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„Sein letzter Auftrag“ und „Neun Drachen“ – Zwei Romane von Michael Connelly sind fast gleichzeitig erschienen. Gleich stark sind sie nicht. Trotzdem freut sich der Leser auf ein Wiedersehen mit Bosch.
Jack McEvoy war als Polizeireporter mal der Starjournalist der „L. A. Times“. Vor zehn Jahren hatte er auf eigene Faust den Serienmörder „Der Poet“ überführt, sich dabei selbst in Gefahr gebracht und die Auflage seines Blattes dadurch nicht unwesentlich erhöht. All das zählt nicht mehr in Zeiten, da in den USA stärker als anderswo angesichts der neuen Medien die Auflage der gedruckten Presse stark zurückgeht. Man muss sparen und achtet dabei auch nicht mehr auf die Person. McEvoy ist alt und teuer und soll deshalb binnen zehn Tagen seinen Platz räumen.
So beginnt „Der letzte Auftrag“ von Michael Connelly, einem der besten Krimiautoren am Markt, der weiß wovon er schreibt: Er war selbst einmal Polizeireporter in L. A., bevor er sich 1992 mit seinem ersten Krimi um den Ermittler Harry Bosch als „Crimewriter“ von Rang erwies. Naturgemäß gehört seine Sympathie ganz der Hauptfigur, dem genauen Rechercheur Mc-Evoy, der für den großen Hintergrundtext lebt und die Häppchenkultur der Online-Nachrichten eher verachtet. Umso schlimmer, dass er nun auch noch seine eigene junge Nachfolgerin einarbeiten soll, die das Internet bereits voll und ganz verinnerlicht hat.
Ein großer Abgang
Connelly aber gönnt seinem McEvoy noch einmal den ganz großen Abgang. Der Anruf einer Mutter, die ihren inhaftierten Sohn in einer Meldung falsch dargestellt findet, lässt den Journalisten einem Serienmörder auf die Spur kommen, der seine durchweg weiblichen Opfer stets im Kofferraum gestohlener Autos hinterlässt – und damit immer auch für potenzielle Täter sorgt. Der wahre Killer, den der Leser schon sehr früh kennen lernt, ist ein Computer-Fachmann und im World Wide Web mehr zu Hause als in der eigenen Wohnung. Was der Autor auch sehr ausgiebig dazu benutzt, seine Leser mit den Möglichkeiten und Gefahren dieses Mediums vertraut zu machen. Ein falscher Klick auf der Tastatur, und schon hat man den Tod zu sich eingeladen.
Connelly ist ein Autor, der Spannung aufzubauen versteht, seine Leser förmlich hineinzieht in ausgeklügelte Plots und sie dann als Geiseln nimmt. Man kann das gleich noch einmal bei „Neun Drachen“ ausprobieren, denn Connellys Verlagswechsel in Deutschland bringt es mit sich, dass derzeit gleich zwei neue Romane von ihm erschienen sind. Hier treffen wir unseren alten Bekannten Harry (eigentlich: Hieronymus) Bosch wieder, der gerade dabei ist, den scheinbar simplen Mord an einem chinesischen Ladenbesitzer zu untersuchen. Doch hinter vermeintlichen Routineaufgaben lauern bei Connelly fast immer größere Dimensionen.
Ein Handy-Film aus Hongkong
Und so dauert es auch hier nicht lange und wir sind mitten drin in der Tradition chinesischer Triaden, ihren Schutzgeldern und weltweiten Verknüpfungen. Kaum hat Bosch die erste Verhaftung vorgenommen, da erreicht ihn aus Hongkong ein Handy-Film, auf dem die Entführung seiner dort lebenden Tochter dokumentiert ist. Zugegeben, gerade diese persönliche Verstrickung macht aus „Neun Drachen“ nicht gerade den besten Bosch, aber es ist doch schön, mal wieder von diesem Ermittler zu hören.
- Michael Connelly: Sein letzter Auftrag. Heyne, 495 Seiten, 19.99 Euro; Neun Drachen, Knaur, 479 Seiten, 9.99 Euro. Beide übersetzt von Sepp Leeb