Essen. Die NRW-Wohnungswirtschaft warnt den Bund davor, den Anschluss an das Fernwärmenetz zur Pflicht zu machen. Transparente Preise gefordert.

Die Ampel-Koalition hat das „Heizungsgesetz“ entschärft. Der Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen – Sprachrohr für Immobilienkonzerne, Genossenschaften und kommunale Unternehmen in NRW – atmet auf. Im Gespräch mit unserer Redaktion warnt Verbandsdirektor Alexander Rychter die Bundesregierung jedoch davor, eine Anschlusspflicht an das Fernwärmenetz einzuführen.

Herr Rychter, der VdW Rheinland Westfalen hatte scharfe Kritik am den bisherigen Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes erhoben. Sind Sie mit dem Kompromiss zufrieden?

Alexander Rychter: Wir finden den Kompromiss in weiten Teilen gut und begrüßen die nun etwas abgemilderten Fristen für den vorgesehenen Heizungsaustausch. Wir als Verband haben schon früh darauf hingewiesen, dass Hauseigentümer bei einer Havarie ihrer Heizungsanlage nicht in eine Handlungsnotlage gebracht werden sollten. Diesen Zwang gibt es jetzt nicht mehr. Das ist enorm wichtig für das Gelingen der Energiewende.

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Stattdessen will der Bund die Städte in die Pflicht nehmen, dass sie bis 2026 eine kommunale Wärmeplanung aufstellen. Wird das den Gebäudeeigentümern bei Investitionsentscheidungen helfen?

Rychter: Ja, als sozial orientierte Wohnungswirtschaft haben wir uns seit jeher für eine kommunale Wärmeplanung stark gemacht. Es kann doch nicht sein, dass ein Wohnungsunternehmen oder eine -genossenschaft flächendeckend Wärmepumpen einbauen lässt und ein Jahr später erfährt, dass das Quartier vor Ort an das Fernwärmenetz angeschlossen wird. Deshalb ist eine verpflichtende Wärmeplanung richtig.

In NRW gibt es dazu aber noch kein Gesetz.

Rychter: Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag ist die Wärmeplanung aber festgeschrieben. Auf kommunaler Ebene haben die Arbeiten dazu längst begonnen – etwa in Herne oder Bochum. In Bochum werden jetzt alle Wohnungsunternehmen an einem Tisch sitzen und Quartiere identifizieren, in denen Fernwärme künftig ausgebaut werden kann. Damit wird Planungs- und Investitionssicherheit geschaffen. Allein aufgrund der benötigen Infrastruktur kann es in manchen Quartieren keine Fernwärme geben. Dort können wir auf ein großes Spektrum regenerativer Energiealternativen als Alternative zur Fernwärme zurückgreifen. Da plädieren wir für Technologieoffenheit und setzen beispielsweise auf Geothermie oder Blockheizkraftwerke, die perspektivisch auf grünen Wasserstoff umgestellt werden.

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Fernwärmeanbieter haben aber oft ein Monopol und könnten die Preise diktieren.

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Rychter: Deshalb machen wir ein Fragezeichen an die Anschluss- und Benutzungspflicht, deren Einführung die Bundesregierung nicht ausschließt. Sie wäre aus unserer Sicht nicht zielführend. Die Mieten und Nebenkosten müssen bezahlbar bleiben. Dafür brauchen wir bei der Fernwärme eine transparente und nachvollziehbare Preisgestaltung.