Gelsenkirchen. Der Sohn (8) unseres Autos hat einen neuen Traumberuf: Meisterkoch. Ihn freut’s – auch wenn das nicht nur seine Küche ins Chaos stürzt.

Als ich nach Hause kam, war die frisch gekaufte Honig-Packung halb leer. Es klebte am Boden, an der Küchenzeile, am Mülleimer. Was soll’s – vergossene Milch für einen Meisterkoch, bei dem die Kreation im Vordergrund steht und nicht das Chaos, das diese hinterlässt.

Apropos Milch: Die war die Hauptzutat von Devins Nachtisch-Variation. Wobei der Honig-Anteil ja fast überwog. Aber unser Sohn war raffiniert genug, die extreme Süße mit frisch gepresster Zitrone abzuschwächen. Ja, er will jetzt ein Fünf-Sterne-Restaurant und nicht länger die Geschäfte einer Bastelproduktionsfirma leiten. Aber vielleicht ist’s am Ende doch beides. Elon Musk steuert auch Twitter, während er seine Mars-Mission plant.

Man will dem Kind ja seinen Freiraum lassen

Eltern und Großeltern müssen sich allerdings erst noch daran gewöhnen, wenn der multitalentierte, experimentierfreudige Kochlehrling plötzlich eigenhändig das Küchenrondell durchkramt und den Kühlschrank nach etwas Brauchbarem inspiziert. Man will dem Kind ja seinen Freiraum lassen.

Aber wenn bei den Großeltern morgens der letzte Schluck des unverzichtbaren Orangensaftes fehlt, weil Devin zuvor ja auf die Idee kam, fruchtiges Sorbet mit Kakao-Aroma zu kreieren, dann gilt es, neue Regeln in der Küche aufzustellen. Darunter die wichtigste: Sag, was du verbraucht hast. Aber ehrlich gesagt, halte ich mich nicht mal daran – und kassiere oft genug Rüge, weil ich die Eier verbraten habe, die meine Frau eigentlich für die Waffeln vorgesehen hatte.

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Während ich meine Spiegeleier möglichst hurtig auf den Teller klatsche, und dabei einen eher pragmatischen Sinn für Ästhetik pflege, isst bei Devin übrigens das Auge mit. Da werden auch mal Figürchen aus den kreativ gewürzten Gurkenstücken geschnitzt. Bislang – Sie merken es schon – ist unser Achtjähriger aber nur in der kalten Küche unterwegs. Ich freue mich schon auf explodierende Pfannen und überlaufende Töpfe. Und darauf, irgendwann das Drei-Gänge-Menü in seinem Restaurant zu genießen.