Essen. Bienen geben Wegbeschreibungen, Delfine können lästern und Nashörner legen anrüchige Spuren: Auch wenn die wenigsten Tiere Wörter verstehen oder von sich geben können, ist ihre Kommunikationsfähigkeit doch erstaunlich.
Auf einer großen Wiese tollen Hunde herum. Immer wieder bellen sie freudig, scheinen sich fast zu unterhalten. Davon zumindest sind Frauchen und Herrchen überzeugt. Und so falsch liegen sie damit nicht. Denn während die einen noch diskutieren, ob Tiere überhaupt denken können, erforschen andere ihre Sprache. Diese unterscheidet sich natürlich maßgeblich von unserer. In den allermeisten Fällen kommt sie ganz ohne Worte aus. Denn Tiere nutzen alle Sinne, um miteinander zu kommunizieren, einander mitzuteilen, wo es das beste Essen gibt oder dass der Artgenosse da drüben ziemlich heiß ist.
Der Tanz der Bienen
Ein Teil der Bienen in jedem Stock sind Kundschafterinnen. Ihr Job ist es, für andere einen reich gedeckten Tisch zu finden. Ist eine solche Futterquelle aufgetan, dann geht es zurück zum Volk, dem dann quasi der Weg erklärt wird. Das geschieht durch einen Tanz. Ist die Nahrung im Umfeld des Bienenstocks zu finden, führt die Kundschafterin einen Rundtanz auf. Je intensiver der ausfällt, desto mehr Futter steht zur Verfügung. Die anderen Bienen tanzen mit und nehmen über den Kontakt zur Vortänzerin den Geruch der Blüte auf, die sie dann ansteuern. Ist die Leckerei allerdings in größerer Entfernung zu finden, muss eine Wegbeschreibung her. Dann startet die Kundschafterin den Schwänzeltanz. Und dessen Code ist richtig kompliziert. Tanzend erzählt die Biene den anderen, wie viel Energie sie verbrauchte, bis das Ziel erreicht war und wie oft sich auf dem Weg dahin die Umgebung ihr Erscheinungsbild geändert hat. Danach teilt sie noch mit, in welche Richtung die hungrigen Kollegen fliegen müssen.
Echte Pfadfinder
Das Sumatra-Nashorn vermag durch ganz unterschiedliche Laute zu kommunizieren. Es gilt sogar als recht gesprächig. Während eines guten Essens etwa gibt das zufriedene Tier ständig Quietschgeräusche von sich. Und wenn danach ein Schlammbad genommen wird, dann summt der Dickhäuter gerne. Sein Revier steckt das Sumatra-Nashorn aber gerne mit Spuren ab. Vor allem die Wege zu den Nahrungsplätzen werden mit Kot und Urin markiert. Darüber hinaus knickt das Tier auch Schösslinge ab. Und jetzt kommt der Clou: Mit Hilfe ihrer Zunge binden die Tiere Knoten ins Schilf. Was das den Artgenossen sagen soll, darüber grübeln Wissenschaftler noch.
Lästern inklusive
Nur wenige Tierarten gehen soweit, dass sie sich individuelle Namen geben. Delfine etwa kommunizieren nicht nur über Töne, sie taufen sich selbst mit einer bestimmten Tonfolge, die sie als Namen verwenden. Wissenschaftler haben solche Töne aufgenommen und konnten belegen, dass ein Delfin sofort reagiert, wenn er einen Pfeifton eines nahen Verwandten hört. Aber so schön es ist, miteinander zu reden, man kann ja auch übereinander reden. Und daran haben nicht nur Menschen ihre Freude. Es wurde festgestellt, dass Delfine auch über abwesende Dritte „sprechen“, also deren „Namen“ in den Mund nehmen.
Überraschende Antworten
Die Biologin Irene Pepperberg erlebte in den 1970er Jahren eine echte Überraschung. Die Amerikanerin arbeitete mit ihrem Graupapagei Alex. Mit der Zeit brachte sie ihm rund einhundert Vokabeln bei, die er offenkundig auch verstehen konnte. Als er nämlich im Rahmen eines Experimentes versuchte, eine Nuss unter einer Tasse hervorzuziehen und scheiterte, bat er seine Pflegerin: „Go pick up cup“.
Keine Chance für Doolittle
Erst seitdem die Kommunikation mit technischen Hilfsmitteln dokumentiert werden kann, beginnen Menschen zu verstehen, dass viele Tiere eine eigene Sprache haben. Dem Menschen machen sie dennoch keine Konkurrenz. Selbst Primaten können nicht Laute formen, wie es der Mensch vermag. Kein Tier könnte es mit der Komplexität unserer Sprache aufnehmen. Somit kann es Sinn ergeben, demnächst noch etwas mehr mit dem tierischen Freund zu sprechen. Auf eine verständliche Antwort aber muss man nicht hoffen.