Essen. Zahlreiche Galeria-Warenhäuser stehen vor der Schließung. Beschäftigte bangen im Weihnachtsgeschäft. Umbau der Centro-Filiale verschoben.
Der Einzelhandel startet ins wichtige erste Adventswochenende. Trotz Inflation und Energiekrise werden am Samstag volle Innenstädte und Einkaufszentren erwartet. Auch der vor einer harten Sanierung stehende Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wirbt mit seiner „Weihnachtswelt“ um Kundschaft, preist „Glänzendes zum Fest“ an und weckt „Vorfreude auf Weihnachten“. Den mehr als 17.000 Beschäftigten dürfte allerdings der Sinn kaum nach Besinnlichkeit stehen. Im Januar werden sie erfahren, welche Filialen geschlossen werden sollen.
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Mit Einleitung des Schutzschirmverfahrens am 30. Oktober bestimmen einmal mehr die Sanierer Arndt Geiwitz und Frank Kebekus, wie Galeria aus den tief roten Zahlen kommen soll. Nach Verhandlungen mit Vermietern und Lieferanten wollen sie im Januar bekannt geben, welche der 131 Warenhäuser fortgeführt werden sollen. Aus Unternehmenskreisen ist zu erfahren, dass ein „harter Kern“ von nur noch 70 bis 80 Filialen eine Zukunft haben könnte.
Warten bis Januar auf die Schließungsliste
In Dortmund und Essen etwa ist die Sorge besonders groß, dass die dortigen Warenhäuser wieder auf der Schließungsliste landen werden. Darauf standen sie bereits während des Insolvenzverfahrens vor zwei Jahren. Es war dem großen Druck aus Politik und Wirtschaft, aber auch den Vermietern zu verdanken, dass die beiden Revier-Warenhäuser in letzter Minute noch einmal eine Chance bekamen.
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2020 hatten Geiwitz und Kebekus eine Streichliste mit 62 Standorten aufgestellt. Aber nur 42 Galeria-Filialen wurden tatsächlich geschlossen. Ob die Sanierung diesmal wieder so glimpflich verlaufen kann, bezweifeln Beobachter. Noch im Sommer hatte Warenhaus-Chef Miguel Müllenbach angekündigt, dass Mitte November die Filiale im Oberhausener Einkaufszentrum Centro runderneuert wiedereröffnet werden sollte. Der Termin ist längst verstrichen. Ein Galeria-Sprecher begründet die Verschiebung auf das kommende Jahr laut „Handelsblatt“ mit „externen Problemen“. Es sei zu Verzögerungen bei Zulieferern gekommen.
Doppelstandorte in Düsseldorf und Duisburg
Zukunftsängste gehen vor allem auch in Städten um, wo es noch nahe beieinander liegende Doppelstandorte gibt. In Düsseldorf ist das der Fall und in Duisburg. Am Kaufhof-Gebäude dort war während der großen Krise 2020 Galeria-Eigner René Benko beteiligt. Die Karstadt-Filiale liegt im gut gehenden Einkaufszentrum Forum auf der Königstraße. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge ist Benkos Signa-Gruppe an knapp 50 Galeria-Immobilien in Deutschland zumindest beteiligt. Es gelte als wahrscheinlich, dass diese Warenhäuser nur dann schließen, wenn es nicht ohnehin alternative Nutzungspläne gibt.
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In Städten wie Berlin, Hamburg, Esslingen oder Frankfurt liefen demnach in absehbarer Zeit Mietverträge mit Galeria aus. In Berlin etwa wurden Mitarbeitende bereits informiert, dass sie demnächst mit betriebsbedingten Kündigungen zu rechnen hätten. Die auf das neue Konzept „Galeria 2.0“ umgestellten Filialen wie Frankfurt Hauptwache, Kassel, Kleve oder Euskirchen dürften indes die größten Zukunftschancen haben. Noch im Spätsommer hatte Unternehmenschef Müllenbach mitgeteilt, dass sich die modernisierten Warenhäuser wirtschaftlich besser entwickelten als die alten.
Neue Verhandlungsführung bei Verdi
Der Gewerkschaft Verdi steht also ein heißer Winter ins Haus. Sie will nach eigenem Bekunden nicht nur um jede Filiale und jeden Arbeitsplatz kämpfen. Nachdem Galeria bereits im Oktober einseitig den Vertrag, der die Mitarbeitenden zurück in die Tarifbindung führen sollte, aufgekündigt hatte, stehen neue Gehaltsverhandlungen an. Sie sollen offenbar Anfang Dezember starten. Die Kommission, die die Gespräche mit der Galeria-Chefetage führen soll, wird überraschenderweise von den Landesfachbereichsleitern Heike Lattekamp (Hamburg) und Marcel Schäuble (Hessen) geleitet.
Bei der vergangenen Runde 2020 hielten noch Stefanie Nutzenberger und Orhan Akman aus der Berliner Verdi-Zentrale sowie Silke Zimmer, Handelschefin in NRW, die Fäden bei den Verhandlungen mit dem Essener Unternehmen Galeria in der Hand. Nutzenberger will bei den Wahlen zum Verdi-Bundesvorstand im Frühjahr 2023 aus persönlichen Gründen nicht mehr kandidieren. Als ihre Nachfolgerin haben die Gremien einstimmig die Essenerin Silke Zimmer nominiert.
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