Hamburg. Bereits im ersten halben Jahr stieg die Zahl der Abschlüsse von Wohn-Riester-Förderungen auf 907.000 an. Zukünftig könnten es durch geplante Verbesserungen sogar noch mehr werden. Derzeit lassen sich im Vergleich mit einer herkömmlichen Finanzierung schon um die 39.000 Euro einsparen.
Immer Bundesbürger nutzen die Wohn-Riester-Förderung zur Anschaffung einer eigenen Immobilie. Im ersten Halbjahr 2012 stieg die Zahl der Abschlüsse um 132.000 auf das Rekordniveau von 907.000. Rund 70 Prozent der Riester-Neuabschlüsse entfielen auf die Eigenheimrente, die damit das erfolgreichste Riester-Produkt ist.
Künftig dürfte Wohn-Riester noch attraktiver werden, denn die Bundesregierung plant für 2013 mehrere Verbesserungen. "Die Eigenheimrente ist und bleibt lohnenswert, denn Bauherren oder Käufer können im Vergleich zur herkömmlichen Finanzierung viel Geld sparen", sagt Lars Gatschke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Interessant ist Wohn-Riester für alle, die bauen oder kaufen wollen und die Immobilie selbst nutzen.
Denn dabei werden Hausbau oder Wohnungskauf rückwirkend seit 2008 staatlich gefördert. Die Zulagen betragen pro Erwachsenem 154 Euro jährlich, für jedes Kind 185 Euro, für ab 2008 geborene Kinder sogar 300 Euro. Wer die volle Förderung nutzen will, der muss zusammen mit den staatlichen Zulagen vier Prozent seines Jahreseinkommens auf den Riester-Vertrag einzahlen. Der geförderte Höchstbetrag beträgt 2.100 Euro. Bei bereits bestehenden Riester-Konten kann die Sparsumme vollständig für den Immobilienkauf oder -bau genutzt werden.
Einsparungen bis 39.000 Euro
Im Vergleich zu einer herkömmlichen Finanzierung lassen sich mit Wohn-Riester nach einer Untersuchung des Magazins "Finanztest" bis zu 39.000 Euro sparen. Zur Nutzung der Förderung wird ein spezielles Wohn-Riester-Darlehen benötigt. Das kann ein klassisches Riester-Bankdarlehen mit direkter Tilgung sein oder der Kombikredit einer Bausparkasse, der aus einem Bausparvertrag und einem tilgungsfreien Darlehen besteht.
Aktuell sind Immobilien-Darlehen mit Riester-Förderung kaum teurer als herkömmliche Finanzierungen. Das zeigt ein "Finanztest"-Vergleich auf Grundlage eines Kredits von 160.000 Euro bei einem Immobilien-Kaufpreis von 200.000 Euro und zweiprozentiger Tilgung. Für ein zehnjähriges Darlehen zahlen Kunden bei den günstigsten überregionalen Anbietern 2,68 Prozent. Bei den Angeboten ohne Riester-Förderung sind es 2,48 Prozent. Einige regionale Anbieter offerieren sogar noch günstigere Riester-Konditionen.
Nur wenige Banken bieten Riester-Darlehen
Die meisten Riester-Darlehen finden Interessenten bei Vermittlern oder Versicherungen. Wer bei seiner Hausbank nachfragt, der guckt hingegen oft in die Röhre. "Nur wenige Banken verkaufen eigene Riester-Darlehen. Viele vermitteln aber wenigstens Riester-Kredite anderer Institute", sagt "Finanztest"-Experte Jörg Sahr. Bereits zum Beginn des Jahres 2013 soll Wohn-Riester nach einem Gesetzentwurf der Bundesregierung weiter verbessert werden.
So ist geplant, dass Nutzer künftig das gesamte geförderte Altersvorsorgevermögen für Bau, Kauf oder Entschuldung einer selbst genutzten Immobilie entnehmen können. Bislang ist diese Entnahme auf 75 Prozent des Sparvolumens begrenzt. Darüber hinaus soll die Wohn-Riester-Förderung auch für behindertengerechte Umbauten genutzt werden können.
Besteuerung wird flexibler
Auch die Besteuerung soll flexibler werden. Alle geförderten Beträge wie Entnahmen und Tilgungsleistungen werden von der Bank auf dem Wohnförderkonto verbucht. Sparer können sich mit Rentenbeginn dann entscheiden, ob der Kontostand in gleichen Raten bis zum 85. Lebensjahr besteuert wird oder sie ihre Steuerschuld auf einen Schlag mit 30 Prozent Rabatt begleichen. Dieser Rabatt soll künftig während der gesamten Auszahlungsphase anwendbar sein. Zudem wird das angesparte Kapital des Wohnförderkontos aktuell mit zwei Prozent verzinst, was die Steuerlast erhöht.
Diese fiktive Verzinsung soll künftig auf ein Prozent gesenkt werden, womit sich die Steuerbelastung verringert. "Die geplanten Verbesserungen machen Wohn-Riester auf jeden Fall attraktiver", sagt vzbv-Experte Gatschke. Er rechnet allerdings nicht damit, dass die Veränderungen bereits 2013 in Kraft treten, realistischer sei wegen der notwendigen Abstimmungen 2014. Wer die Vorteile der Reform in vollem Umfang für sich nutzen möchte, sollte sich auf jeden Fall von unabhängigen Experten beraten lassen, empfiehlt Gatschke. (dapd)