Essen. . Vor 40 Jahren starb der Sänger der Doors, zum Todestag am 3. Juli ersteht er nun als Comic-Held. Die beiden französischen Künstler Fredéric Bertocchini und Jef bescheren uns ein Wiedersehen mit viel Altbekanntem.

Ein früher Tod unter ungeklärten Umständen hat noch keinem Mythos geschadet, erst recht nicht dem von Jim Morrison. Und wäre nicht Oliver Stone einst ein begnadeter Doors-Film gelungen, hätte gewiss schon früher jemand seinen expressiven Strich an einer Comic-Biografie des exzessiven Sängers ausgelebt. Nun haben der Autor Frédéric Bertocchini und der Zeichner Jef sich dem „Poeten des Chaos“ gewidmet und diese Lebensskizze in Schwarzweiß gleich so untertitelt.

Es beginnt in einer Whisky-Bar

Im Gegensatz zu anderen Porträtcomics, etwa „Cash: I See A Darkness“ von Reinhard Kleist, beleuchten die hier in harten Kontrasten gehaltenen Zeichnungen das Leben dieses begnadeten Sängers und Texters nur schlaglichtartig. Es beginnt kurz vorm Ende, 1971, in einer Whisky-Bar in Paris. Und so gerät die Geschichte von Morrison mit ihren Rückblenden einen Hauch zu rasch zur Erzählung einer traurigen, düsteren Alkoholikerkarriere.

Bertocchini und Jef haben zweifellos ihre Hausaufgaben gemacht: Sie kennen den Lebenslauf von Morrison, auch die selbsterzählte Mär vom toten Indianer, dessen Geist in den jungen Jim gefahren sein soll. Sie kennen die Skandale der Doors, von der ödipalen Version von „The End“ bis zur angeblichen Entblößung auf der Bühne. Nur: Sie lösen sich zu selten von berühmten Vorlagen wie dem Stone-Film. Das gilt für die Story. Es gilt auch für die Zeichnungen: Oft erkennt man zu deutlich, dass die berühmten Morrison-Porträtfotos von Joel Brodsky oder Frank Lisciandro verwendet wurden, die man aus jedem Bildband kennt und die hier wie abgezeichnet wirken. Gut wird der Comic immer, wenn die Schatten die Figuren aufzufressen drohen – oder wenn die Flucht vor dem Unausweichlichen durch die Kraft der Liebe zur Lebensgefährtin Pam möglich scheint.

Sehnsucht nach Bestätigung

Man sollte es nicht beschönigen: Der Alkohol hat Morrison kaputt gemacht. Doch auch hier stellt sich die Frage nach Ursache und Wirkung. War Morrison so kaputt, weil er so viel getrunken hat? Oder hat das Leben in den repressiven 60ern ihn so fertig gemacht, dass er es nur mit Alkohol ertragen konnte?

Die stürmische, nur sechs Jahre währende Geschichte der Doors mit den Spannungen innerhalb der Band wird nur am Rande gestreift, ebenso Morrisons unbändige Sehnsucht nach Bestätigung und Zuneigung – und seine Unfähigkeit damit umzugehen.

Trotz dieser Kritikpunkte: Für Einsteiger kann der Comic ein vielschichtiger erster Kontakt mit der (nicht nur musikalischen) Droge namens Doors sein, der Sammler wird sich an dem einen oder andern gelungenen Porträt erfreuen. Und zu lesen ist die Geschichte so schnell, dass man es gerade schafft, eine der alten Doors-Scheiben dabei zu hören.

  • Bertocchini/Jef: Jim Morrison – Poet des Chaos. Splitter, 114 Seiten, 16,80 Euro