Hattingen. Der Biomarkt in Hattingen schließt. Hofläden und Reformhaus spüren das Ausbleiben von Kunden. Dabei steigen die Preise für Bio-Produkte weniger.

Angesichts des Preisdrucks und Sparzwangs vieler Kunden, sind es harte Zeiten für Geschäfte, die sich auf Bio-Lebensmittel spezialisiert haben. So spüren Bioladen, Reformhaus und Hofläden derzeit besonders das Ausbleiben von Kunden. Derzeit sieht zudem vieles danach aus, dass es in Hattingen im nächsten Jahr keinen Bioladen mehr geben wird.

Seit 18 Jahren betreiben Petra Waldschläger und Stephanie Gerlach den Bioladen Kraftvoll an der Raabestraße. Ende Januar, mit Auslaufen des Mietvertrages, geben sie das Geschäft auf. Noch suchen sie einen Nachfolger für ihren Laden, in dem viel Herzblut steckt. Das Aus für den Bioladen sei aber nicht der Marktlage geschuldet, betont Waldschläger. Vielmehr führten persönliche Gründe zur Geschäftsaufgabe.

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Dennoch sei die momentane Situation belastend. Dass Kunden sparen wollen, merke sie ganz deutlich, erklärt Petra Waldschläger. „Es tut mir weh, die Preise erhöhen zu müssen, ich will das auch nicht“, sagt sie.

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Dabei steigen die Preise für Bioprodukte längst nicht so extrem wie die konventionell produzierter Lebensmittel. „Bisher waren die Erhöhungen noch recht moderat“, weiß Barbara Stöcker vom Reformhaus an der Welperstraße. „Lebensmittel waren bisher zu billig, aber natürlich, wer solche Preise gewöhnt ist, leidet jetzt“, versteht sie.

Heinz-Jürgen Schürmann vom Köllerhof am Berger Weg, der Waren in einem Hofladen anbietet, weiß, dass zum Beispiel Bio-Eier „gerade nicht der Renner“ sind. „Die Leute wollen billige Produkte“, beobachtet er – auch beim Fleisch. Für das Tierwohl mehr zu bezahlen, nimmt kaum jemand in Kauf. Stattdessen geben viele ihr Geld nach der langen Corona-Zeit lieber für Reisen aus, bedauert er.

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Auch Carmen Sticht vom Hof Sticht mit dem Hofladen an der Bredenscheider Straße merkt, dass Kunden mehr aufs Geld schauen und auch Stammkunden zwar noch kommen, aber weniger kaufen. Deshalb versuche sie, die Preise nur vorsichtig anzuheben, um niemanden zu verprellen. Doch: „Wir verkaufen nicht nur eigene Produkte. Und die werden auch teurer.“

Minimarkt schließt nach wenigen Monaten

Ein weiteres Hattinger Geschäft, dass sich auf Bio-Waren konzentriert, wird im kommenden Jahr schließen: Nachdem sie erst im Mai 2022 eröffnet hatte, schließt Ingi Neumann ihren Minimarkt auf der Kleinen Weilstraße bald wieder. Derzeit sucht sie unter anderem über Ebay einen Nachfolger.

Auch bei ihr sind es persönliche Gründe, die zum Aus führen. So wollten ihre Kinder nicht nach Hattingen umziehen, bedauert sie. Aber zusätzlich kritisiert sie schon nach wenigen Monaten, dass die Stadt die Kleine Weilstraße stiefmütterlich behandele. So wäre der Zugang zur Straße zum Beispiel beim Herbstmarkt mit Ständen verdeckt gewesen.

Während alle bemerken, dass weniger Kunden in die Geschäfte kommen und auch weniger kaufen, stellt Heinz-Jürgen Schürmann zudem fest: „Bei den Kartoffeln kaufen sie statt zweieinhalb Kilogramm jetzt auch schonmal zehn Kilo, weil die umgerechnet natürlich günstiger sind. Dann gibt es auch häufiger mal Kartoffeln.“

Auch wenn die Preise für Bioprodukte nicht so sprunghaft gestiegen sind, kommen Preiserhöhungen mit Verzögerung auch hier an. Denn: Hersteller haben ebenso wie andere mit gestiegenen Transport- und Energiekosten zu kämpfen. „Wir haben sogar Entschuldigungsschreiben eines Herstellers bekommen“, berichtet Petra Waldschläger vom Bioladen.

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Barbara Stöcker erklärt, durch fehlende Umsätze und Kunden sei sie mit ihrem Reformhaus jetzt wieder auf dem Stand von vor fünf Jahren. Während der Corona-Zeit habe sie aber auch profitiert, sagt sie. Stöcker betont trotz aller Teuerungen im Alltag und Sparversuche der Einkäufer: „Wer nicht online kauft, stärkt das Lokale.“ Deshalb hofft sie, dass die Kunden zurückkehren.