Essen. . Vor zehn Jahren wurde die Riester-Rente als private Ergänzung zur gesetzlichen Rente ins Leben gerufen. Vom Staat mit Milliarden gefördert, ist die Bilanz eher nüchtern. Der Bund der Versicherten gibt der Rente nur wenig Zukunftschancen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Der Bund der Versicherten fordert von der Politik dringend Änderungen bei der Riester-Rente. Ansonsten habe die Rente kaum noch Zukunftschancen, sagte Axel Kleinlein Vorsitzender des Bundes der Versicherten.

Die Riester-Rente wurde vor zehn Jahren als private Ergänzung zur gesetzlichen Rente eingeführt. Seither seien die angebotenen Produkte immer schlechter und komplexer geworden, kritisiert Kleinlein. Vor allem die Politik habe die Anforderungen an die Produkte immer mehr aufgeweicht. Hinzu kommen die Unisex-Tarife und neue Sterbetafeln, die die Produkte unattraktiv machen. „Wenn Riester ein Erfolg werden soll, dann muss jetzt schnell ein Umdenken erfolgen“, sagte Kleinlein.

DerWesten hat zum 10. Jahrestag der Riester-Rente die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.

Wie viele Menschen besitzen einen Riester-Vertrag?

Fast 15 Millionen Deutsche haben aktuell eine Riester-Rente abgeschlossen. Das klingt zwar viel: Jedoch gibt es im Vergleich dazu rund 37 Millionen Förderberechtigte. Das heißt – nicht einmal jeder Zweite, dem die Riester-Rente zustehen würde, nutzt sie auch.

Wer kann einen Riester-Vertrag abschließen?

Riestern können unter anderem rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer und Beamte sowie Bezieher von Arbeitslosen- oder Krankengeld. Selbstständige dürfen nur dann einen Riester-Vertrag abschließen, wenn sie in der Deutschen Rentenversicherung pflichtversichert sind. Für Minijobber gilt das, wenn sie Rentenversicherungsbeiträge entrichten.

Wie funktioniert die Riester-Rente?

Der Staat unterstützt mit der Riester-Rente den Aufbau einer privaten Altersvorsorge. Pro Jahr gibt es bis zu 154 Euro Zulage vom Staat. Wer Kinder hat, bekommt pro Kind 185 Euro. Für Kinder, die ab 2008 geboren wurden, gibt es sogar 300 Euro. Hinzu kommt oft noch eine Steuererstattung. In den vergangenen zehn Jahren hat der Staat allein für Zulagen rund 8,7 Milliarden Euro ausgegeben.

Was muss man tun, um die volle Riester-Förderung zu bekommen?

Wer die volle Förderung ausschöpfen will, muss vier Prozent seines Vorjahresbruttoverdienstes minus der Zulage in den Vertrag einzahlen. Ein Single ohne Kinder, der 30.000 Euro im Jahr brutto verdient, muss abzüglich der Zulage von 154 Euro noch 1046 Euro pro Jahr aufbringen. Der Mindestbeitrag liegt bei 60 Euro im Jahr - die Beitragsobergrenze bei 2100 Euro einschließlich Zulagen. Einen Rechner, ob der Eigenbeitrag für die volle Förderung reicht, gibt es beispielsweise auf der Internetseite der Deutschen Rentenversicherung unter der Rubrik „Alle Online-Rechner im Überblick“.

Zusätzlich können Sparer die Beiträge zur Riester-Rente als Sonderausgaben in ihrer Steuererklärung geltend machen. Das kann vor allem für Gutverdiener ohne Kinder interessant sein.

Welche Vorteile bringt die Riester-Rente?

Bei der Riester-Rente sind die eingezahlten Beiträge und die Zulagen garantiert. Das heißt: Man bekommt nicht weniger heraus, als man eingezahlt hat. Zudem wird die Rente lebenslang ausgezahlt. Sie muss gleichbleibend oder steigend sein. Kürzungen sind nicht erlaubt. Des Weiteren ist die Riester-Rente in der Ansparphase Hartz IV sicher.

Wer profitiert besonders?

Die Riester-Rente kann sich besonders für Familien mit mehreren Kindern, für Geringverdiener und für gut verdienende Singles lohnen. Der Bund der Versicherten rät jedoch, sich bei Abschluss einer Versicherung genau zu informieren. Unabhängige Beratungen bieten neben dem Versichertenbund auch die Verbraucherzentralen an.

Welche Kritikpunkte gibt es?

