Essen. Autorin des Buches „111 Orte für Kinder im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“ verrät Ausflugstipps im Revier.

Was machen wir am Wochenende? Welche Eltern kennen diese Frage nicht? Und wem gehen nicht ab und zu die Ideen aus? Dem hat Autorin Anna Sophie Pietsch jetzt Abhilfe geschaffen mit ihrem Buch „111 Orte für Kinder im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“. Doch wer jetzt denkt, die Wochenend-Planung wird ihm dadurch erleichtert, hat sich getäuscht. Man kann sich kaum entscheiden, so vielfältig sind die Tipps, so besonders ist jeder der Orte, die die Autorin liebevoll beschreibt – die Kinder stehen dabei immer im Mittelpunkt.

„Ich wollte Orte finden, die man noch nicht kennt“, erklärt die 34-jährige Essenerin das Konzept ihres Buches. „Ich möchte Geheimtipps und Möglichkeiten bieten, die Besuchern und vor allem Eltern, die im Ruhrgebiet leben, neu sind.“ Dabei betrachtet sie diese Orte im Revier – und vielleicht schon bekannte Stellen – immer aus der Perspektive der Kinder.

Im Revier eine echte Lücke entdeckt

Die Idee hierfür kam der dreifachen Mutter nach einem Berlin-Besuch vor etwa einem Jahr. Dort hatte sie mit ihren Kindern mit den „111 Orten in Berlin“ die Hauptstadt entdeckt. Zurück in Essen wollte sie sich ein solches Buch auch für ihre Heimat zulegen, ihre eigene Umgebung noch einmal neu kennenlernen. Als sie entdeckte, dass es ein solches Buch noch nicht gab, hatte die freie Autorin und Texterin kurzerhand beim Verlag angefragt und den Zuschlag für das gesamte Ruhrgebiet bekommen.

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„Im Ruhrgebiet in Stadtgrenzen zu denken, macht ja wenig Sinn“, erklärt Pietsch. „Dass eine Stadt an die nächste grenzt, das macht das Ruhrgebiet ja auch aus. Und es bringt mehr Vielfalt.“ Oft kenne man besondere Orte nur deswegen nicht, weil sie hinter einer Stadtgrenze liegen. Oder es gebe Städte, mit denen selbst waschechte Pottler noch nie in Berührung gekommen sind.

Platz gefunden im Buch hat alles, „das irgendwie spannend für Kinder ist: zum Gucken, zum Mitmachen, zum Erleben und Entdecken und zum Selbermachen.“ Es soll die gesamte Vielfalt der Metropole abdecken, ohne in Kategorien wie „Natur“ oder „Kultur“ zu denken.

Geografisch reichen die Orte von Moers und der linken Duisburger Rheinseite im Westen über die Städte im Herzen des Ruhrgebiets bis nach Selm, Schwerte und Haltern am See im Osten. Für die bessere Übersicht sind sie zudem nach Städten geordnet und diese tauchen von Bochum bis Witten im Buch auch noch einmal in alphabetischer Reihenfolge auf.

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Vorgestellt werden zum Beispiel Orte, an denen sich die Natur erleben lässt, wie die Biostation Ruhr Ost oder der Lernbauernhof Schulte-Tigges in Dortmund. Auch für Kinder spannende Spaziergänge sind dabei. So kann zum Beispiel die Sage um die Riesen vom Bochumer Tippelsberg, die im Buch erzählt wird, den Ausflug erst richtig interessant machen.

Auch die grünen Seiten des Ruhrgebiets tauchen auf: Zum Beispiel der Hervester Bruch in Dorsten, in dem es Rinder und Störche zu beobachten gibt, oder die Mammutbäume im Dortmunder Rombergpark. Ebenso gibt es Tiergehege und besondere Spielplätze wie die Bauspielfarm in Recklinghausen. Die Autorin nennt gastronomische Besonderheiten, wie die Butterbrotbar in Bochum oder das Café Anna in Essen, in dem Kinder einen großen Spielbereich haben.

Erklärtafeln extra für Kinder

Die Autorin führt aber auch solche Museen und Veranstaltungsorte auf, die auf den ersten Blick nicht unbedingt kindgerecht erscheinen. So zum Beispiel das Bunkermuseum in Oberhausen, in dem zahlreiche Infotafeln über die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte informieren. All diese Tafeln sind zweigeteilt: Ein Text ist extra anschaulich und verständlich für Kinder geschrieben.

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Oder die Zechensiedlung „Fürst Leopold“ in Dorsten. Während sich Kinder üblicherweise eher wenig für die Wohnverhältnisse früherer Bergleute begeistern können, gibt es hier eine spezielle Kinderführung, bei der Spiele von damals vorgestellt und gespielt werden. Auch die Dinslakener Stadtgeschichte ist für die meisten Kinder üblicherweise wenig spannend – außer sie dürfen im Rahmen des Kinderprogramms des Museums Voswinckelshof Brot backen oder Textilien färben.

Anna Sophie Pietsch gibt für jeden der Orte Altersempfehlungen. Babys und Kleinkinder können mit in die meisten Museen, Theater oder auch zu Mitmachangeboten, wie das Kreativcafé Momentmal, in dem die Kleinen Keramik bemalen können. Auch in Parks, in denen es besondere Spielplätze gibt, fühlen sie sich wohl.

Darüber hinaus sind eine Reihe von Kulturorten aufgeführt, zum Beispiel der Wuckenhof in Schwerte, in dem es ein Kinderatelier und Schauspiel gibt, oder das Domicil in Dortmund, das regelmäßig Familienkonzerte anbietet. Oft gibt sie Geheimtipps, die Alternativen zu bekannten Orten bieten. So nennt sie den Großenbaumer See in Duisburg als entspanntes Kontrastprogramm zur hochfrequentierten Sechs-Seen-Platte.

Viel Liebe und Begeisterung für Kinder

Bei jedem der Orte nennt Pietsch einen zusätzlichen Tipp, was es in der näheren Umgebung außerdem zu entdecken gibt, so dass der Ausflug zur runden Sache wird. „Ich habe bei der Recherche für dieses Buch ganz oft Menschen getroffen, die das, was sie machen, mit ganz viel Liebe und Begeisterung tun“, erzählt Anna Sophie Pietsch, „und gerade das macht die Orte, ob Café oder Orte mit Tieren, oft aus.“

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Das Buch soll außerdem Anreiz geben, sagt sie, die Kinder, die ja oft gar keine Lust auf Familienausflüge hätten, mitentscheiden zu lassen. Die Beschreibungen der Orte machen auf jeden Fall Lust darauf; Neues oder vermeintlich Bekanntes neu zu entdecken. Pietsch weckt beim Lesen und Stöbern die Lust dazu, jeden der 111 Orte sofort zu erkunden.

Anne Sophie Pietsch: 111 Orte für Kinder im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss, Emons, 240 S., 16,95 €; Der Verlag bietet auch ein 111-Orte-Buch für Kinder in Düsseldorf und Umgebung an.