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Aufgeben gilt nicht. Doch wie soll Hanna diesen Satz ihrer Freundin Mira beherzigen, wenn sie in der Hölle lebt? Die Autorin Mirjam Pressler erzählt ergreifend vom Schicksal dieses jüdischen Mädchens.
Hanna zählte einst zu den Jugendlichen, die 1939 von Deutschland nach Dänemark in die scheinbare Sicherheit auswanderten. Doch so unsichtbar sich Hanna auch macht, letztendlich kann sie nicht fliehen. Die Nazis verschleppen sie ins Konzentrationslager.
Die vielfach ausgezeichnete Autorin Mirjam Pressler hat nun „Ein Buch für Hanna“ geschrieben. Sie selbst kannte einst eine Hanna, der ein ähnliches Schicksal widerfahren ist wie der 14-Jährigen in ihrem Buch. Dabei hat sich Mirjam Pressler gefragt: „Wie kann ein Mädchen, das statt Förderung fast nur Verluste erlebt und beinahe ausgelöscht wird, später als junge Frau so kraftvoll, warmherzig und glücksfähig sein?“ Das schreibt sie in ihrem Vorwort. Das ist der rote Faden ihrer berührenden Geschichte.
Hanna lebt zunächst mit ihrer Freundin Mira in einem Zeltlager, in dem die Zionisten sie auf ein Leben in Palästina vorbereiten. Doch im Norden wird es zu gefährlich, Hanna muss bei einer Familie in Kopenhagen untertauchen, dann auf einem Bauernhof auf Fünen. Immer wieder Abschied statt Ankommen. Doch das ist besser als schließlich die Angst und die Erniedrigung in Theresienstadt, nur noch übertroffen durch den Hunger, der Hanna fast die Sinne raubt. Aber selbst an einem so herzlosen Ort wie dem Konzentrationslager trifft sie wieder Menschen mit Herzensgüte.
Literatur und Geschichtsbuch
Mirjam Pressler, die im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet wurde, erzählt mit Bedacht. Sie schildert den Schrecken ohne Effekthascherei, und die schönen Momente ohne Kitsch. Ihr Buch ist Literatur und Geschichtsbuch in einem, mit einem ausführlichen Glossar am Ende. Dabei zeigt sie eine Hanna, die kein ungewöhnlich starker Mensch ist. Das Mädchen hat Gefühle und Gedanken wie andere in ihrem Alter auch. Darin ist sie Anne Frank nicht unähnlich, deren Tagebuch Mirjam Pressler übersetzte.
Hanna kommt dem Leser greifbar nahe. Er hofft mit ihr, er weint mit ihr, er spürt, wie wichtig und zugleich schwer lebbar dieser Satz ist: Aufgeben gilt nicht.
- Mirjam Pressler: Ein Buch für Hanna. Beltz & Gelberg, 350 Seiten, 17,95 Euro, ab 14