Essen. Die „Zwanziger“: das Goldene Jahrzehnt. Dann der Aufstieg der Nazis. Wiederholt sich Geschichte. Eine kleine Zeitreise – 100 Jahre und zurück.
Da sind sie wieder, die Zwanziger Jahre, ein noch blutjunges Jahrzehnt. Und wir denken sofort zurück an jene Wilden und Goldenen Zwanziger, die just vor 100 Jahre anbrachen. Mit rauschenden Partynächten voller Charleston, Champagner und Fransenkleidern, mit Varietés und Revuen, mit Lebenslust und Aufbruchsstimmung in Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft. Aus der verklärten Sicht von heute erscheint es oft, als wäre die Dekade in Ekstase geraten. Kein anderes Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts ist so überfrachtet mit Mythen und Erwartungen. Und keines mündete in eine solch grauenerregende Katastrophe wie die Machtergreifung durch die Nazis, die geradewegs in den Zweiten Weltkrieg führte.
Vorlage zur TV-Serie „Babylon Berlin“
Wenn wir also an die damaligen 20er-Jahre denken, mischt sich immer ein mulmiges Gefühl mit hinein, vielleicht befeuert von der Vorstellung, dass die Geschichte sich nach 100 Jahren wiederholen könnte; angesichts unseres heutigen, etwas instabiler gewordenen Parteiensystems mit einer stärker werdenden rechten Partei und schwächelnden Kräften in der Mitte, ist das ja nachvollziehbar. Aber die damaligen Zeiten waren grundsätzlich anders, auch wenn es die Vorstellung vom „Tanz auf dem Vulkan“ gibt. Allein: Die Menschen, die sich durch dieses Jahrzehnt tanzten und ackerten, „hätten für solche Attribute ein müdes Lächeln übrig gehabt“, schreibt Autor Volker Kutscher im Magazin Spiegel über jene Ära. Er kennt sich aus mit dieser Zeit, denn er lieferte die Vorlage zur TV-Serie „Babylon Berlin“, die jene Dekade wieder ins Bewusstsein rückte.
War es wirklich ein „Tanz auf dem Vulkan“
Die Menschen damals hatten keine Ahnung davon, dass sie auf einem Vulkan tanzten. Sie tanzten einfach, weil nach ihrem Empfinden das Schlimmste bereits hinter ihnen lag, nämlich der Erste Weltkrieg mit etwa 9,5 Millionen gefallenen Soldaten, davon zwei Millionen auf Seite des Deutschen Reichs. Es folgten: die Revolution, die Abdankung des Kaisers, die Entstehung einer Republik mit demokratischem System.
Hinzu kamen die erdrückenden Reparationszahlungen, die den Deutschen als Kriegsschuldigen aufgebürdet wurden. Wenn ein Land ein Selbstbewusstsein haben könnte, es wäre in 1919 komplett am Boden gewesen.
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Schon diese Ausgangslage lässt sich nicht mit dem Deutschland des Jahres 2020 vergleichen: Deutschland ist seit 70 Jahren fester und unverzichtbarer Teil der europäischen Staatengemeinschaft, wirtschaftlich stärkste Industrienation Europas. Die Arbeitslosenquote liegt stabil bei fünf Prozent, vor 15 Jahren war sie doppelt so hoch. Die deutschen Sozialsysteme? Funktionieren!
Als die Notenpresse heiß lief
Kein Vergleich mit der Situation der frühen 1920er-Jahre, in der die Straßen gesäumt waren mit kriegsversehrten Bettlern, in denen ein Arbeitereinkommen kaum mehr ausreichte, eine Familie zu ernähren, und in denen ab 1923 die Hyperinflation einsetzte: Der Staat warf die Notenpresse an, um den gewaltigen Reparationsforderungen nachzukommen – und entwertete das Geld der Bürger. Ein Kilo Kartoffeln kostete im Dezember 1923 ganze 90 Milliarden Reichsmark, um Eier oder Milch zu kaufen, musste man Waschkörbe voll Banknoten heranschaffen, das Vertrauen der Bürger in die Wirtschaft und die Republik waren erschüttert.
