Essen. . Der Handelsriese plant eine umfassende Modernisierung. Es fehlt aber noch die Zustimmung des Familienzweigs um Babette Albrecht.

Der jahrelange Streit innerhalb der Familie Albrecht um die Macht beim Essener Discounter-Riesen Aldi Nord scheint nun erstmals auch Einfluss auf das operative Geschäft zu haben. Florian Scholbeck, Geschäftsführer Kommunikation, bestätigte gestern, dass Aldi Nord alle Filialen mit einer Rekordinvestition von über fünf Milliarden Euro modernisieren wolle. Die „Bild am Sonntag“ berichtet, dass das Projekt „Aniko“ an der ausbleibenden Zustimmung der Erben des gestorbenen Gründersohns Berthold Albrecht zu scheitern drohe.

Grünes Licht für die größte Investition in der Geschichte von Aldi Nord hat es schon im Mai von der Lukas- und der Markus-Stiftung gegeben. Dort sind die Anteile der Witwe von Aldi-Gründer Theo Albrecht sowie dessen Sohn Theo junior gebündelt. Das erforderliche Ja fehlt noch von der Jakobus-Stiftung, in der die Kinder von Berthold und Babette Albrecht das Sagen haben.

Testmarkt in Herten

Deren Anwalt Andreas Urban erklärte dieser Zeitung, die Darstellung in der BamS sei „unrichtig und irreführend“. Urban betonte, dass der Vorstand der Jakobus-Stiftung dann entscheide, „wenn alle für die Entscheidungsfindung notwendigen Informationen vollständig vorliegen“.

Laut Unternehmenssprecher Scholbeck hat sich die Führungsspitze um Aldi-Nord-Chef Marc Heußinger dazu entschlossen, das zuletzt in Herten getestete Konzept der Zukunft in allen Filialen in Deutschland und Europa auszurollen. Die völlig neue Ladeneinrichtung mit Kaffeemaschine am Eingang und breiten Gängen habe zu zweistelligen Umsatzzuwächsen geführt.

Familienstreit tobt seit 2012

„Alle Beteiligten in der Unternehmensgruppe Aldi Nord arbeiten seit Monaten mit Hochdruck an dem Vorhaben und sind startklar für die Umsetzung dieses sehr umfangreichen Projekts“, sagte Kommunikationschef Scholbeck. Details werde man vorstellen, sobald die Zustimmung aller drei Stiftungen vorliege.

Der Familienstreit unter den Albrechts tobt seit dem Tod von Berthold Albrecht im November 2012. Vor dem Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgericht ist ein Verfahren über die Zusammensetzung der Jakobus-Stiftung anhängig. Berthold Albrecht hatte kurz vor seinem Tod verfügt, dass seine Kinder nicht in der Stiftung vertreten sein sollten. Das Verwaltungsgericht Schleswig hatte die Neufassung der Satzung aber aus formalen Gründen gekippt, nachdem Albrechts Witwe Babette und deren Kinder geklagt hatten. Deshalb sitzen die Kinder weiter im Stiftungsvorstand.