Essen/London. .

Paula Yates, die Freundin von Michael Hutchence, verstarb vor zehn Jahren. Übermäßiger Alkohol- und Drogenkonsum waren für ihren Tod verantwortlich. Als ihre große Liebe in einem Hotel stranguliert aufgefunden wurde, brach sie zusammen.

Wenn Pixie Geldof am heutigen 17. September ihren 20. Geburtstag feiert, dann ist es gleichzeitig auch ein trauriger Tag für die prominente Großfamilie rund um den Pop-Mäzen und Spendensammler Bob Geldof. Pixie und ihre Schwester Peaches (21), gemeinsam waren die beiden „It-Girls” in den vergangenen Jahren stilprägend in der gehobenen Londoner Partyszene und schlagzeilen-trächtigen Exzessen nicht abgeneigt, verloren auf den Tag genau vor zehn Jahren ihre Mutter. Paula Yates hieß sie, und sie wurde nur 41 Jahre alt. Nach einem Leben voller Sex, Drugs, Rock’n’Roll. Und voller Dramen.

Der letzte Tag der Paula Yates war so traurig wie die Tage, Wochen und Monate davor. In der Öffentlichkeit wird sie zuletzt am späten Samstagabend gesehen, wie sie barfuß an ihrem Kiosk noch einmal eine Mini-Flasche Wodka kaufte, so wie sie es bis zu sieben Mal am Tag tut. Zu Hause hat sie in ihr Kopfkissen ein wenig von der Asche des Leichnams von Michael Hutchence eingenäht, ihrer großen Liebe. Sie legt sich ins Bett.

„Mami will nicht aufstehen!“

Als sie am nächsten Tag nicht aufstehen will, greift ihre vier Jahre alte Tochter mit dem bizarren Namen Heavenly Hiraani Tiger Lily nach dem Telefon, wählte eine gespeicherte Nummer, sagt: „Mami will nicht aufstehen!“. Der Notarzt stellt den Tod fest, ein „Unfall“ nach dem übermäßigen Konsum von Alkohol und „Drogen, Klasse A“.

Paula Yates Situation in der Zeit vor ihrem Tod war prekär. Drei Jahre zuvor verlor sie den Mann ihres Lebens, Michael Hutchence, Sänger der australischen Band INXS. Mit dessen Eltern ist sie zerstritten. Einen erbitterten Sorgerechtsstreit mit Bob Geldof um die drei Töchter aus erster Ehe hat sie verloren. Fifi Trixibelle, Pixie und Peaches wachsen bei „Sir Bob“ auf, der nach seinen Benefizkonzerten für Afrika auf dem Höhepunkt seiner Popularität steht. Sie ist von Heroin, Alkohol und anderen Drogen abhängig. Sie hat keinen Job, einen Selbstmordversuch und zahllose Liebschaften hinter sich. Sie ist unendlich deprimiert. Hutchence Tod hat sie völlig aus der Bahn geworfen.

Yates moderiert ab 1982 die Musiksendung „The Tube“

Paula Yates, Tochter aus einer Affäre ihrer Mutter mit einem Moderator, ist bereits als Jugendliche witzig, schlagfertig und klug. Nicht schön, aber umwerfend sexy. Der Postpunker Geldof und die Platinblonde mit den verrückten Klamotten verlieben sich Mitte der 70er-Jahre ineinander. Yates moderiert ab 1982 in dem neu gegründeten Fernsehsender Channel 4 die Musiksendung „The Tube“. Sie ist wild, frech und unkonventionell. Und sie bleibt es auch.

In ihrer Ehe mit dem Rocksänger Bob Geldof dagegen ist sie konventionell - und eine geradezu hingebungsvolle Mutter. Zu Beginn der 1990er Jahre moderierte Yates „The Big Breakfast“, pikanterweise von Bob Geldof produziert. Yates empfängt ihre illustren Gäste im Bett, mit Häkeljäckchen und Spitzennachthemd. Sting lässt für sie die Hose in der laufenden Sendung fallen, Mick Jagger fragt sie frech, ob er seine Beinkleider vorne etwa ausstopft. Ende 1994 sitzt Michael Hutchence neben ihr im Bett. Der Frontmann der Rockband INXS wird von seinem Charisma und seiner Wirkung auf Frauen bereits mit Doors-Sänger Jim Morrison verglichen. Zu seinen Geliebten gehören Kylie Minogue und Topmodel Helena Christensen.

1997 wird Hutchence im Ritz-Carlton in Sydney stranguliert aufgefunden

Es funkt nicht, es knallt zwischen Hutchence und Yates. Innerhalb weniger Wochen verlässt sie Geldof, verliert ihre Kinder.

Das schillernde Paar experimentiert mit allem, was verboten ist und Spaß macht. Sie wird seine Muse. Michael sei ein Geschenk an die Frauen, sagt Paula Yates. Drastisch pflegt sie sich in Interviews über seine körperlichen Eigenschaften auszulassen.

Mit Hutchence gerät Paula Yates in einen einzigen Rausch aus Drogen, Alkohol, Leidenschaft. Eine kurze, glückliche Zeit erfährt sie noch einmal, als sie schwanger wird, ein viertes Kind bekommt - die „himmlische“ Tiger Lily.

Dann, 1997, wird Hutchence im Ritz-Carlton in Sydney stranguliert aufgefunden. Sein Tod bleibt ungeklärt. Selbstmord? Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, es habe bei bizarren Sexspielen einen Unfall gegeben.

Sie sei mit seinem Tod „von der Klippe“ gefallen

Paula Yates bricht völlig zusammen. Sie glaubt nicht an einen Selbstmord - Hutchence, so sagt sie, hätte sie und Tiger Lily nie alleine gelassen.

Ohne Hutchence ist Paula Yates der Klatschpresse und Hutchence wütenden Verwandten völlig ausgeliefert. An seiner Beerdigung trägt sie nichts außer einem engen, unanständig ausgeschnittenen, schwarzen Kleid, dazu eine riesige Brille und tiefe Linien um den schönen Mund. Einem Interviewer sagt sie, sie sei mit seinem Tod „von der Klippe“ gefallen. Sie sei jenseits der Trauer.

Danach lebte Paula Yates noch knapp drei Jahre. Bob Geldof erstritt sich nach ihrem Tod auch das Sorgerecht für das vierte Kind, das nicht seines ist. Tiger Lily wächst zusammen mit ihren Halbgeschwistern bei ihm auf. (NRZ)