Essen. Mit seinem Mentorenprogramm will der Initiativkreis Ruhr Hochschulabsolventen in der Region halten. Wie das Projekt funktioniert.
Ümüt Yildiz arbeitet in Essen und studiert berufsbegleitend in Mettmann. Wenn er den Abschluss in der Tasche hat, will der 21-Jährige unbedingt im Ruhrgebiet bleiben. Das Bekenntnis ist Musik in den Ohren der Verantwortlichen des Wirtschaftsbündnisses Initiativkreis Ruhr, der sich dafür einsetzt, Talente im Revier zu halten.
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Um Hochschulabsolventen an das Ruhrgebiet zu binden, haben unterschiedliche Akteure eine Reihe von Projekten gestartet. Neu ist das Mentorenprogramm, das in diesem Jahr in die zweite Runde gegangen war. „Eines der zentralen Anliegen des Initiativkreises ist es, einen Anreiz für Absolventen zu schaffen, damit sie im Ruhrgebiet bleibt. Das Mentorenprogramm ist dazu ein wichtiger Baustein“, sagt Projektmanagerin Anna Steinmeier. Aus einem Bewerbungsverfahren werden junge Leute ausgewählt, die sechs Monate lang von Mentorinnen und Mentoren begleitet und beraten werden.
Ümüt Yildiz war in diesem Sommer unter den Mentees. Er hat sich für eine duale Ausbildung entschieden. In Mettmann studiert er Angewandte IT an der Fachhochschule für Wirtschaft und arbeitet parallel bei der Real Core Group in Essen. „Nach dem Studium möchte ich schon gern in der Region bleiben. Hier sitzen die großen Unternehmen“, sagt Yildiz.
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Zu diesen großen Unternehmen zählt natürlich auch der Essener Energiekonzern Eon, bei dem Christoph Mohr als Referent der Geschäftsführung beschäftigt ist. In seiner Freizeit engagiert sich Mohr als Mentor für den Initiativkreis Ruhr. Sein Schützling war in diesem Jahr Ümüt Yildiz.
„Wir haben viel miteinander gesprochen. Das ist das Wichtigste. Bei unserem ersten Treffen hatte Ümüt eine DIN-A 4-Seite mit Fragen vorbereitet“, erzählt Mohr. „Wir haben unsere Werdegänge abgeklopft, über Bewerbungstipps gesprochen und natürlich darüber, wie es nach dem Bachelor-Studium weitergeht und ob ein Master Sinn macht.“
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Persönliche Treffen mit ihrem Mentor waren für Katharina Hayn anfangs eher schwierig. Die 21-Jährige verbrachte ein Semester ihres Wirtschaftsstudiums in Norwegen, als das Programm startete. Zu Anfang beschränkte sich der Kontakt deshalb auf Telefonate. Die Beratung funktionierte aber dennoch. „Wir haben viel über eine weitere Spezialisierung in Themen wie Personal, Marketing und Nachhaltigkeit gesprochen“, sagt Hayn. „Ich bin sehr dankbar für die spannenden Einblicke in das Arbeitsleben und die Unterstützung zum Beispiel bei der Suche nach einem Praktikumsplatz bei Evonik“, blickt Hayn zurück.
Die Türen im Essener Spezialchemiekonzern öffneten sich nicht von ungefähr für die Studentin. Ihr Mentor war Benjamin Kompa, der bei Evonik als Abteilungsleiter arbeitet. „Es ist immer gut, Netzwerk-Kontakte zu knüpfen. In einem großen Konzern zu arbeiten, eröffnet auch die Chance, sich international zu entwickeln“, sagt Kompa und ermutigt andere, die sich in der Berufsorientierung befinden, einen Praktikumsplatz zu suchen.
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Die zweite Runde des Mentorenprogramms ist jetzt vorbei. Am 2. Dezember will der Initiativkreis Ruhr den Mentees im Rahmen einer feierlichen Abschlussveranstaltung bei Borussia Dortmund im Signal Iduna Park ihre Zertifikate übergeben. Sie soll den Hochschulabsolventen bei der Berufssuche weitere Türen öffnen.
Derweil bereitet sich Projektmanagerin Anna Steinmeier bereits auf die dritte Runde vor. „Anmeldungen für 2023 werden ab März möglich sein“, sagt sie und verweist auf die Internetseite des Jungen Initiativkreises. Auch sie soll dazu beitragen, junge Leute ans Ruhrgebiet zu binden oder aus der Ferne hierher zu locken.
>>> Mentees im Schnitt 27,6 Jahre alt
Die Mentees sind im Durchschnitt 27,6 Jahre alt und haben einen Bachelorabschluss. Die meisten der bisher über das Programm Betreuten leben in Essen, mehrere in Gladbeck, Duisburg, Dortmund und Bochum.
In den Fokus genommen hat der Junge Initiativkreis Ruhr insbesondere Studierende, die kurz vor dem Abschluss stehen, sich oft aber selbst bei der Berufswahl als „lost“ bezeichnen.
Nach Angaben des Initiativkreis haben etliche Mentees über das Mentoring im Anschluss einen Job gefunden oder wurden bei Bewerbungen unterstützt.