Dabei hatte die Republik recht stabil in der Mitte begonnen: Die SPD, die konservative Zentrumspartei und die liberale DDP bildeten 1919 gemeinsam die Weimarer Koalition, die immerhin drei Viertel der Wählerstimmen auf sich vereinte. Allerdings vermochten es die Parteien im Laufe der Weimarer Republik kaum, stabile Regierungen aufrechtzuerhalten – während die Gegner dieser Demokratie erstarkten: NSDAP und KPD. Viele Deutsche empfanden das Abkommen von Versailles als Schmach, zumal die Armee vermeintlich unbesiegt geblieben war – die „Dolchstoß“-Legende entstand.
Natürlich fürchtet man dieser Tage angesichts des Schwächelns der Volksparteien CDU und vor allem der SPD um einen Bedeutungsverlust der Parteien der Mitte insgesamt, zumal die AfD am rechten Rand erstarkt ist und aggressiv gegen andere Parteien vorgeht.
Das Parteiensystem von Weimar war grundsätzlich anders
Von einer Zersplitterung des Parteiensystems wie zu Weimarer Zeiten kann man jedoch schwerlich reden. Die Linke strebt keinen radikalen Wandel zu einem kommunistischen System an wie seinerzeit die KPD, auch die AfD ist (bislang) keine Partei, die das heutige demokratische System infrage stellt. Was nicht heißt, dass man die Augen verschließen sollte. Was aber eben auch nicht zur Furcht vor einer Wiederholung der Geschichte führen muss…
Die 20er-Jahre brachten viele Umwälzungen, viele technische Neuerungen hielten erst jetzt Einzug in das Leben vieler Menschen: Das Radio lieferte Nachrichten und Musik in heimische Stuben, das Telefon ermöglichte es, unmittelbaren Kontakt mit den Lieben zu halten oder geschäftliche Kontakte zu knüpfen, Waschmaschinen und Staubsauger erleichterten die Hausarbeit ungemein, Kühlschränke ermöglichten die längere Lagerung von Lebensmitteln. Dinge, die heute selbstverständlich für den Alltag erscheinen, lernten die Menschen zum ersten Mal kennen. Dagegen werden in den 2020ern Computer in immer mehr Haushaltshelfern stecken, aus dem elektrifizierten Haushalt wird zusehends ein Smart-Home.
Jazz und Swing, Charleston, Shimmy, Lindy Hop
Auch das Bild auf den Straßen änderte sich seinerzeit: Das Auto gehörte auf einmal zum normalen Straßenbild. Die Erfindung war damals zwar schon 25 Jahre alt, aber der Erste Weltkrieg hatte die Verbreitung ausgebremst. Und auf einmal waren Autos annähernd erschwinglich: Ein Opel „Laubfrosch“ von 1924 kostete 4500 Reichsmark, zwar so viel wie ein Eigenheim, aber immerhin so wenig, dass etwa Ärzte, Architekten oder andere Gutbetuchte ihn sich leisten konnten. In den 2020er-Jahren stehen wir auch hier vor deutlichen Veränderungen: Die Elektromobilität wird langsam die Verbrennungsmotoren von der Fahrbahn verdrängen, autonome Busse und Transportfahrzeuge werden sich ins Straßenbild einfügen – und das Konzept der individuellen Mobilität, bei dem jeder sein eigenes Fahrzeug haben musste, könnte teils durch Sharing-Konzepte abgelöst werden.
In künstlerischer Hinsicht konnte man damals förmlich spüren, dass die Fesseln der Kaiserzeit abgeschüttelt waren: Maler wie Otto Dix oder George Grosz zählen zu den Vertretern der neuen Sachlichkeit, die auch in der Literatur ihren Niederschlag findet, wovon die Romane von Alfred Döblin, Erich Kästner oder Hans Fallada zeugen, die ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Zeit abgeben. Der Stummfilm erlebt seine letzte Hochphase, die mit Fritz Langs expressionistischem Meisterwerk „Metropolis“ ihren Höhepunkt erreicht. Musikalisch begann die Amerikanisierung: Neben dem Charleston hielten in den 1920er-Jahren auch Jazz und Swing, als Tänze Shimmy und Lindy Hop Einzug.
