Düsseldorf. Musikelite von morgen präsentierte sich am Wochenende beim Finale des Aeolus-Wettbewerbs. Gioele Coco gewann 16. Auflage in Düsseldorfer Tonhalle.

Sieger waren eigentlich alle Finalisten des 16. Internationalen Aeolus-Wettbewerbs. Zumindest bestachen Sonntagmittag die jungen Musiker Jury und Publikum in der gut besuchten Tonhalle durch nahezu perfektes Spiel, intensiven, manchmal anrührenden Ausdruck. Sie lieferten – wie es sich vor Corona bereits abgezeichnet hatte – nicht nur sich ein hochtouriges Triell mit Instrumenten, sondern den Zuschauern einen musikalischen Genuss: Fagottist Traian Sturza (24), Flötistin Anna Komarova (26) und Oboist Gioele Coco (28).

Sie hatten sich in den Vorrunden gegen 320 Teilnehmer aus 42 Nationen durchgesetzt und konnten beim Finale in der Tonhalle brillieren und die Ernte einfahren.

Letztere bestand in anhaltender Begeisterung und Bravorufen. Und für Traian Surza sogar in dem Publikumspreis, der stets in der Pause per Stimmzettel ermittelt wird.

Weltweite Strahlkraft

Auch das ist so Sitte beim Wettbewerb für Blasinstrumente, der seit 2006 Sieghardt Rometsch und seiner Stiftung ausgetragen wird. Und sich zu einem in der Fachwelt anerkannten Musikereignis mit Strahlkraft in die Musikmetropolen weltweit entwickelt hat.

Zumal Organisation und Finanzierung von Rometsch selbst geleistet werden. So hat der Mäzen und leidenschaftliche Musik-Liebhaber die Preisgelder in diesem Jahr erstmals auf insgesamt 60 000 Euro erhöht (2019 war es noch die Hälfte). Neben hochkarätigen Juroren (Solisten und Professoren erster Orchester- und Hochschuladressen) besteht in der Höhe der Preisgelder ein weiterer Anreiz für junge Musikelite, nur für „Aeolus“ nach Düsseldorf zu reisen.

Mit 20 000 Euro schnitt der Sieger Gioele Coco am besten ab. In dem Konzert für Oboe und Kleines Orchester von Richard Strauss demonstrierte der gebürtige Sizilianer, bereits 2018 Finalist beim Oboen-Concours in Tokyo, eine perfekte Atemtechnik. Hemdsärmelig und in sich gekehrt meisterte er die emporschwingenden Skalen und bogenförmigen Melodien des spätromantischen Stücks technisch souverän und durch einen schwebenden, glühenden Sound, der in die abgeklärte Welt des damals 80-jährigen Tondichters führt.

Rasante Sklane und virtuose Sprünge

Die Entscheidung zwischen Coco und dem Zweitplatzierten Traian Sturz dürfte der Jury schwergefallen sein. Spieltechnisch fordert das spätbarocke Fagott-Konzert (F-Dur) von Johann Nepomuk Hummel mit seinen rasanten Skalen und virtuosen Sprüngen dem Solisten ein Maximum ab. Der junge Rumäne Sturza, der in München noch seinen Master macht, liefert all‘ das nicht nur mit schlafwandlerischer Sicherheit, sondern er macht daraus eine Performance. Verzögerungen und Phrasierungen kommen spannend, sinnlich und leidenschaftlich über die Rampe, so dass die Zuschauer, wie nach einem Meisterkonzert, das zündende Spiel mit Bravorufen belohnen.

Perfekt intoniert auch die Drittplatzierte, Anna Komarova, die luftigen Höhen, das jazzige Andante und die höllischen Schwierigkeiten von Jacques Iberts Flötenkonzert. Doch das Virtuosentum der Flötistin aus St. Petersburg kommt recht kühl und distanziert rüber. Ebenso Salvatore Scarrinos ‚Dankgesang‘, präsentiert von Flötist Tommaso Pratola, der mit dem Sonderpreis für die beste zeitgenössische Interpretation ausgezeichnet wurde.

Am 10. Oktober im Radio zu hören

Aeolus, auch Mitglied im erlauchten Kreis der „World Federation“, lockt jedes Jahr junge Musiker. Lediglich 2020 fiel Düsseldorfs Renommier-Wettbewerb dem Corona-Lockdown und den Reisebeschränkungen zum Opfer.Spätestens im Jahr 2022 dürfen Chinesen, Amerikaner und Australier wieder anreisen. Dann sind Horn, Klarinette und Saxophon an der Reihe.Das Preisträger-Konzert ist am 10. Oktober, 21.05 Uhr, im Deutschlandfunk zu hören.