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Wann ist ein Mann ein Mann? Diese Frage beschäftigt auch Focus-Redakteur Michael Klonovsky. In „Der Held – Ein Nachruf“ beklagt er die Entstehung eines neuen Typus Mann, den er wenig würdevoll „Schrumpfmann“ nennt.
Der Schrumpfmann „kneife lieber den Schwanz ein“, als Familie, Land und Ehre zu verteidigen. Im Büro sei der einstige Eroberer zum Sitzroboter geworden, konstatiert Klonovsky. Zu Schrumpfversionen der Waffenträger von einst seien die modernen kantenlosen Krieger in Boss-Anzügen à la Johannes B. Kerner mutiert. Die Folgen: Jungen fehle ein positives Männerbild zur Orientierung, Väter würden als entbehrlich angesehen. Die Verantwortung für diese Entwicklung schreibt der Autor, Jahrgang 1962, einer überalterten, wehleidigen, von Schuldgefühlen gesteuerten, feminisierten und der Androgynität huldigenden Gesellschaft zu. Zwar sei der Feminismus die neue Staatsreligion der Bundesrepublik. Der modernen These, das Geschlecht sei eine Rolle, widerspräche aber die Tatsache, dass keine Frau für ihre Gleichstellung die Nachteile männlichen Daseins in Kauf nehmen wolle. Die Biologie bestimme auch heute weiter unser Schicksal.
Klonovsky behandelt sein Helden-Thema einseitig. Er scheint genau zu wissen, wer „die Männer“ und „die Frauen“ sind. Die Probleme autoritär-patriarchalischer Gesellschaften thematisiert er dagegen nicht. Auf Vorschläge, wie man die westliche Welt denn nun männerfreundlicher gestalten könnte, wartet man vergebens. Steckt der Autor vielleicht in einer Midlife-Crisis und versucht sein Selbstmitleid schreibend zu verarbeiten? Das Buch bleibt vor allem eins: „Ein Nachruf“ auf einen „heroischen Typ Mann, der in Friedenszeiten nicht mehr gebraucht wird“.
„Vergewaltiger oder bestenfalls Trottel“
Wem ist dieses kurzweilig zu lesende Buch nun zu empfehlen? Männern, die wie der Autor das Gefühl haben, „sich als Unterdrücker, Schweine, Ungeziefer, Vergewaltiger oder bestenfalls Trottel“ abstempeln lassen zu müssen. Und Frauen, die „Männer in Elternzeit zwar sympathisch, aber nicht sexy finden“. Alle anderen müssen sich auf 140 Seiten Provokation gefasst machen.
- M. Klonovsky: Der Held. Diederichs, 140 Seiten, 14,99 Euro