Düsseldorf. Der Düsseldorfer Ehrenhof verbindet Menschen, Kunst und Natur – mit dem Ziel, den „Geist des Ortes“ zu erhalten. Ein Rundgang.
Eine Gruppe Frauen in neonfarbenen Yogahosen und mit eingerollten Matten unter den Armen läuft an den rechteckig geschnittenen Rasenflächen entlang. Ein junges Pärchen hat sich vom Foodtruck einen Snack geholt. Zwei Freundinnen jagen mit ihren Tablets lachend einer bunten Figur hinterher, die virtuell vor ihnen durch den Garten hüpft. Und ein Hund versteckt sich in der fein säuberlich gepflanzten Blütenpracht und landet prompt auf Instagram.
„Der Ehrenhof ist ein Ort der Begegnungen“, sagt Barbara Til, stellvertretende Leiterin der Sammlung des Museum Kunstpalast. Nicht nur, weil er durch kleine Tortempel die Tonhalle (ehemalige Rheinhalle), das NRW Forum (ehemals erbaut als Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde), das Museum Kunstpalast und die Rheinterrassen architektonisch miteinander verbindet. Sondern auch, weil die Menschen aus unterschiedlichsten Beweggründen den Düsseldorfer Ehrenhof aufsuchen.
Größte Messer der Weimarer Republik
Ganz im Sinne des Architekten Wilhelm Kreis, der das Ehrenhof-Ensemble 1925 in nur anderthalb Jahren errichtete. Und zwar für die Ausstellung GeSoLei, der „Großen Ausstellung für Gesundheitspflege, Soziale Fürsorge und Leibesübungen“, bei der Wilhelm Kreis die Gesamtplanung leitete.
Mit rund 7,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern und etwa 400.000 Quadratmetern Fläche war die Ausstellung die größte Messe der Weimarer Republik. „Damals war die Körperkultur ein wichtiges Thema“, sagt Barbara Til. Denn Freikörperkultur und Bewegung in Verbindung mit Kunst waren ein „Hit“ der Goldenen Zwanziger. Barbara Til findet: Heute noch hat der Ehrenhof einen feierlichen Charakter, das sage auch schon der Name, abgeleitet vom französischen Begriff für Hof, Cour d’honneur.
Blumen kombiniert mit Gemüsepflanzen
Der Gartenarchitekt Walter von Engelhardt gestaltete das Grün. „Der Garten hat eine barocke Anmutung“, sagt Barbara Til. „Bei der Bepflanzung war es dem Architekten wichtig, geometrische Formen wie Kreise oder Rechtecke zu integrieren. Selbst die umstehenden Kastanienbäume sollten auf einer Ebene gepflanzt werden.“
Mit seiner Achsensymmetrie, den geometrischen Beeten und der Lorbeerbaumallee (wechselweise werden sie durch Buchsbäume ausgetauscht), erinnert der Garten auch heute noch an einen Schlosspark – der mit viel Liebe zum Detail vom Gartenamt der Stadt Düsseldorf gehegt und gepflegt wird. „Die Stadt ist in der Bepflanzung des Gartens sehr kreativ“, sagt Barbara Til. „Oft werden zum Beispiel Blumen mit Gemüsepflanzen kombiniert.“ Im Frühling und im Sommer sehen Besucher ein anderes Bild: Denn dann pflanzen die Stadtgärtner die Beete neu.
Natur und Skulptur im Zusammenspiel
Momentan wachsen dort Argentinisches Eisenkraut, Dahlien, Inkalilien, Buntnesseln und Weihrauch. Die Pflanzen werden von Jahr zu Jahr in unterschiedlichen Farbkompositionen ausgewählt. In diesem Jahr wird das Thema „Urban Gardening“ aufgegriffen. Daher wächst dort auch eine Zierform der Süßkartoffel und grüner Mangold der Sorte „Bright Lights“ mit seinen leuchtend roten Stielen.
Barbara Til beobachtet Besucherinnen und Besucher, die sich anstelle einer Ausstellung einfach den Ehrenhof anschauen, um dort die Kunst des Gartens zu erleben. Kein Wunder. Denn auch hier lassen sich neben Architektur und Pflanzen Skulpturen von überwiegend regionalen Künstlerinnen und Künstlern betrachten. „Das Zusammenspiel zwischen Skulptur und Natur war für Wilhelm Kreis ein ganz wichtiges Momentum“, sagt Barbara Til.
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Verschiedene Stile kommen hier zusammen: Neben der berühmten Skulptur der Nubierin, auch „Die Wasserträgerin“ genannt, einer Bronzestatue des Bildhauers Bernhard Sopher von 1925, findet sich auch zeitgenössische Kunst. Zum Beispiel von Katharina Grosse, ehemals Studentin und dann Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihr Werk, eine riesige bunte Außenskulptur in Form einer Ellipse, ist seit 2016 Teil des Ehrenhofs. „Ich finde es toll, dass die Idee, die Wilhelm Kreis damals hatte, fortgeführt wird“, sagt Barbara Til. „Nämlich den Ehrenhof mit Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstlern zu gestalten.“ Damals wie heute häufig von Absolvierenden oder Lehrenden der Kunstakademie, die in Sichtweite steht.
Mit dem Tablet durch den Ehrenhof
Seit kurzem bringt die AR-Biennale auch das digitale Zeitalter in das Ehrenhof-Ensemble mit ein. „AR“, das steht für „augmented reality“ – erweiterte Realität. Lädt man sich die App zur „AR Biennale“ auf Smartphone oder I-Pad und scannt das entsprechende Hinweisschild ein, kann man an verschiedenen Stationen Werke von 19 internationalen Künstlerinnen und Künstlern bewundern. Diese bunten AR-Skulpturen wurden speziell für ihren Platz bei der Biennale entwickelt. So schwebt vor dem Eingang des NRW-Forums ein riesiger quietschrosafarbener Ballonwurm. Künstler Theo Triantafyllidis hat ihn unter dem Titel „Genius Loci“ entworfen, „Geist des Ortes“.
Im Ehrenhof treffen Kunstschaffende auf Kulturinteressierte, Gartenpflegerinnen auf Gäste. Sie alle leben den Geist des Ortes, ganz im Sinne des ursprünglichen Architekten Wilhelm Kreis: Der Ehrenhof ist ein Ort der Begegnungen.