Verbraucherschützer kritisieren vor allem die hohen Kosten der Versicherung. Sie fordern eine Kostendeckelung. Eine Berechnung des Bundes der Versicherten belegt: Die Rendite, die eine Riester-Rente abwirft, ist äußerst gering. So müsse eine 35-jährige Frau mit zwei Kindern den Kalkulationen nach 85 oder älter werden, bis sie das eingesetzte Kapital „mit halbwegs vernünftigen 2,5 Prozent Zinsen“ heraushat. Dies setze aber gleichbleibende Versicherungsleistungen und Überschusszahlungen voraus. Unter anderem sorgen neue Berechnungsmethoden zur Sterbewahrscheinlichkeit dafür, dass die Kosten für die Versicherten stiegen, so Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten. Laut Kleinlein sind die Sterbetabellen, die der Berechnung der Renten zugrunde liegen, völlig überzogen. Manche Versicherungen gingen gar bei einer 50-Jährigen von einer Lebenserwartung von 103 Jahren aus.

Des Weiteren hält der Bund der Versicherten die Riester-Verträge für sehr unflexibel. Denn ein Wechsel des Anbieters kann für den Versicherten sehr teuer werden und ist daher eher unattraktiv.

Hinzu kommt der Vorwurf der mangelnden Transparenz, die einen Vergleich der Anbieter schwierig macht. Auch die Beratung der Anbieter kommt nicht gut weg: Sie orientiere sich zu sehr an Provisionen statt an der Qualität der Produkte, bemängelt die Verbraucherzentrale Bundesverband.

Welche Produkte gibt es?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Sparer haben die Wahl zwischen einem Banksparplan, der klassischen Rentenversicherung, der fondsgebundenen Rentenversicherung, dem Fondssparplan, einem Bausparvertrag oder dem Wohn-Riester.

Welches Produkt ist für wen geeignet?

Das hängt vom Risikowillen und der Laufzeit des Vertrages ab. Der Banksparplan ist eine Anlage für sicherheitsorientierte Anleger. Sein Vorteil: Er ist kostengünstig und daher besonders für ältere Anleger interessant, deren Vertrag nur noch eine kurze Laufzeit hat. Der Nachteil ist in der Regel die niedrige Verzinsung. Wer eher auf Renditechancen setzt, sollte sein Geld in einem Fondssparplan anlegen, dabei aber auf eine lange Laufzeit setzen. Deshalb sind Fondssparpläne eher für jüngere Anleger geeignet. Die klassische Rentenversicherung ist etwas für sicherheitsbewusste Anleger, die eine lange Laufzeit planen. Hier wird der Sparanteil mit einem Garantiezins von 2,25 Prozent verzinst. Nächstes Jahr sinkt der Garantiezins allerdings auf 1,75 Prozent.

Kann ich meine Riester-Rente wechseln?

Ja, dann wird das Geld aus dem altem Vertrag in den neuen überführt. Allerdings muss jeder Riester-Sparer prüfen, ob es sich für ihn lohnt. Denn es werden sowohl Wechselgebühren beim altem Anbieter als auch Abschlusskosten beim neuen Anbieter fällig. Eine andere Möglichkeit ist es, seinen alten Vertrag beitragsfrei zu stellen und einen neuen abzuschließen. Wer seinen Riester-Vertrag kündigt, muss die staatliche Förderung und die Steuererstattung zurückzahlen - es sei denn, das Geld fließt in einer bestimmten Frist wieder in einen Riester-Vertrag.

Wie komme ich an meine Zulage?

Riester-Sparer verschenken jedes Jahr Milliarden, weil sie ihre Zulagen nicht abrufen. Laut aktuellem Vorsorgeatlas wurde im Jahr 2008 bei 23 Prozent der Verträge keine Zulage beantragt. Weitere 15 Prozent der Sparer schöpften die Zulagen nicht voll aus. Deshalb raten Verbraucherschützer, beim Anbieter einen Dauerzulagenantrag zu stellen. Ansonsten müssen die Zulagen jedes Jahr aufs Neue beantragt werden. Dabei sind Fristen zu beachten. Wer beispielsweise die Zulage für 2009 noch nicht beantragt hat, hat nur noch bis zum Jahresende Zeit. Des Weiteren müssen Verbraucher ihren Anbieter informieren, wenn sich für die Zulage relevante Dinge – wie die Geburt eines Kindes - ändern.

Wann erhalte ich die Riester-Rente ausgezahlt?

Bei Riester-Verträgen, die bis Ende 2011 abgeschlossen wurden, gibt es die volle Rente schon ab dem 60. Lebensjahr. Wer seinen Vertrag ab 2012 abschließt, bekommt hingegen die volle Rente erst ab dem 62. Lebensjahr. Es ist außerdem möglich, sich 30 Prozent zu Beginn der Rentenphase auszahlen zu lassen. Der Rest wird als lebenslange Rente gezahlt.

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