Mit Bubikopf und Zigarettenspitze
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Die 20er-Jahre waren auch das Zeitalter der Befreiung der Frau. 1918 war das Frauenwahlrecht eingeführt worden, am 19. Januar 1919 zogen die ersten 37 Frauen in die Nationalversammlung ein – was eine enorme psychologische Auswirkung hatte. Von den Zwängen und Rollenbildern der Wilhelminischen Zeit befreit, etablierte sich das Bild der „Neuen Frau“, zu deren Accessoires unweigerlich Bubikopf, Zigarettenspitze und Fransenkleid gehörte. Es war auch eine berufliche Emanzipation, denn Frauen konnten plötzlich unverheiratet, berufstätig – und damit frei von männlicher Bestimmungshoheit sein – wenn auch vielleicht aus finanzieller Not. Während unverheiratete Frauen sonst höchstens als Hauswirtschafterinnen und auf Bauernhöfen zu finden waren, eröffnete sich ein neues Berufsfeld für Frauen: die Büro-Angestellte. Hinter der Schreibmaschine oder als Telefonistin vor einer Schalttafel mit hunderten Steckplätzen.
Die Frauen hatten endlich die Wahl
Und in den 2020er-Jahren? Auch hier wird die Gleichberechtigung weiterhin eine große Rolle spielen, denn sie ist noch lange nicht in allen Bereichen erreicht, auch nicht, nachdem Deutschland seit mehr als 14 Jahren von einer Frau regiert wird. In Hinsicht auf die sexuelle Selbstbestimmung hat zumindest die 2017 angestoßene #metoo-Debatte einige Fortschritte gebracht. Und die anderen großen Aufgaben, die in den eben noch blutjungen 2020er Jahren absehbar sind, sind längst am Horizont sichtbar: Die Herausforderungen der Digitalisierung, bei denen Deutschland derzeit den Anschluss zu verlieren droht, und des Klimawandels werden zu bestimmenden Themen für Politik und Gesellschaft der kommenden Jahre zählen. Wenn wir sie meistern, wissen wir immer noch nicht, ob die 20er-Jahre wild werden, aber dann haben sie gute Chancen, abermals golden zu strahlen.
Verflucht verrucht!
Die Feier-Reihe „Bohème Sauvage“ lässt den Esprit der Ära wieder aufleben: Die Frauen tragen elegante Kleider und Federschmuck am Bubikopf, die Herren pomadisieren ihr Haar oder tragen Fedora und Hosenträger zum weißen Hemd – und sie feiern furiose Ballnächte im Rausch der Grünen Fee: „Bohème Sauvage“ heißt die Feier-Reihe, eine Hommage ans wilde Künstlerdasein. Hier ist das Nachtleben der Goldenen Zwanziger so lebendig wie sonst nirgendwo.
Der Dresscode ist streng, denn bei der „Bohème Sauvage“ soll alles mit Stil zelebriert werden. Und diese Exklusivität trägt zum Erfolg bei: Außer in Berlin, wo die Party in unterschiedlichen, historisch passenden Lokalitäten im Monatstakt steigt, gibt es mehrmals im Jahr Ableger in Köln, Hamburg und Zürich, die an Eleganz dem Hauptstadt-Vorbild nicht nachstehen.
Gefeiert wird bei dieser Zeitreise alles, was verrucht ist: Beim Einlass gibt es 50 Milliarden Mark, damit man mit dem Inflationsgeld gepflegt pokern und Roulette spielen kann. Junge Damen gehen mit ihren Bauchläden durchs Publikum und bieten feil, was Spaß macht. Auf der Bühne stellen Burlesque-Künstlerinnen geschmackvolle Frivolitäten zur Schau. Und da heutzutage nicht mehr jeder Gast selbstverständlich den Charleston beherrscht, gibt ein erfahrener Tänzer Instruktionen, inklusive Händeflattern und Beinewackeln. Leidenschaftlicher hat man auch in den 20er Jahren nicht gefeiert!
