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Janne Teller, die 2010 mit ihrem ersten Jugendbuch „Nichts – Was im Leben wichtig ist“ provozierte, lädt nun zu einem neuen Gedankenexperiment ein: „Krieg – Stell dir vor, er wäre hier“.

Was wäre, wenn sich Griechen, Franzosen und Deutsche bombardieren würden? Was wäre, wenn man fliehen müsste – aber kein Land einen aufnehmen möchte?

Die Dänin mit deutschen Wurzeln hat die Geschichte vor zehn Jahren geschrieben. Doch angesichts der neuen Flüchtlingswelle hat das Thema nicht an Aktualität verloren. Janne Teller kehrt die Verhältnisse um: Eine deutsche Familie flieht nach Ägypten, hofft auf ein Leben nach dem Auffanglager in der friedlichen arabischen Welt. „Du bist bereit, alles zu tun, was nötig ist“, spricht Teller den Leser direkt an.

Wie ein Mensch dritter Klasse

„Sogar die Straßen zu kehren und anderer Leute Toiletten zu putzen. Du willst nur weg von den Bomben und der Angst und der Kälte.“ Aber es dauert. Zwei Jahre später bekommt die Familie endlich Asyl – befristet. Man sollte dankbar sein, fühlt sich aber wie ein Mensch dritter Klasse. „Flüchtlinge aus Europa können nichts anderes als in Büros sitzen und Papiere umdrehen. Das braucht man nirgends!“

Helle Vibeke Jensen hat das Buch auffallend gut gestaltet. Es ist nicht nur so schmal wie ein Pass, es sieht auch aus wie einer. Janne Teller zwingt den Leser darin, sich in das Leben eines Flüchtlings hineinzufühlen. Sie konfrontiert ihn schonungslos mit seinen Vorurteilen. Dafür hat die Autorin die deutsche Ausgabe angepasst: Statt Skandinavien lässt sie nun die Europäische Union zusammenbrechen.

Mehr Verständnis

Das preisgekrönte Buch „Nichts“ war anfangs an dänischen Schulen verboten. Das neue Buch sollte im Unterricht gelesen werden! Weil die Autorin die Geschichte in die Gegenwahrt holt, wird für junge Leser der Schrecken noch greifbarer als bei Büchern über den Zweiten Weltkrieg. Dieses Gedankenexperiment kann etwas bewirken: mehr Demut, mehr Dankbarkeit, mehr Verständnis.

• Janne Teller: Krieg – Stell Dir vor, er wäre hier, Hanser. 60 Seiten, 6,90 Euro, ab 14