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Jim Morrison, Sänger und künstlerischer Kopf der Doors, gehört zu jenen Musikern, die nach ihrem frühen Tod zum Mythos wurden. Tom DiCillo zeigt in dem Dokumentarfilm „The Doors - When You’re Strange“ warum das so ist.
„Du kannst nicht ausbrennen, wenn Du nicht in Flammen gestanden hast.“ Die Gnadenlosigkeit dieses Satzes hat Jim Morrison bis zur Neige ausgekostet. Er brauchte gerade sechs Jahre vom hübschen, unschuldigen Jungen am Venice Beach bis zu seinem unrühmlichen Ende in einer Badewanne in Paris, vom harmlosen Filmstudenten zum alkohol- und drogenzerrütteten Rockgott. Genau diesen Weg zeichnet Tom DiCillos unter die Haut gehende Dokumentation „The Doors – When You’re Strange“ nach, montiert ausschließlich aus Archivmaterial, vieles noch nie gezeigt, um ein Vielfaches eindringlicher als Oliver Stones Doors-Spielfilm von 1991.
Dabei ist es ein Glücksfall, dass Morrison und Keyboarder Ray Manzarek Filmstudenten gewesen sind und sie allein deshalb keine Scheu vor der Kamera hatten. Man sieht Morrison 1965 als Jüngling in weißen Shorts im elterlichen Garten, damals noch fasziniert von Elvis Presley und William Blake. Man sieht die ersten Auftritte der Doors im legendären Whisky-A-Go-Go, wo die Doors als Hausband spielten, wo Morrison mit dem Rücken zum Publikum sang. Bis er „The End“ mit der ödipalen Passage sang: „Father? Yes, son. I want to kill you. Mother, I want to fuck you“. Worauf ihn der Chef rausschmiss mit dem Abschiedsgruß: „Kranker Bastard!“
Veränderung einer Persönlichkeit
Auch der Auftritt mit „Light My Fire“ in der Ed-Sullivan-Show ist zu sehen, bei dem Morrison eingewilligt hatte, das böse Drogen-Wörtchen „Higher“ auszulassen, es aber dennoch und umso genussvoller schrie. Für die Veränderung seiner Persönlichkeit zum Rebellen brauchte Morrison ein Jahr. Damit begann die Abwärtsspirale, die für die Rockmusik ein Glücksfall war und sechs geniale Alben gebar, die aber für den Menschen Morrison die Katastrophe bedeutete: Affären, Exzesse, Prozesse.
DiCillo ist ein Lehrstück über den Rock, seine Anziehungskraft und seine in letzter Konsequenz zerstörerische Wirkung gelungen, die dadurch noch gewinnt, dass die Texte und die Morrison-Gedichte von Johnny Depp gesprochen werden.
Wer diesen Film in seiner Nähe sehen will, suche unter www.whenyourestrange.de.