„Bohème Sauvage“ in Köln: 21.3. im Wartesaal am Dom; boheme-sauvage.com
Was Politik und Gesellschaft der 20er-Jahre prägte
Mit Panzern ins Ruhrgebiet: Die Last von Versailles drückte schwer, die Deutschen kamen nicht mit der Zahlung der Reparationen nach: Die Weimarer Regierung halte Leistungen zurück, lautete der Vorwurf der Alliierten; Franzosen und Belgier besetzten am 11. Januar 1923 mit schließlich 100.000 Soldaten das Ruhrgebiet bis Dortmund. Reichskanzler Wilhelm Cuno forderte zum „passiven Widerstand“ auf. Der Konflikt eskalierte, als der Emscher-Durchlass des Rhein-Herne-Kanals bei Henrichenburg gesprengt wurde. Sühneaktionen der Besatzer forderten 137 Tote. Kanzler Stresemann musste am 26. September 1923 das Ende des Widerstands verkünden. Die Besetzung endete 1925.
320 Milliarden Mark für ein Ei: Aus heutiger Sicht kurios, doch damals mit Schrecken behaftet: Die Hyperinflation war eine direkte Folge der Reparationen und des Ruhrkampfs. Um den Streikenden im Revier finanzielle Hilfen zu sichern, zahlte Kanzler Cuno ihnen Geld – leider mit Banknoten, die er frisch drucken ließ. Die Entwertung der Mark hatte im Ersten Weltkrieg begonnen, 1922 hatte sie nur ein Tausendstel des Werts von 1914. Und da begann erst die Hyperinflation. Die Mark war kaum das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurde. 1923 kostete ein Ei 320 Milliarden Mark, ein Dollar lag bei 4,21 Billionen Mark. Erst im Laufe des Jahres 1924 und nach Einführung der Rentenmark stabilisierte sich die Lage wieder.
Eine Armutshölle für Kinder und Erwachsene: Der Krieg hatte das Land bitterarm hinterlassen, füllte die Bürgersteige mit bettelnden Kriegskrüppeln, die nicht mehr arbeiten konnten. Durch die Entwertung der Mark schon während des Ersten Weltkriegs behielten sogar die Arbeiter wenig Kaufkraft. Viele unternahmen Hamsterfahrten aufs Land, um dort ihren Schmuck gegen Lebensmittel zu tauschen. Kurt Tucholsky schrieb über die „Kinderhölle in Berlin“: „Die Kinder rachitisch, tuberkulös, skrofulös, heruntergekommen. Die Mütter leben zum Teil von den Resten der Quäkerspeisung, die die Kinder übriglassen.“ Die wirtschaftliche Lage stabilisierte sich gegen Mitte der 20er-Jahre. Doch dann kam der Schwarze Freitag.
Der Schwarze Freitag: Das Datum markierte den Beginn der Weltwirtschaftskrise: Der 25. Oktober 1929 ging als „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte ein, ein echter Crash an der Wall Street. Zwei Tage zuvor war der Dow Jones Index stark gefallen – und obwohl die Kurse sich am eigentlichen Freitag wieder stabilisiert hatten, verloren viele Händler bis zum darauffolgenden Montag die Nerven. Die New Yorker Börse brach zusammen, in der Folge ging auch die Produktion in der Weimarer Republik zurück. Das führte zu Entlassungen, Massenarbeitslosigkeit und dem Erstarken der Parteien am linken und rechten Rand bis 1932.
