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Mäuse? Davon kann man nie genug haben. Akif Pirinçci wagt sich mit seinem Kater Franics, der Held aus „Felidae“, im siebten Katzenkrimi an einen echten, haarsträubenden Wirtschaftsthriller: „Felipolis“.
Als Katzendetektiv wurde Kater Francis von seinem Erfinder Akif Pirinçci schon arg geschunden, körperlich sowieso, zuletzt aber auch durch eine allzu sehr ins Übersinnliche abdriftende Handlung. Aber es ist ja auch nicht ganz einfach, vom anfänglichen Erfolg mit „Felidae“ im Jahr 1989 bis heute immer neue Ideen für einen mittlerweile doch gesetzten, bourgeoisen Meisterschnüffler zu ersinnen – auch wenn sich damit eine Menge Mäuse machen lassen. Mit „Felipolis“ ist Francis praktisch in seinem siebten Krimi-Leben angekommen. Und in seiner Substanz hat der neue Pirinçci das Zeug zu einem soliden Wirtschafts- und Polit-Thriller. Wenn, ja, wenn da nicht eine Reihe störender Elemente wären. Doch eins nach dem anderen.
Es ist nach wie vor ein Genuss, das altkluge Fellgesicht anfangs blasiert philosophieren zu hören, diesmal über das Wesen des Geldes. „Geld wird uns immer fremd bleiben. Wenn es hier nur um Mäuse ginge“, stellt er fest und wird im Laufe des Falles, in den er gar nicht hineingezogen werden möchte, doch eines Besseren belehrt. Denn in der Nachbarschaft hat eine reiche Industrielle ihrer Katze Domino all ihre Milliönchen vermacht. Und nun fürchtet Francis’ Kumpel Blaubart um das Wohlergehen der Erbin.
Katze erbt Konzern
Doch er ist nicht der einzige. Als Francis in der Millionärsvilla ankommt, hat sich schon eine illustre feline Truppe versammelt: ein gewisser Herzl, ein Josef mit seiner Proletarischen Union, ein Clint mit seinen Kumpels Smith & Wesson sowie einige Aristokatzen. Man ahnt: Dies ist ein gesellschaftliches Pulverfass. Zumal die gute Domino nicht nur Geld bekommen soll, sondern auch einen Konzern, der die Satellitensteuertechnik fürs Militär übernehmen soll. Und in dem Moment, in dem es spannend wird, stürzt im Haus auch noch ein Erbschaftsanwalt in den Tod.
Dies ist erst der Beginn eines Abenteuers, in dem es um die Gründung eine Katzenstaates auf einer einsamen Insel geht, um das Wesen des Menschen und seine Gier. Und nebenbei werden Kater Francis mindestens sechs seiner Leben aus dem Leibe gedroschen.
Pirinçci gelingt es, einen über lange Strecken spannenden Fall glaubhaft aufzurollen, auch wenn er überflüssige Parallelen zwischen Katzenstaat und der Gründung von Israel zieht. Allerdings driftet die Story am Ende in eine krude Melange aus unnötig brutalem Horror und abstruser Hightech-Fantastik ab, die den Leser traurig maunzen lässt.
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Akif Pirinçci, Felipolis, Diana-Verlag. 352 S., 19,99 Euro