Im Februar 1981 kam die erste Single einer damals noch ziemlich milchgesichtigen Band namens Depeche Mode heraus – bis heute können die Fans einfach nicht genug von diesem Pop-Phänomen bekommen.

Pioniere? Vorreiter? Sicher! Revolutionäre? Sicher nicht, da waren Kraftwerk immer schon einen entscheidenden (Kling-Klang-)Schritt weiter. Avantgardisten? Womöglich. Heute kann man Depeche Mode jedoch getrost als Vete­ranen bezeichnen, ohne Zweifel aber auch als Superstars. Am 20. Februar 1981 haben die Briten mit „Dreaming Of Me“ ihre erste Single auf den Markt geschmissen. Und in diesen vergangenen 30 Jahren haben sich Andrew Fletcher, Dave Gahan und Martin L. Gore einen Platz im Weltreich der Musik gesichert.

„Dreaming Of Me“? Gut, nicht jeder Leser (vermutlich so gut wie keiner) wird jetzt denken: Ja klar, das ist doch . . . Nein, dieser Aha-Effekt würde eher bei „Just Can’t Get Enough“ einsetzen, doch das kam erst im September 1981, als dritte Single. „Dreaming Of Me“ also, ein Stück Musik, geschrieben von Vince Clarke, das sich genauso unbedarft anhört wie diese Bande milchgesichtiger Bubis aussieht. Egal, denn das, was danach folgt, ­hätte sowieso keiner von ihnen erwartet.

Düstere Depeche Mode

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Fans sind dem düsteren Geklirre erlegen

Am wenigsten wohl Vince Clarke, der schon nach dem ersten Album wieder aufhört. Seine Karriere führt ihn zunächst mit Alison Moyet (Yazoo, „Don't Go“) und später mit Andy Bell (Erasure, „Sometimes“) zusammen. Kommerziell sicher auch rentable Projekte, aber nie auf einer Ebene mit den ehema­ligen Kumpels.

Alan Wilder über Depeche Mode

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    Fletcher, Gahan und Gore stehen Ende 1981 zu dritt da. Sie holen Alan Wilder dazu, wollen anders sein. Martin L. Gore schwingt sich zum Mastermind auf, der Verehrer der Einstürzenden Neubauten schreibt ab sofort die Songs. „A Broken Frame“ folgt ‘82, und die Fans sind diesem düsteren Geklimper und Geklirre aus den Synthesizern längst erlegen – sie kleiden sich wie ihre Idole (in Schwarz, was zeitlos ist), sie schminken sich mit Kajal, sie haben die gleichen Frisuren (die aber, Pardon, Anfang der 1980er-Jahre immer peinlich aussahen).

    Der Sänger will Songs schreiben, Martin Gore lässt ihn nicht

    Für die Fans der ersten Stunde gibt es den ersten Bruch im Jahr 1986. „Black Celebra­tion“ heißt die Platte, die ihnen zu sehr Pop ist, die der Band aber den Weg auf die ganz großen Bühnen bereitet. „Music For The Masses“ (1987) bringt mit „Never Let Me Down Again“ einen Song, der eine Präsenz wie kein zweiter im Katalog von Depeche Mode hat. Und „Violator“ (1990) packt die Welt.

    Es geht so steil in die Höhe wie eine Achterbahn, bis sie schließlich in die Tiefe stürzt. Und so hat einer diesen Tanz auf dem Drahtseil auch nicht verpackt: Dave Gahan flüchtet sich in Alkohol und Drogen, kann den Alltag nicht mehr ertragen und versucht sogar, sich umzubringen.

    Depeche Mode - Stadionrockgewaltig

    Depeche Mode in Oberhausen: Dave Gahan schwitzt schon beim zweiten Song.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Dave Gahan schwitzt schon beim zweiten Song. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Ein Multimedia Overkill durch die geschickt von Anton Corbijn in Szene gesetzen Videos. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Ein Multimedia Overkill durch die geschickt von Anton Corbijn in Szene gesetzen Videos. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Das Hirn und das Herz hinter der Show, Martin L. Gore. Er schrieb die meisten Songs - und sorgte für die gefühligen Momente. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Das Hirn und das Herz hinter der Show, Martin L. Gore. Er schrieb die meisten Songs - und sorgte für die gefühligen Momente. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Dennoch bleibt Dave Gahan der Charismatiker...  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Dennoch bleibt Dave Gahan der Charismatiker... Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    ...der virtuos mit dem Mikroständer umgehen kann...  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    ...der virtuos mit dem Mikroständer umgehen kann... Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    ... ihn wie einen Angreifer hinunterdrückt...  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    ... ihn wie einen Angreifer hinunterdrückt... Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    ...oder ihn wie ein Signal in den Himmel reckt.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    ...oder ihn wie ein Signal in den Himmel reckt. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    Depeche Mode in Oberhausen: Fans in Verzückung. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
    War auch da, hätte es aber nicht sein müssen: Andrew Fletcher, das coole, dritte Mitglied von DM.  Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
    War auch da, hätte es aber nicht sein müssen: Andrew Fletcher, das coole, dritte Mitglied von DM. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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    Verkanntes Meisterwerk

    Sie retten ihn aber. Erst zurück ins Leben, später zurück auf die Bühne. Als in der Folge das oft verkannte Meisterwerk „Ultra“ (1997) herauskommt, ist Alan Wilder aber schon nicht mehr dabei. Er hatte von den Streitereien und den Schreiereien der Krisen-Jahre die Schnauze voll und widmete sich lieber dem eigenen Projekt Recoil. Erfolg? Natürlich weit entfernt von den Triumphen der ehemaligen Kumpels.

    Die Fans folgen denen ergeben. Jeder Club, der sich auch nur halbwegs für angesagt hält, feiert große Depeche-Mode-Partys, und die Menschen rennen ihnen die Bude ein – teils schwarz gekleidet, mit Kajal geschminkt und der eine oder andere auch mit einer peinlichen Frisur.

    Die Sturköpfe Gahan und Gore geraten indes immer wieder aneinander. Der Sänger will auch Songs schreiben, Martin Gore lässt ihn nicht. Also nehmen sie Solo-Alben auf, gehen auf Tour und raufen sich doch wieder zusammen.

    Langweilige Aufzugsmusik

    Was dabei herauskommt? Drei Alben der Nuller-Jahre („Exciter“, „Playing The Angel“ und „Sounds Of The Universe“) – leider viel zu be­langlos, langweilige Aufzugsmusik, ohne Spannungen und Überraschungen. Einzige Ausnahme: „Wrong“, eine amt­liche Single, die an Großes von gestern erinnert.

    Alan Wilder blickt zurück

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      Die Achterbahn für Dave Gahan geht weiter. Wegen einer Krebserkrankung muss er im Jahr 2009 viele Konzerte der Welttournee absagen. Einige werden nachgeholt, andere nicht. Kritiker sagen, dass der Band die Krankheit ganz gelegen kommt, weil der Vorverkauf nicht optimal lief. Quatsch. Die Band liefert ihre beste Bühnenshow des neuen Jahrtausends. Und vor einem Jahr steht sogar Alan Wilder wieder mit auf der Bühne. In der Royal Albert Hall spielen sie gemeinsam „Somebody“ – in welche Richtung die Achterbahn gerade fährt?