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Ellen Hopkins erzählt in ihrem verstörenden Buch über die alles zerstörende Droge „Crank“, wie eine 16-Jährige in die Abhängigkeit rutscht. Eindringlich und poetisch – dieser Roman geht unter die Haut.

Als Kristina ihren Vater nach Jahren ohne Kontakt das erste Mal besucht, lernt sie ihn leider nicht näher kennen, dafür aber ihre erste Droge. Ellen Hopkins erzählt eindringlich den Weg der 16-Jährigen, die tiefer und tiefer in die Abhängigkeit rutscht. Eine Geschichte, die einem unter die Haut geht, weil sie wahr wirkt. Die Autorin hat auf einem ähn­lichen Weg ihre Tochter ver­loren. „Crank“ heißt nun ihr verstörendes Buch – und die zerstörende Droge.

Alles, was bisher in Kristinas Leben eine Bedeutung hatte, wird durch Crank unwichtig. Sonnenschein und Lieblingssong, Hobbys und Schule, Familie und Freunde. Sie ­würden es nicht verstehen, meint Kristina, „wenn ich das Gute und Altbewährte gegen eine Testfahrt auf der dunklen Seite eintauschte“. Aus der Testfahrt wird die tägliche ­Irrfahrt zur nächsten Dosis, bezahlt mit dem letzten Geld und den allerletzten Lügen. Und plötzlich hat das Leben jeden Wert verloren.

Chaos auf dem Blatt

Hopkins schreibt in freien Versen, die auch grafisch der Gefühlswelt angepasst sind: Vor den Drogen ist alles im Fluss – und ebenso fließen die Wörter über das Blatt. Mit den Drogen kommt das Durch­einander – und chaotisch ­stehen die Wörter auf der ­Seite. An anderer Stelle wird die innere Welt der äußeren gegenübergestellt. Auch diese poetische Form macht das Buch zu etwas Besonderem.

„Crank“ wurde kürzlich für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Zu Recht, trotz des fragwürdigen Endes: Kristina scheint die Kurve zu kriegen, weil sie selbst Mutter wird. Im wahren Leben hat Hopkins den Sohn der drogensüchtigen Tochter adoptiert.

Macht es junge Leser neugierig?

Die Autorin schildert detailreich, nicht nur, wie das in den USA verbreitete Crank wirkt, sondern auch, wie man es ­konsumiert. Das lässt einen erwachsenen Leser grübeln, wie hilfreich dieses Buch ist, ob es die Neugierde nicht noch steigert. Einen gefestigten jungen Leser wird dieser Roman nicht zu Drogen verleiten, einen labilen auch nicht abhalten. Bleibt zu hoffen, dass ­dieses Buch die Jugendlichen, die auf der Kippe stehen, in die richtige Richtung stößt.

  • Ellen Hopkins: Crank, Carlsen. 544 Seiten, 14 Euro, ab 15