sich dem Blick viele verschiedene Reize bieten, erscheint ein Garten vielseitiger und dadurch wirkt er größer, als er tatsächlich ist", erklärt er. Wirkungsvolle Details wie etwa in einem Kräuter- oder Blumenbeet arrangierte Glaskugeln, ein bepflanzter Natursteintrog als Wasserbecken oder auch ein schöner Sitzplatz fernab vom Haus könnten dazu beitragen.
Dabei sollten Sitzplätze und Wege als gestalterisches Grundgerüst zuerst angelegt und wegen des beschränkten Platzangebotes mit den übrigen Gartenelementen wie Beetflächen oder auch Spielmöglichkeiten zu einem überzeugendem Ganzen komponiert werden. Eine solche spannungsvolle Untergliederung in verschiedene Bereiche und Nutzungen ist für Drexel unverzichtbar, um einen Eindruck von Weite zu schaffen.
Optische Kunstgriffe lassen Gärten größer wirken
Statt rechtwinkliger Wege und langweiliger Rasenrechtecke mit uninspirierter Beetumrandung empfiehlt Drexel, Beete und Wege organisch geschwungen anzulegen - auch, um die von Haus, Grundstücksgrenze und Terrasse vorgegebenen geraden Linien zu durchbrechen. Besser als gleichmäßige Flächen wirkten zudem Beete in verschiedenen Größen. Es sei außerdem wichtig, schräg zur Terrasse angeordnete Sichtachsen sowie Blickbeziehungen zu betonen, um so den auf kleinem Raum ohnehin geringen gestalterischen Spielraum möglichst optimal zu nutzen.
"Ich denke da beispielsweise an ein besonders schönes höheres Gehölz, das durch einen besonderen Wuchs, Fruchtbehang oder seine Herbstfärbung besticht, oder auch eine antike Statue als Blickfang am Gartenende", nennt Drexel Beispiele. Es gehe darum, Perspektiven gekonnt zu inszenieren und den Blick auf besonders attraktive Stellen im Garten zu lenken, zum Beispiel durch einen zentralen Ausschnitt in einer ansonsten geschlossenen Hecke, schlägt Drexel vor. Ein optischer Effekt, der den übrigen Garten wie durch ein Schlüsselloch wahrnehmbar - und interessant mache.
Auf wenige Stauden beschränken
Bei der Pflanzenauswahl sollten sich Hobbygärtner keinesfalls verzetteln, sondern mit wenigen Arten eine flächige Wirkung schaffen: "Als Unterpflanzung von Gehölzen rate ich bei Stauden zu fünf bis sechs Pflanzpartnern", erklärt Drexel - und warnt vor Beeten mit Dutzenden von Einzelpflanzen. "Das sieht am Ende wie ein zufälliges Sammelsurium aus." Auch Staudengärtnerin Fleuchaus mahnt zu Disziplin, denn ein bunter Pflanzenfundus aus Spontankäufen und Ablegern aus der Nachbarschaft falle besonders in kleinen Gärten auf. "Bei der Pflanzenwahl sollte man darauf achten, dass diese über einen möglichst langen Zeitraum attraktiv sind", betont Fleuchaus.
Ihr Tipp: "Pflanzen, die erst spät blühen, wirken von ihrer Belaubung her das gesamte Jahr über, also vom Austrieb bis zum ersten Frost." Solche Herbststauden seien etwa Fetthenne, Pyrenäen- oder Waldaster, Steinquendel und Japan-Anemone. Auch Dauerblüher wie Storchschnabel oder Steppensalbei hielten ein Beet über Monate in Blüte und eigneten sich deshalb besonders für Eingangs- und Wohnbereiche. Sie könnten gut mit Rosen und einjährigen Sommerblumen kombiniert werden. Eine gute Wahl seien zudem Gehölze wie die Felsenbirne, die mit früher Blüte und später Laubfärbung mehrfach im Jahr Akzente setze, ebenso öfter blühende Rosen.
Zwiebelpflanzen bringen im Frühjahr Farbe
Im Frühjahr bringen Zwiebelpflanzen Farbe in den Garten. "Für Spannung im Beet sorgen außerdem Blattschmuckstauden wie Purpurglöckchen oder Bergenien", erklärt die Gartenexpertin: Sie passen gut zu immergrünen Gehölzen wie Buchs, Kirschlorbeer oder Eibe, machen sich aber auch gut vor Mauern oder Findlingen. Und Gräser passten zu fast allen Baustilen und Pflanzen und eigneten sich deshalb besonders gut für kleine Gärten. "Aber erst durch die vertikale Ausrichtung wird ein Garten zum Raum", betont Fleuchaus.
Und auch Drexel rät, senkrechte Fläche optimal auszunutzen, indem etwa halbhohe Trockenmauern bepflanzt und Fassaden begrünt würden. Pfiffig geplant und mit den richtigen Materialien und Pflanzen bestückt, können Gartenfreunde so selbst auf kleinstem Raum grüne Oasen mit Wohlfühlatmosphäre entstehen lassen. (dapd)