Düsseldorf. Bei Bio-Händlern sanken die Umsätze 2022 stark. Nicht so bei Reformhäusern: Die Genossenschaft ist zufrieden – trotz der Insolvenz einer Kette.
Superbiomarkt, Basic, Biomammut: Mehrere große Bio-Händler haben im vergangenen Jahr angesichts sinkender Umsätze im Bio-Fachhandel Insolvenz angemeldet. Im August traf es auch Reformhaus Bacher, eine Düsseldorfer Filialgruppe mit über 100 Filialen in Deutschland. Nach Darstellung des Vorstands der Genossenschaft geht es den meisten Reformhäusern jedoch besser, als Marktzahlen vermuten lassen.
„Für viele Reformhäuser war 2022 kein schlechtes Jahr“, sagt Rainer Plum, Vorstand der Reformhaus-Genossenschaft, auf Anfrage unserer Redaktion. Bei den Reformhäusern seiner Genossenschaft seien die Umsätze 2022 um maximal zwei bis drei Prozent gegenüber 2021 gesunken. Damit spricht er praktisch für den ganzen Vertriebszweig, denn alle Reformhäuser in Deutschland sind entweder Mitglied der Genossenschaft oder tragen zumindest dessen Lizenz. Nach eigenen Angaben hatte die Genossenschaft 2021 knapp 300 Mitglieder, die bundesweit rund 780 Reformhäuser betreiben.
Darum geht es vielen Reformhäusern trotz Krise im Bio-Fachhandel gut
Rainer Plum widerspricht Marktzahlen, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Herbst veröffentlicht hat. Demnach lagen die Umsätze von Naturkostläden und Reformhäusern im August um 37,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im ersten Halbjahr 2022 war der Rückgang laut GfK mit 39,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch dramatischer.
Doch laut dem Genossenschaftsvorstand würden diese Zahlen den tatsächlichen Umsatz der Reformhäuser verzerren. „Vermutlich wurden deutlich mehr Naturkostläden berücksichtigt als Reformhäuser“, erklärt er. Außerdem seien die Umsätze nur im Sommer etwas zurückgegangen, weil viele Menschen dann erfahrungsgemäß weniger selber kochen. Im Herbst hätten die Reformhäuser wieder mehr eingenommen. Plum versichert: „Für uns war es ein erfreuliches Jahr.“
Seine Begründung, warum es in Reformhäusern trotz der Krise im Bio-Fachhandel besser lief als in Naturkostläden: „Wir machen 55 Prozent unseres Umsatzes durch Lebensmittel, aber nur wenig durch Obst, Gemüse und Milchprodukte.“ Stattdessen würden Reformhäuser mehr Produkte für besondere Ernährungsformen und Unverträglichkeiten anbieten. Hinzu kommen Naturkosmetik und Nahrungsergänzungsmittel. „Dadurch können wir die Kunden stärker an uns binden“, sagt Plum.
Positive Bilanz der Reformhäuser – aber was ist mit der Bacher-Insolvenz?
Die Insolvenz der Filialgruppe Bacher sei eine Ausnahme, denn viele Bacher-Filialen seien an Einkaufszentren und Bahnhöfe angegliedert. „Die Filialen waren besonders davon betroffen, dass wegen Corona an Bahnhöfen und Zentren wenig los war“, meint Plum. Zwei Geschäfte an der Schweizer Grenze hätten außerdem Einreisebeschränkungen während der Pandemie hart getroffen: „Dann konnten Schweizer nicht schnell zum Einkaufen über die Grenze.“ Trotz der Insolvenz werde der reguläre Betrieb in den meisten Bacher-Filialen nicht gestört: „Von 100 Standorten werden 90 weitergeführt.“