Frauen haben die Wahl: Es ist kaum zu glauben, aber dass Frauen in Deutschland erstmals zur Wahl gingen und in Parlamenten sitzen durften, ist erst gut 100 Jahre her. Am 9. Januar 1919 gaben Frauen zum ersten Mal ihre Stimme ab, in den jungen 20er-Jahren bot sich den Deutschen ein ungewohnter Anblick: 37 Frauen aus fünf Parteien zogen in die Nationalversammlung ein – ein Meilenstein in Richtung Gleichberechtigung, der den Frauen neues Selbstbewusstsein gab, sich zu emanzipieren: Neue Berufe zu entdecken, sich nicht bevormunden zu lassen. Ein Prozess, der in manchen Bereichen bis heute andauert.
Was Kunst und Kultur der 20er-Jahre prägte
Männer umschwirr’n sie: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine Welt – und sonst gar nichts!“ Pure Gänsehaut läuft Zuschauern bis heute über den Rücken, wenn sie Marlene Dietrich als laszive Tingeltangel-Lola in „Der blaue Engel“ hören und sehen. Mit dem unwiderstehlichen Charme einer Femme fatale stürzt sie den verkniffenen Gymnasialprofessor Immanuel Rath (Emil Jannings) in Schande und Ruin. Streng genommen erst am 1. April 1930 erschienen und erzählt nach Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“ (1904), bildet der meisterhafte Tonfilm von Josef von Sternberg die Lebensgier, Verruchtheit und den Typus der neuen Frau in den 20er-Jahren so klar ab wie nichts sonst.
Sklaven der Maschinen-Stadt: Die einen schwelgen in ihren Türmen in paradiesischen Vergnügungen, die anderen schuften unterhalb der Stadt als Sklaven der Maschinen: Fritz Langs visionäres Film-Monument „Metropolis“ (1927) zeichnet die Zwei-Klassen-Gesellschaft in härtestem Schwarzweiß und blickt in eine finstere Zukunft, in der die Maschinen den Menschen entmündigt haben und ihn sogar ersetzen – so wie die „falsche Maria“, die eigentlich ein Roboter ist. Der Film war ein finanzieller Misserfolg, Lang blickte vielleicht ein wenig zu weit nach vorn – in eine Zeit, die uns fast 100 Jahre später, näher scheint.
Der Lenz war da: „Ich küsse Ihre Hand, Madame, und träum’, es war Ihr Mund.“ Sofort hat man bei diesen frech-frivolen Zeilen die Comedian Harmonists mit süßlichem Gesang im Ohr, ebenso bei „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Wochenend und Sonnenschein“. Was uns heute als urdeutscher Schlager erscheint, war der Beginn der Amerikanisierung der Populärmusik. Das 1927 gegründete Vokal-Sextett hatte die amerikanischen Revelers zum Vorbild. Die Comedian Harmonists wurden später auseinandergerissen nach der Machtübernahme der Nazis. Drei der Sänger waren Juden – und durften nach 1935 nicht mehr mit den anderen auftreten. Ihr Erbe wird heute unter anderem von Max Raabe lebendig halten.
Und der Haifisch… Sie war der größte Theatererfolg der Weimarer Republik: Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, die ihre Premiere 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm feierte. Die Ganoven-Geschichte um Mackie Messer und seinen Rivalen Peachum im zwielichten und elenden Londoner Stadtteil Soho verdankte ihre Beliebtheit auch der Musik von Kurt Weill, der Jazz mit Tango, Blues und Tingeltangel-Musik vereinte. Nach kurzem sang man auf den Straßen „Und der Haifisch, der hat Zähne“ ebenso wie das Lied der „Seeräuber Jenny“. Der Erfolg hält bis heute an.
Der Zauber des Zauberbergs: Er gehört zu den großen Werken nicht nur der deutschen Literatur: Thomas Manns „Zauberberg“ erschien 1924, als die Weimarer Republik noch die Ruhrbesetzung, Hyperinflation und Hitlers Putsch in München zu verkraften hatten. Es ist die Geschichte des jungen Hans Castorp, der nur für drei Wochen seinen lungenkranken Vetter im Sanatorium Berghof bei Davos besuchen will – und in dem luxuriösen, von Krankheit geprägten Mikrokosmos sieben Jahre verbringt. Ein seltsam lehrreiches und weltabgewandtes Werk mit großer Tiefe.