Düsseldorf/Bonn. Weitere Post-Streiks in NRW scheinen abgewendet. Die Deutsche Post hat eine Einigung mit Verdi erzielt. Die wichtigsten Informationen.

  • Es drohen wohl vorerst keine weiteren Post-Streiks in NRW.
  • Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi konnten eine Einigung erzielen.
  • Post-Streiks in NRW: Wir alle Informationen rund um die Tarifverhandlungen gesammelt.

Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi haben sich nach einer harten Auseinandersetzung auf einen neuen Tarifvertrag verständigt. Ein drohender längerer Streik dürfte damit abgewendet sein. Nach einem Verhandlungsmarathon einigten sich der Logistikkonzern und Verdi am Samstag auf einen neuen Tarifvertrag für die betroffenen 160 000 Beschäftigten.

Post-Streik in NRW: Das wurde verhandelt

Einen erneuten Post-Streik wird es in NRW wohl nicht geben. Verdi und die Post haben sich geeinigt.
Einen erneuten Post-Streik wird es in NRW wohl nicht geben. Verdi und die Post haben sich geeinigt. © Philipp von Ditfurth/dpa

Demnach erhalten die Beschäftigten eine Sonderzahlung zum Inflationsausgleich von insgesamt 3000 Euro netto, gezahlt über 15 Monate. Davon sollen 1020 Euro schon im April gezahlt werden, der Rest monatlich verteilt bis März 2024. Ab dem 1. April 2024 erhalten dann alle Beschäftigten monatlich 340 Euro mehr. Dies bedeutet laut Post eine durchschnittliche Lohnerhöhung um 11,5 Prozent. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags beträgt insgesamt 24 Monate.

Die Post betonte, dass die monatlichen Einstiegsgehälter in den unteren Einkommensgruppen zum Beispiel bei Paketsortierern ab 1. April 2024 um mehr als 20 Prozent und bei Zustellern um 18 Prozent steigen. Verdi bezifferte die Entgelterhöhung in den unteren drei Gruppen auf 11 bis 16 Prozent. Mit der Einigung ist voraussichtlich ein unbefristeter Streik vom Tisch. Dafür hatten sich die Gewerkschaftsmitglieder zuvor in einer Urabstimmung ausgesprochen. In einer weiteren Urabstimmung werden sie nun über den jetzt erzielten Tarifkompromiss abstimmen. Die Gewerkschaft empfahl die Annahme des Verhandlungsergebnisses.

Post-Streik in NRW: So liefen die Tarifverhandlungen

Vereinbart wurde auch, dass künftig neu eingestellte Beschäftigte bereits nach 30 Tagen Tätigkeit einen Anspruch auf ein 13. Monatsgehalt erwerben. Bislang sei dies erst nach einem Jahr Beschäftigung der Fall gewesen, so Verdi. Auch die sogenannte Postzulage für die Beamtinnen und Beamten bei der Post in Höhe von vier Prozent der individuellen Besoldung wird fortgeschrieben.

Am 10. Februar hatte Verdi die Tarifverhandlungen für rund 160 000 Post-Beschäftigte wie Paketboten oder Briefträger nach drei ergebnislosen Gesprächsrunden für gescheitert erklärt. Laut Verdi sind mehr als 100.000 von ihnen Mitglieder der Gewerkschaft. In einer Urabstimmung hatten sich zuvor 85,9 Prozent der Verdi-Mitglieder für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Dennoch hatte Verdi sich nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses kurzfristig zu Verhandlungen bereit erklärt.

Welche Auswirkungen hatte der Post-Streik bisher in NRW?

Post-Streik in NRW: Die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Post haben erneute Streiks wohl vorerst abgewendet.
Post-Streik in NRW: Die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Post haben erneute Streiks wohl vorerst abgewendet. © dpa | Tom Weller

Zustellungen bei Briefen und Paketen waren auch in NRW teils über Tage verzögert. Die Streiks waren aber immer auf wenige oder einzelne Tage zeitlich befristet. Einen unbefristeten Streik hatte es bei dem Logistiker zuletzt 2015 gegeben. Damals waren massenweise Pakete und Briefe liegengeblieben.

Die Deutsche Post und Verdi haben sich geeinigt - es wird wohl keine weiteren Post-Streiks in NRW geben.
Die Deutsche Post und Verdi haben sich geeinigt - es wird wohl keine weiteren Post-Streiks in NRW geben. © Bernd Wüstneck/dpa

Tarifverhandlungen bei der Post: So äußern sich Gewerkschaft und Post

Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis äußerte sich zufrieden: „Das ist ein gutes Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder nicht hätte erreicht werden können.“ Mit dem Tarifergebnis werde das wichtigste Ziel erreicht, einen Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen.

Die Post sprach von „extrem schwierigen Verhandlungen“. Personalvorstand Thomas Ogilvie sagte: „Wir sind im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserer Kunden über unsere finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen. Wichtig ist, dass wir längere Streiks zu Lasten unserer Kunden und des Unternehmens vermeiden konnten.“ Obwohl auch die Post hohe Preissteigerungen verkraften müsse, aber wegen der Regulierung selbst kaum Spielraum für Preiserhöhungen habe, schaffe man mit dem Abschluss und dem zusätzlichen Inflationsausgleich eine „deutliche Gehaltssteigerung“.

Zahlen für 2022 fielen insgesamt positiv aus

Erst am 9. März hatte der Post-Vorstand in seiner Jahrespressekonferenz Zahlen für 2022 vorgelegt, die insgesamt positiv ausfielen. Der operative Gewinn (Ebit) kletterte um 5,7 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro - es war der vierte Jahreshöchstwert in Folge. Der Konzernumsatz legte um 15,5 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro zu. Der Blick nach vorn ist allerdings etwas eingetrübt. Wegen der allgemeinen Konjunkturlage rechnet die Post mit sinkenden Gewinnen. (mit dpa)