Mülheim. . Es gibt Sammler, die beeindrucken durch ganz spezielle Vorlieben: Ihr begehrtes Objekt ist besonders kurios – oder ihre Sammlung schlicht ungeheuer groß. Wir trafen Menschen mit einer Vorliebe für Rennsportautogramme, Barbiepuppen, Wundertüten und... ähem, hüstel, Staub!

Für Hans Peter Eling haben sie fast alle schon mal den Stift gezückt, die Schumachers, die Sennas, die Alonzos dieser Welt. Und ihre Vorgänger auch. Natürlich auch dann, wenn sie nur auf zwei Reifen und in extremer Schieflage durch die Kurven gerast sind. Eling hat sie fast alle. Denn Eling sammelt Rennfahrer-Autogramme, schon seit den 60er Jahren.

Und wenn man den 69-jährigen Mülheimer fragt, kann er zu sehr, sehr vielen der 5500 Autogramme eine Geschichte erzählen. Viele davon enden mit dem Tod. Was manchmal der natürliche Lauf der Dinge ist, denn ein nicht unerheblicher Teil seiner Sammlung stammt von Vorkriegs-Fahrern; wer damals in der Blüte seiner Renn-Karriere stand, wäre heute eben mehr als 100 Jahre alt. Aber, und das ist die andere Seite der Geschichte: Rennfahrer wurden früher oft gar nicht so alt.

Für 5 Mark zu Graf Berghe von Trips

So wie der legendäre Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips, den Eling 1961 traf, kurz bevor der Fahrer in Monza umkam. „Damals war es einfach, ins Fahrerlager zu kommen. Man zahlte 5 Mark und war drin. Dort schraubten sie noch alle selbst.“ Man kam nah ran an die Stars. Nur: „Damals habe ich leider noch keine Autogramme gesammelt“, bedauert Eling. Natürlich hat er heute einen Trips, aber eben aus zweiter Hand.

Er hat auch Inge Stoll, die in den 50ern im Motorrad-Seitenwagen des Franzosen Jacques Drion erfolgreich mitfuhr, privat aber mit einem deutschen Beiwagenfahrer verkuppelt war. Man munkelt, die Eifersucht ließ Drion mit Stoll tödlich in den Graben rasen.

Es war eine Zeit ohne große Sicherheits-Vorkehrungen. Und ohne Internet. Dementsprechend knifflig war es, an Informationen zu kommen. Eines Tages entdeckte Eling die Anzeige eines Sammlers, der alte Jahrgänge der Zeitschrift „Motorrad“ verkaufte, von 1949 bis in die 1960er. „Durch die Rennfahrer-Annoncen hinten in dieser Zeitschrift bin ich an die Adressen der deutschen Fahrer der 50er-Jahre gekommen.“

Hier begann die Arbeit, für jedes Autogramm schrieb er einen Brief: „Zu meiner Glanzzeit habe ich Tag und Nacht durchgearbeitet“, tags bei der Polizei, nachts mit den Schreiben von Briefen.

Eigentlich hat Eling 2005 aufgehört zu sammeln. Aber naja, da gibt es immer noch die ein oder andere Lücke. Und naja, da gibt es noch Speedway und Eisspeedway. Und naja, und die Deutschen Meister kann man ja auch noch mitnehmen, so am Rande. Wobei er dazu eine eigene Meinung hat: „Die taugen alle nichts mehr.“

Ein Meer von der Barbies

Wenn man alle Barbies von Bettina Dorfmann neben- und hintereinander aufreihen würde, es wäre ein prächtiger Aufmarsch grazilen Plastiks: Die 53-Jährige aus Düsseldorf hat gerade ihren vierten Eintrag ins Guinness-Buch geschafft, weil sie laut offizieller Puppenkopfzählung mehr als 15.000 Barbies in ihrer Sammlung beherbergt. Aber wie das so geht, wenn man einmal angefangen hat: „Ich habe bestimmt schon 17.000.“

Die sind allerdings nicht alle zeitgleich bei ihr zu Hause oder in ihrer Barbie-Klinik anzutreffen, sondern teils auf großer Reise, mit Wanderausstellungen oder als Leihgaben. Die Liebe zur Barbie war bei Bettina Dorfmann natürlich schon im Kindesalter geweckt. Die wahre Sammelleidenschaft wurde jedoch erst viel später entfacht, vor 20 Jahren, als sie ihre eigenen Barbies an die Tochter weitergeben wollte.

Heute betreibt die Düsseldorferin die bundesweit einzige Barbie-Klinik – und wird als Sachverständige zu Rate gezogen. Die Wertvollste in Dorfmanns Besitz ist die Nummer 1 von 1959. Wert: 8000 €. Aber eines weiß die Sammlerin: die schönste ist diese Barbie nicht.

Das Wunder aus der Tüte

Es war für jedes Kind der Moment, in dem der Kopf fast geplatzt wäre vor lauter Spannung, wenn man eine von Heinerles Wundertüten aufriss, eine Sekunde der Überraschung. Aber weil man ja doch schon ungefähr ahnen konnte, was drin stecken würde in der Tüte, wurde die Erwartung auch selten enttäuscht.

Aus Sicht eines heutigen Sammlers wie Lothar Tacke aber ist der Moment des Aufreißens mit der grausamen Entwertung eines begehrten Objekts vorbelastet. Denn wie es so ist mit Spielzeug jeder Art: Unangetastet ist es einfach wertvoller. „Verschlossene Wundertüten gibt es tatsächlich noch einige wenige“, sagt Tacke. Und weil man als Besitzer natürlich trotzdem unbedingt wissen muss, was nun in der papiernen Hülle verborgen ist, müssen die noch jungfräulichen Tüten mit Licht durchleuchtet werden.

Tacke kennt sie alle: Die Afrika-Serie, mit der er als kleiner Junge begann, die Zirkus-Serie, die Wild-West-Serie, Ritter und Soldaten. Gemeinsam mit ein paar anderen verschworenen Sammlern bringt er bald das vierte Buch über Wundertüten heraus. Ihren Zauber haben sie für ihn bisher nicht verloren.

Der Staubfänger

Sie sind von sakraler Bedeutung, besitzen politische Relevanz oder weisen eine Verbindungen zur Musik auf. Seit 2004 sammelt der Kölner Kunstgeschichtler und Künstler Dr. Wolfgang Stöcker das, was andere wegwischen: Staubpartikel, -bröckchen oder -flusen. Die einzige Bedingung, um in seinem „Deutschen Staubarchiv“ zu landen – der Fundort muss kulturellen Wert besitzen. So wurden Stöcker und seine „Staubscouts“, die ihn bei der Suche nach geeignetem Material unterstützen, unter anderem im Kölner Dom, im Essener Rathaus oder im Teatro La Fenice in Venedig fündig. Andere historisch markante Staubproben stammen vom Empire State Building, dem Opernhaus in Sydney oder den Uffizien in Florenz. Ein Ende der Archivierung ist nicht abzusehen. Denn der Staub ist überall und grenzenlos.